Ex-Außenminister Schewardnadse tot

Tiflis (dpa) - Der letzte sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse, einer der Väter der Deutschen Einheit, ist im Alter von 86 Jahren in seiner georgischen Heimat Tiflis gestorben.

Der frühere georgische Präsident sei um 12.00 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MESZ) nach schwerer Krankheit gestorben, sagte sein Sprecher Soso Tkebutschawa am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Den Deutschen bleibt Schewardnadse als einer der Wegbereiter der Wiedervereinigung unvergessen. Doch in seiner georgischen Heimat galt er als politischer Verlierer.

Als Präsident der Kaukasusrepublik musste er 2003 nach der Rosenrevolution gegen sein korruptes Regime aus Familienclans zurücktreten. Zehntausende von Georgiern mit Rosen in den Händen führten damals seinen politischen Ziehsohn Michail Saakaschwili ins Amt, dessen Fall Schewardnadse zuletzt noch miterlebte und begrüßte. Trotz schwerer Krankheit meldete er sich bis zuletzt immer wieder zu Wort, wenn es um die Innenpolitik der in die EU und in die Nato strebenden Südkaukasusrepublik ging.

Der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow und Kremlchef Wladimir Putin würdigten den Georgier als großen Politiker. «Er hat einen bedeutenden Beitrag zur Außenpolitik der Perestroika geleistet, war ein ehrlicher Verfechter eines neuen Denkens in der Welt», sagte Gorbatschow der Agentur Interfax. Putin sprach den Angehörigen des früheren sowjetischen Außenministers sowie dem georgischen Volk sein Beileid aus.

Der 83 Jahre alte Gorbatschow nannte Schewardnadse einen Freund, der in den 1980er Jahren die Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) intensiv mitgestaltet habe. Der Politiker habe eine große Rolle bei der «Vereinigung Deutschlands, in europäischen Angelegenheiten, bei der Normalisierung der Beziehungen zu China und im Dialog mit den USA gespielt», sagte Gorbatschow. Besonders eingesetzt habe sich der Politiker zudem für ein Ende des atomaren Wettrüstens.

Gorbatschow hob vor allem Schewardnadses «georgisches Temperament» hervor. «Er war in der Lage, mit unterschiedlichen Menschen schnell in Kontakt zu treten - mit der Jugend und mit der älteren Generation», sagte Gorbatschow. Am 25. Januar 1928 in Mamati nahe der Schwarzmeer-Küste geboren, machte der Historiker Schewardnadse bereits zu Zeiten seines Landsmanns Josef Stalin, dem Sowjetdiktator, von 1948 an Karriere in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Gorbatschow hatte ihn 1985 nach Moskau geholt.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und des Ostblocks 1991 ging Schewardnadse in seine Heimat - an die Staatsspitze in Tiflis. Im gerade unabhängig gewordenen Georgien herrschten Chaos, Armut und Bürgerkrieg. Doch Schewardnadse schaffte es nicht, die Kaukasusrepublik zu stabilisieren und auf Reformkurs zu bringen. In den elf Jahren seiner Präsidentschaft überlebte er drei Attentate.

Die Hoffnungen vieler Georgier auf ein besseres Leben enttäuschte Schewardnadse während seiner von Korruption geprägten Amtszeit. Auch die Konflikte um die abtrünnigen und von Russland heute als unabhängige Staaten anerkannten Regionen Abchasien und Südossetien vermochte der erfahrene Staatsmann nicht zu lösen.

Der georgische Ministerpräsident Irakli Garibaschwili ordnete ein Staatsbegräbnis für den Politiker an. «Er war Politiker von internationaler Bedeutung, der zum Ende des Kalten Kriegs beigetragen hat», sagte Garibaschwili. Er habe eine «wichtige geopolitische Rolle bei der Gestaltung der modernen Welt» gespielt. Ex-Präsident Saakaschwili nannte ihn eine «bedeutende Figur» des sowjetischen Imperiums.

Geschichte / Georgien
07.07.2014 · 13:52 Uhr
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