Need for Speed im Test: Der absolute Renner?

Es hätte alles so schön sein können. Eigentlich wollte man die Need for Speed-freie Zeit dazu nutzen, die Serie neu zu erfinden und trotzdem noch die alten Stärken zu behalten. Dies sollte mit dem neuen Need for Speed gelingen. Nicht selten schlagen Reboots jedoch fehl, was sich an enttäuschten Fans und durchwachsenen Bewertungen der Fachpresse widerspiegelt. Und dann gibt es da vereinzelt immer mal wieder Fälle wie Need for Speed, die weder so ganz das eine noch das andere tun.

Dabei mag den einen oder anderen schon von Anfang an stutzig gemacht haben, dass EA, der Publisher des Spiels, keine Vorab-Reviews erlaubte. Angeblich sei das aufgrund der Server nicht möglich, denn Need for Speed benötigt eine dauerhafte Serververbindung. Andere Publisher lösen dieses Problem indem sie vorab Server für die Presse freischalten oder indem sie die Server einfach generell etwas früher an den Start bringen. Aber Need for Speed durfte von allen erst ab dem Erscheinungstag gezockt werden. Normalerweise sind verbotene Vorab-Reviews immer ein schlechtes Omen. Der Publisher möchte vermeiden, dass die Vorbesteller abspringen, nachdem eine schlechte Review online ist. Im Falle von Need for Speed könnte man auch davon reden, dass man in gewissem Umfang Schadensbegrenzung betreiben wollte. Denn perfekt ist Need for Speed keineswegs und das erhoffte Wunder-Reboot ist es ebenfalls nicht.

Ventura Bay – Die Hauptstadt der schlechten Schauspielkunst

Need for Speed spielt in Ventura Bay und führt uns in ganz ansehnlichen Realfilmszenen durch die dünne Story. Ganz ansehnlich ist auch nur im optischen Sinne gesprochen, denn schauspielerisch sind die wirklich unter aller Kanone. Eine lahme Story mit wenig Inhalt, klischeehaften Charakteren und einer schauspielerischen Leistung wie in einem „Mitten im Leben“. Aber die Nebencharaktere nerven euch nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch im Durchschnitt alle zwei Minuten mit den immer selben nervigen Anrufen. Im echten Leben würde man das Handy vermutlich aus dem Fenster werfen, umkehren und durch wiederholtes Überfahren sicherstellen, dass das Gerät keinen Mucks mehr von sich gibt.

“Aber in Need for Speed nimmt man munter ab, auch bei Tempo 300. Übrigens: Ein Einspieler wie in Underground 2 bezüglich der Beschränkung der Raserei auf das Spiel fehlt in Need for Speed nun.”

Die Story ist aber Gott sei Dank schnell abgehakt, auch wenn Motorsport-Legenden wie Ken Block (den einige von euch sicher von seinen spektakulären YouTube-Auftritten kennen) echte Atmosphäre aufkommen lassen. Atmosphäre aufkommen lassen auch die Rennen. Denn von denen gibt es einige verschiedene Varianten. Zwischen normalen Driftrennen nach Punkten gibt es nun auch den Drift Train; hier muss man möglichst eng beisammen einen Drift absolvieren. Bei Gymkhana muss man sowohl auf Zeit fahre als auch durch Driften Punkte sammeln. Dazu gesellen sich noch Zeitfahrten, Sprintrennen und Rundrennen hinzu. Genug zu tun gibt es also alle mal. Wobei es natürlich auch nur auf die Grundideen Driften, Zeit oder Gegner überholen ankommt.

Mit Ken Block und Co. durch die ewige Nacht von Need for Speed

Das Driften und die Zeitrennen funktionieren ganz gut und sind auch eher selten frustrierend. Was dagegen frustriert und auch einfach nicht motiviert, sind Rennen gegen KI-Gegner. Denn obwohl das Spiel dauerhaft online ist, fährt man alle Rennen gegen KI-Spieler. Und die verhalten sich dümmer als die ebenfalls im Spiel vorhandene Polizei erlaubt (vermutlich weil sie genau so dumm ist).

Das liegt nicht an eigenem Fehlverhalten, sondern eher daran, dass Entwickler Ghost auf die für Need for Speed-typische Gummiband-KI setzt. Das Prinzip ist, dass die KI sich nie ganz überholen lässt, einem also immer knapp auf den Fersen ist. Klar, dass macht die Rennen spannender, ist aber im Falle des neuen Need for Speed lächerlich. Denn selbst mit einem bestens ausgestatteten Wagen wird man nach einem perfekten Start einfach überholt. Und kurz vor dem Ziel schaltet die KI dann ab und lässt sich im Schneckentempo nach hinten fallen. Das Ganze könnte ja auch durchaus motivierend wirken, wenn es nicht so albern wäre. Da klatscht der KI-Gegner in den Gegenverkehr, und wir heizen mit dem Nissan GTR vorbei, nur damit er einen einen Moment später schon wieder überholt. Dagegen verhält sich die KI im Drift Train genau anders. Anstatt immer möglichst nah am Spieler zu bleiben, fährt diese entweder mit Vollgas voraus oder schleicht euch hinterher.

