Fragwürdige Künstler

Talion

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ID: 33759
L
20 April 2006
794
75
Hallo,

ich wollte mal fragen, wie ihr es mit Künstlern haltet, die fragwürdige bis bedenkliche Ansichten bzw. eine solche Vergangenheit haben.
(Ich poste mal im Musikforum, aber falls sich der Thread auch in andere Richtungen entwickeln sollte, darf er gerne verschoben werden.)

Für mich stellte sich die Frage gerade wieder bei der Melodic Death-/Blackmetalband Dissection. Dass die Band sich als Sprachrohr des "Misanthropisch-Luziferischen Orden" verstand und satanistisch gesinnt war, stört mich nicht besonders, solange sie damit niemandem schaden. Aber in diesem Fall führten die radikalen Ansichten eben auch zu radikalen Taten; der Kopf der Band (Jon Nödtveidt) wurde vor einigen Jahren wegen Beihilfe zum Mord an einem Homosexuellen verurteilt. (Nödtveidt hat sich letzten Monat übrigens das Leben genommen.)
Ich habe die Band letztes Jahr beim Wackenfestival gesehen und mochte die Musik sehr, aber wusste nichts über den Hintergrund. Ein paar Minuten nach dem Auftritt erfuhr ich dann, dass da gerade ein verurteilter Mörder auf der Bühne gestanden hatte. Sehr seltsames Gefühl, gerade noch Beifall geklatscht und das Konzert genossen zu haben, auch wenn man natürlich - da die Strafe abgesessen war - auch sagen könnte, dass diese Sache als abgehakt gelten kann.
Inzwischen habe ich mir einige Texte durchgelesen und konnte dabei nichts Bedenkliches entdecken. (Wobei Nödtveidt wohl auch nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch gesagt hat, dass Ansichten nur dann einen Wert haben, wenn man jederzeit für sie töten würde. Was, gerade in diesem Kontext, für mich schon deutlich weniger harmlos klingt.)
Wären die Texte mehr oder weniger deutliche Propaganda für solche Ideologien, wäre damit für mich klar, dass ich die Band nicht mehr hören würde; so aber bin ich unentschieden, ob Musik und Personen zu trennen sind oder nicht. Aus diesem Grund würde es mich interessieren, wie ihr mit solchen Fällen umgeht.

Bevor die Diskussion in so eine Richtung umschlägt:
1. Ja, im (Black-)Metal gab (und gibt) es Auswüchse ins Rechtsextreme, tätlich Anti-Christliche (Kirchenbrände), Minderheitenfeindliche und andere nicht gutzuheißende Richtungen.
2. Das sind jedoch Randerscheinungen (zugegebenermaßen waren sie gerade im frühen norwegischen Blackmetal nicht selten) die es in entsprechenden Abwandlungen in vielen Musikrichtungen gibt und die NICHT verallgemeinernd auf die Gesamtheit übertragen werden dürfen. Die allermeisten Metalbands vertreten keine derartigen Ideologien.
3. Ist das hier nicht das Thema und soll es auch nicht werden.



~ Talion
 
Ich höre auch Musik von einigen Interpreten, die ich (z.B. durch Interviews oder sonstige öffentliche Äußerungen) überhaupt nicht leiden kann.
Ändert aber an der Musik nichts. Okay, bei einem verurteilten Mörder schon ein etwas krasserer Fall, das wäre für mich auf jeden Fall schonmal ein Grund, keine CDs von denen zu kaufen.

Generell sollte man (imho) das Endprodukt unabhängig vom Produzenten betrachten, weil dadurch, dass ich die Musik höhe, habe ich ja nichts mit dem Musiker zu tun ;)
 
Ich sehe das anders.
Wenn ich mit den Ansichten und Einstellung eines Musikers absolut nicht einverstanden bin, dann möchte ich die auch nicht unterstützen.
Nehmen wir mal diese ganzen rechtsgerichteten Bands... Landser und wie sie nicht alle heißen (ich kenne mich da nicht so aus). Es gibt echt Punks und andre linksorientierten Leute die sich solche Musik anhören. Da kann ich nur den Kopf schütteln.
Indem ich die Musik von so jemandem höre unterstütze ich ihn geistig. Gehe ich dann noch auf Konzerte, kaufe seine Shirts oder CDs, unterstütze ich ihna uch noch finanziell. Nein Danke.
Gerade bei rechten Bands kann ich das absolut nicht verstehen. Ich verabscheue die Meinung und das woran sie glauebn. Deshalb möchte ich mich auch komplett von ihnen distanzieren und wenn ich deren Musik hören würde, würde ich das ja nicht ;)
Das ist natürlich bei Mördern, Kinderschändern, Vergewaltigern usw. genauso.
 
Solange in den Texten nicht versucht wird, für mich fragwürdige Ideologien "an den Mann zu bringen" und die Bandmitglieder sich nicht für die radikale Ausführung dieser aussprechen, kann der Band-Leader auch gerne Satanist sein und sich irgendwann selbst umbringen, wenn er meint alles auf Erden vollbracht zu haben, was er wollte (so war glaube ich die Begründung Nödtveidts für seinen Selbstmord). Hauptsache er schadet niemandem; direkt oder indirekt.

Wobei schon differenziert werden muss, ein verurteilter Mörder (auch wenn dieser sein Strafmaß abgesessen hat) als Band-Leader oder eine radikal rechts-gerichtete Band, die sich öffentlich dazu bekennt und möglicherweise sogar die Texte darauf ausrichtet, ist für mich wohl nicht aktzeptabel.
 
