Flammeninferno verwüstet Vorort von San Francisco

San Francisco (dpa) - Ein lodernder Feuerball hat mitten in einem Vorort von San Francisco tödliche Verwüstung angerichtet. Eine unterirdische Gasleitung war am Donnerstagabend (Ortszeit) in der Ortschaft San Bruno nahe des Flughafens explodiert und setzte ein ganzes Wohnviertel in Brand gesetzt.

Die offizielle Bilanz bei Sonnenaufgang: Vier Tote, 53 Verletzte, davon drei mit schwersten Verbrennungen. 38 Häuser sind abgebrannt, weitaus mehr beschädigt.

«Ich war gerade dabei, das Abendessen zu bereiten, als ein ohrenbetäubender Knall mich aufschreckte», schilderte die 72-jährige Toni Vaccari der Nachrichtenagentur dpa. «Der Boden schüttelte. Ich schaute aus dem Fenster und sah einen gewaltigen Feuerball». Der Rechtsanwalt Holger Siegwart aus Karlsruhe, der im Süden von San Francisco seine Kanzlei hat, sprach ebenfalls von einem «wahnsinnig lauten Knall»: Wucht und Lautstärke seien unbeschreiblich gewesen.

Tono Vaccari packte ihren Hund und zerrte ihren bettlägerigen Mann, der nur mit seinem Schlafanzug bekleidet war, aus dem Haus. «Wir haben 53 Jahre dort gelebt. Ob es noch steht? Ob wir all unser Hab und Gut verloren haben? Wir wissen es nicht», sagte Vaccari gefasst, aber mit belegter Stimme.

Schockierte Augenzeugen verglichen das flammende Inferno mit der Zerstörung wie nach einem Bombenanschlag. Fernsehbilder zeigten den rotgelben Feuerball, der in dem dicht besiedelten Gebiet hoch in den Himmel schoss. Die gespenstische Feuerwalze war noch lange nach Anbruch der Dunkelheit zu sehen. Dazu das Blaulicht und die Scheinwerfer der Rettungswagen.

Nach dem ersten Schock wurden bereits wütende Stimmen über mögliche Versäumnisse des Stromversorgers PG&E laut. Firmenchef Chris Jones sprach von einer «Tragödie», deren Ursache gründlich nachgegangen werde. Die Explosion der unterirdischen Pipeline war so heftig, dass sie ein riesiges Loch in den Boden riss.

Eine 44-jährige Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, sagte der dpa, dass sich ihre Nachbarn schon vor Tagen über den Gasgeruch beschwert hätten. «PG&E konnte aber nichts finden». Ein Mann schimpfte vor Fernsehkameras, dass der Energiekonzern auf die Beschwerden nicht reagiert habe.

In den schwelenden Trümmern wurde die Suche nach möglichen weiteren Opfern fortgesetzt. «Die Zahl (der Toten) wird noch steigen», warnte der Bürgermeister von San Bruno, Jim Ruane, am Freitag früh (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Die abgebrannten Häuser müssten bis in alle Winkel durchsucht werden, sagte die Leichenbeschauerin April Florent dem «San Francisco Chronicle».

Stunden nach der Explosion schlugen aus einigen Gebäuden noch Flammen. Dichter Rauch und Hitze erschwerten die Arbeit. «Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben erlebt», sagte die brünette 44- Jährige. «Die Erde bebte und es hörte sich an wie ein Jet mit vollem Düsenantrieb». Wir dachten, ein Flugzeug sei abgestürzt. Alle Nachbarn seien um ihr Leben gerannt, berichtete sie der dpa sichtlich erschüttert.

Die wenigsten Hausbewohner nahmen sich die Zeit, irgendwelche Habseligkeiten zu packen. Rund 100 Menschen fanden in Notunterkünften Zuflucht. In dem Bezirk wurde der Notstand ausgerufen. Alle Anwohner sollten sich am Freitag melden, um den Behörden bei der Ermittlung der Opferzahlen zu helfen.

San Bruno liegt in der Nähe des Flughafens von San Francisco. Einige Anwohner befürchteten zunächst den Absturz eines Flugzeugs, als sie den ohrenbetäubenden Knall der Explosion hörten.

Die Bilder der Zerstörung weckten bei vielen Erinnerungen an den tödlichen Großbrand in den Hügeln der Nachbarstadt Oakland im Oktober 1991. Damals hatte ein Buschfeuer die Außenbezirke der Großstadt überrannt und Anwohnern den Fluchtweg abgeschnitten. 14 Menschen kamen ums Leben, über Hundert wurden verletzt, mehr als 2000 Häuser und Wohnungen brannten ab. Das Feuer verwandelte die Villengegend in eine Mondlandschaft, der Sachschaden ging in die Milliarden.

Unfälle / Brände / USA
10.09.2010 · 19:22 Uhr
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