Rutschen wie auf Seife oder festgetackert auf der Straße

Das Fahrverhalten ist, nennen wir es mal so, interesant. Wir haben zwar die Möglichkeit, einige Einstellungen am Wagen vorzunehmen und ihn entweder auf Grip oder auf Drift auslegen, was sich aber nur in einer Sache niederschlägt. Ist der Wagen auf Drift ausgelegt, fahrt ihr wie auf einer Seifenrutschbahn, der Wagen lässt sich kaum noch unter Kontrolle bringen. Ist der Wagen zwischen diesen beiden Extremen angeordnet, fahrt ihr wie bereits beschrieben. Ihr rutscht einfach in den Drift hinein, fahrt durch wie auf Schienen und habt kaum Kontrolle über das Verhalten. Nach ein wenig Übung hat man dann zwar den Dreh raus, mit den Wagen, die ihr am Anfang fahrt, wird das allerdings zu einer absoluten Geduldsprobe.

Nach jedem Rennen erhaltet ihr Rufpunkte und Geld. Die Rufpunkte erhöhen euren Rang, sodass ihr neue Teile freischalten könnt, und mit dem Geld könnt ihr neue Karren kaufen. Also in der klassischen Tradition vieler Rennspiele. Nach rund 15 Stunden ist aber Schluss. Ihr habt alle Rennen abgeschlossen, fahrt den Ferrari F40 (den teuersten Wagen im Spiel) und schaut euch um, was ihr nun mit dem Maximallevel 50 machen könnt. Und was findet ihr? Nichts! Ihr könnt euch noch jeden Tag an den täglichen Challenges versuchen oder ihr fahrt gegen eure Freunde. Wirklich Abwechslung bringt das aber nicht und ehrlich gesagt ist es schade. Ihr könnt natürlich auch alle Rennen wiederholen, um noch mehr Geld anzuhäufen. Fragt sich nur wofür, wenn ihr die besten drei Wagen im Spiel euer Eigen nennt.

Ein weiterer peinlicher Aspekt des Spiels ist der Online-Zwang. Die Begründung des Entwicklers: Es gibt einige Features, die zentral für das Spiel sind, die aber nur eingebaut werden können, wenn wirklich alle Spieler durchgehend online sind. Und ja, an einer Stelle stimmt das auch, denn Bestzeiten können von euren Freunden überboten werden, sodass ihr untereinander immer wieder kleine Rangkämpfe durchführen könnt. Aber dafür ein dauerhafter Online-Zwang? Das ist dann doch etwas wenig. Zudem bleibt die Frage, ob Need for Speed dann bei einem Abschalten der Server auf ewig unspielbar ist.

Die Story also mehr als peinlich, die Rennen hin und wieder frustrierend dank mangelhafter KI und das Rufpunktesystem ohne Motivation. Dann ist doch hoffentlich das Tuning toll, oder? Ja und nein. Einerseits dürfen wir frei an unserem Wagen rumschrauben, was wirklich cool ist. So können wir jedes Teil auf unser Fahrverhalten anpassen. Ob wir nun eine echte Driftmaschine aus dem Wagen machen oder ob wir auf Grip setzen ist uns überlassen. Auch die Auswahl der Teile liegt in unserer Hand. Das Handling ändert sich durch die Feinjustierung auch wirklich spürbar. Allerdings lässt sich seine Einstellung nicht speichern. Also fahren wir nach jedem wechselnden Rennen in die Garage um die Einstellung zu ändern. Denn für Driftrennen lohnt sich natürlich die Driftjustierung mehr als die Gripeinstellung. Aber das bietet sich eigentlich kaum an, denn im Endeffekt sucht man sich ein Mittelding aus und fährt durchgehend mit dieser Einstellung. Allerdings ist das Driften schon arg unrealistisch. Denn ist man erst einmal im Drift angekommen, fährt der Wagen mit der richtigen Beschleunigung allein um die Kurve.

Das optische Tuning dagegen ist eher enttäuschend. Die 51 Karren in Need for Speed (was übrigens für aktuelle Rennspiele eher untere Kategorie ist) lassen sich nur geringfügig individualisieren. Hier mal ein Bodykit, da mal einen neuen Spoiler. Aber wirklich viele Einstellmöglichkeiten gibt es nicht.

Kommen wir nun aber zum großen Pluspunkt in diesem Test: der Grafik. Die ist nämlich wirklich toll geworden. Das Licht der Laternen spiegelt sich cool auf dem Lack des Wagens und man sieht jeden kleinen Regentropfen glitzern. Auch die Straße sieht super realistisch aus. Hier hat sich Ghost wirklich selber übertroffen. Auch wenn das Spiel bei durchgehender Nacht stattfindet. Einzig und allein aufploppende Texturen und Autos stören, die sieht man bei genauer Betrachtung schon etwas häufiger.

Gaming
[next-gamer.de] · 27.11.2015 · 12:52 Uhr
[1 Kommentar]
 
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