News Heftige Reaktionen auf möglichen Amtsverzicht Webers

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25 April 2006
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Folgende News wurde am 09.02.2011 um 14:37:00 Uhr veröffentlicht:
Heftige Reaktionen auf möglichen Amtsverzicht Webers
Finanznews

(NEU: Weiterer Bankvolkswirt, Telefonat mit Merkel) Von Hans Bentzien DOW JONES NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Der mögliche Verzicht Axel Webers auf eine zweite Amtszeit als Präsident der Deutschen Bundesbank hat an den Finanzmärkten, in der Politik und unter geldpolitischen Beobachtern teilweise heftige Reaktionen hervorgerufen und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Telefon greifen lassen. Aus Kreisen der Deutschen Bundesbank hatte am Mittwoch verlautet, Weber habe "in einer vertraulichen Runde angedeutet, nicht unbedingt eine zweite Amtszeit in der Bundesbank anzustreben"."Er sieht keine Veranlassung für eine persönliche Erklärung und wird seine Termine unverändert wahrnehmen", hatte es aber auch geheißen. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, die Bundesbank wolle noch am Mittwoch eine Erklärung zur beruflichen Zukunft ihres Präsidenten veröffentlichen. Die Bundesbank hatte dies später dementiert. Die Nachrichtenagentur dpa hatte zudem ebenfalls unter Verweis auf "Kreise" berichtet, Weber plane seinen Rückzug aus der Bundesbank und wolle zur Deutschen Bank wechseln, wozu die Deutsche Bank keinen Kommentar abgeben wollte. Sollte Weber die Absicht haben, die Nachfolge von Jean-Claude Trichet als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) anzutreten, würde er die Bundesbank bereits im Oktober 2011 verlassen müssen. Weber ist seit 2004 Präsident der Deutschen Bundesbank, seine erste Amtszeit endet 2012. Er galt bisher als aussichtsreicher Kandidat für Trichets Nachfolge und ist nun offenbar Opfer einer Indiskretion geworden. Als mögliche Nachfolger Trichets werden auch der Gouverneur der Banca d'Italia, Mario Draghi, und der finnische Zentralbankgouverneur, Erkki Liikanen, gehandelt. Bundestagsabgeordnete äußerten sich in ersten Reaktionen betroffenen über den möglichen Rückzug Webers."Wenn die Meldungen zutreffen, wären sie ein schwerer Rückschlag für die weitere Entwicklung des Euro", sagte der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, "Handelsblatt Online"."Weber wäre als Trichet-Nachfolger der Garant für eine Stabilitätskultur im Sinne der Deutschen Mark gewesen", fügte er hinzu. Für die Trichet-Nachfolge brauche es jetzt eine schnelle und kompetente Alternative. Der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Klaus-Peter Flosbach (CDU), äußerte die Hoffnung, dass Weber an der Spitze der deutschen Notenbank bleibt."Ich schätze die Arbeit von Herrn Weber ganz außerordentlich, er ist ein Garant für die Stabilität der Finanzmärkte", sagte Flosbach "Handelsblatt Online"."Ich würde es deshalb unbedingt begrüßen, wenn Herr Weber seine erfolgreiche Arbeit fortsetzt." Regierungssprecher Steffen Seibert versicherte, die Bundesregierung habe "immer das Interesse, einen starken Kandidaten für die Nachfolge von Trichet zu finden; das war immer unser europäisches und deutsches Interesse". Allerdings sei der Name Webers im Kabinett nicht gefallen. Die Kanzlerin habe allerdings am Vormittag ein Telefonat mit dem Bundesbank-Präsidenten geführt, dessen Inhalt aber vertraulich sei. Nach Einschätzung von Julian Callow, Volkswirt bei Barclays Capital, könnte ein Rückzug Webers die Aussichten anderer Deutscher verbessern, an die EZB-Spitze zu rücken."Wenn sich Herr Weber neuen Aufgaben zuwenden sollte, würde das deutlich die Chancen von Klaus Regling erhöhen, die Nachfolge von Herrn Trichet anzutreten", sagte er. Regling, gegenwärtig Chef des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds (EFSF), sei zwar kein Geldpolitiker, habe aber von 1991 bis 1998 im Bundesfinanzministerium gearbeitet und sei von 2011 bis 2008 Generaldirektor für Wirtschaft bei der EU-Kommission gewesen. UniCredit-Volkswirt Marco Valli will Regling zwar nicht völlig ausschließen, hält ihn aber für keinen aussichtsreichen Kandidaten."Regling ist an den Märkten nicht besonders bekannt, so dass seine Kandidatur als politischer Schachzug interpretiert werden könnte", gab er zu bedenken. Für wahrscheinlicher hält Valli eine Kandidatur Liikanens oder auch des luxemburgischen Zentralbankchefs Yves Mersch. Welche Bedeutung einer Kandidatur Webers für die EZB-Spitze an den Finanzmärkten beigemessen wird, zeigte die Reaktion des Euro auf Agenturmeldungen über seinen angeblichen Verzicht auf eine Kandidatur. Die Europäische Einheitswährung fiel gegen Mittag von 1,3648 auf 1,3612 USD und erholte sich erst nach der Erklärung der Bundesbank, sie plane keine Mitteilung über die berufliche Zukunft ihres Präsidenten. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, dass Weber wegen seiner öffentlich geäußerten Kritik an einem Beschluss des EZB-Rats - dem, Staatsanleihen am Sekundärmarkt zu kaufen - nicht mehr so gute Chancen auf den Posten des EZB-Präsidenten habe. Der Bundesbankpräsident selbst hatte diesen Spekulationen Nahrung gegeben, als er sagte, er wolle nicht um jeden Preis EZB-Präsident werden. Weber, ein angesehener Experte für Geld- und Währungstheorie, war Ökonomie-Professor in Köln und einer der fünf "Wirtschaftsweisen", die die Bundesregierung beraten. Ein leitendes Mitglied einer Regierung des Euroraums sagte am Mittwoch, Weber sei "kein offensichtlicher Kandidat" mehr. Diesen Eindruck habe er beim Treffen der Staats- und Regierungschefs des Euroraums in der vergangenen Woche gewonnen. Der Bundesbankpräsident lehnt den Kauf von Staatsanleihen der so genannten Peripherieländer ab, weil dies für die EZB unkalkulierbare Risiken mit sich bringe. In den vergangenen Wochen hatten EZB-Ratsmitglieder wiederholt die Idee geäußert, statt der EZB könne die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) Staatsanleihen kaufen. In der Diskussion über eine Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts vertritt Weber eine harte Linie und fordert möglichst automatische Sanktionen gegen Länder, die gegen die Fiskalregeln der EU verstoßen. Mario Draghi, der als Chairman des Financial Stability Board (FSB) eine wichtige Zusatzqualifikation mitbrächte, werden von Beobachtern geringere Chancen auf Trichets Stuhl eingeräumt. Grund ist, dass mit dem Portugiesen Vitor Constancio bereits ein "Südländer" Vizepräsident der EZB ist und dass Draghi für die US-Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet hat. Aus diesem Grund war in den vergangenen Wochen verstärkt über eine mögliche Kandidatur des Finnen Erkki Liikanen spekuliert werden. Auch der Chef der luxemburgischen Nationalbank, Yves Mersch, war als möglicher Kandidat erwähnt worden. Meldungen anderer Nachrichtenagenturen zufolge, die sich ebenfalls auf informierte Kreise beziehen, plant Weber einen Wechsel zur Deutschen Bank. Das Institut lehnte einen Kommentar hierzu ab. Webseite: Deutsche Bundesbank - Browser-Empfehlung -Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300, [email protected] (Geoffrey T. Smith und Beate Preuschoff haben zu diesem Bericht beigetragen) DJG/hab/mle
 
Das ist mal eine ganz heikle Sache.
Die BuBa ist ja entschieden gegen diese quantitativen Lockerungen der EZB und schon die kleine Diskussion hat für solchen Wirbel gesorgt.
Er wird auch als Kandidat für die Trichet-Nachfolge gehandelt, also wenn er als BuBa-Vorstandschef nicht weitermachen wird er auch nicht zur EZB wollen. Damit wäre er dann quasi disqualifiziert und der Euro verlöre einen Stabilitäts-Faktor.
Würde er aber EZB-Chef werden müsste er auch diese "Rettungsmaßnahmen" zurücknehmen, sonst wäre er ja nicht mehr glaubhaft - geht aber praktisch nicht.
Also kann er eigentlich weder als BuBa-Chef weiter machen noch kann er EZB-Chef werden.

Damit ist der Euro jetzt noch weiter destabilisiert.
 
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