Ich höre auch Musik von einigen Interpreten, die ich (z.B. durch Interviews oder sonstige öffentliche Äußerungen) überhaupt nicht leiden kann.
Ändert aber an der Musik nichts.
Bis hierhin stimme ich zu. Wenn ich einen Künstler persönlich (soweit man das halt sagen kann, denn die größeren kennt man ja eher selten persönlich) nicht leiden kann, wird er zwar vermutlich nie zu meinem Lieblingskünstler werden, egal wie gut die Musik sein mag, aber ich habe kein Problem damit, ihn weiter zu hören.
Aber in diesem Fall ging es mir eben eher um Fälle, die über "nicht leiden können" hinausgehen. Und da gibt es dann für mich schon recht schnell eine Grenze, ab der ich Musik und Produzent nicht mehr trennen kann/möchte, selbst wenn die Musik nicht unmittelbar als Transportmittel für die Ideologie verwendet wird.

Wenn ich mit den Ansichten und Einstellung eines Musikers absolut nicht einverstanden bin, dann möchte ich die auch nicht unterstützen.
Geht mir genauso, gerade bei rechten Bands.

Allerdings ist für mich in dem von mir genannten Fall (Dissection) die Situation nicht ganz so eindeutig. Ich nehme zwar an, dass die gesamte Band Ansichten hat, die ich nicht unbedingt teile, aber die auch nicht so krass sind, dass ich der Band deswegen den Rücken zukehren würde. Aber mit dem Mord hatte nur der Frontmann etwas zu tun.
Vor '97 gab es noch keinen Grund, die Band zu meiden - wird jetzt die Musik, die früher gut war, plötzlich schlecht, wenn die Band Mist baut? Sollte man die Alben, die nach der Zeit im Gefängnis entstanden sind, nicht mehr kaufen, obwohl nur einer aus der Band Mist gebaut hat?
Eine klare Antwort hab ich darauf nicht. Dem Gefühl nach würde ich die erste Frage mit Nein, die zweite mit Ja beantworten. Aber beim Nein bleibt immer noch ein schlechter Nachgeschmack, und beim Ja würde ich rein rational eher zum Nein tendieren.


Solange in den Texten nicht versucht wird, für mich fragwürdige Ideologien "an den Mann zu bringen" [...]
ein verurteilter Mörder (auch wenn dieser sein Strafmaß abgesessen hat) als Band-Leader [...] ist für mich wohl nicht aktzeptabel.
Das läuft genau auf die von mir angesprochene Situation hinaus: Vor dem Mord "durfte" man die Musik gutfinden (denn die Texte waren ja ok, und auch die Äußerungen der Band hielten sich in einem akzeptablen Rahmen), nach dem Mord nicht mehr, obwohl sich an der Musik nichts geändert hat.


Was ich definitiv sagen kann, ist dass ich nicht mehr auf deren Konzerte gehen würde und auch keine Bandshirts von denen tragen würde. (Das mit den Konzerten hat sich ja dank des Selbstmords ohnehin erledigt.) Neue CDs von ihnen kaufen würde ich wohl auch eher nicht, obwohl das für mich schon uneindeutig ist. Alte CDs hören? Ab und an wohl weiterhin.
 
Vor '97 gab es noch keinen Grund, die Band zu meiden - wird jetzt die Musik, die früher gut war, plötzlich schlecht, wenn die Band Mist baut? Sollte man die Alben, die nach der Zeit im Gefängnis entstanden sind, nicht mehr kaufen, obwohl nur einer aus der Band Mist gebaut hat?
Eine klare Antwort hab ich darauf nicht. Dem Gefühl nach würde ich die erste Frage mit Nein, die zweite mit Ja beantworten. Aber beim Nein bleibt immer noch ein schlechter Nachgeschmack, und beim Ja würde ich rein rational eher zum Nein tendieren.

Schlechter wird die Musik dadurch nicht (mal rein vom musikalischen Standpunkt aus gesehen). Ein schaler Beigeschmack beim Hören dieser wird denke ich aber da sein. Ob jemand diese Musik noch hören möchte nach solchen Vorfällen, muss und sollte wohl jeder selbst entscheiden.

Ich denke ich würde die Band nicht mehr so unterstützen wie früher (T-Shirts, Alben kaufen, Konzerte...), aber auch das kann ich nicht pauschal sagen. Menschen können sich imo durchaus ändern, die Chance dies zu tun und auch zu zeigen, das es eine Veränderung gegeben hat, sollte man auch einem verurteilten Mörder zugestehen.
Genau diese Veränderungen hat es bei Nödtveidt meiner Meinung nach nicht gegeben, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Er gab z.B. nie ein Statement zu dem Mord ab. Eher kamen dann noch doch recht radikale Äußerungen wie die über das "Ansichten vertreten" - bis hin zum Mord für eben diese.
 
@Talion

Ja mit Nödtveidt ist das so seine Sache und auch mit einigen anderen Musikern dieser Szene, die wegen Vergewaltigung, schwerer Körperverletzung oder ähnlichen Dingen Haftstrafen absitzen. Ich weiss auch nicht so recht was man davon halten soll. Zu einem merkt man ihren Texten vllt durchaus eine innere Gewaltbereitschaft an, aber wiederum singen auch viele andere Bands von solchen Dingen und die Musiker sind im privaten Leben gute, liebe Eltern oder in Ausnahmefällen sogar sehr gläubige Christen, tuen aber die besungenen Dinge nicht. Scheinbar zeigt sie im Falle Nödtveidts, dass es halt auch "Psychopaten" mit einer sehr kreativen, bildenen künstlerischen Ader gibt, die dann aber dennoch ihren inneren "Zwängen" nachgeben und abdrehen.

Naja, ich bin da halt geteilter Ansicht. Von mir selbst zumindest kann ich sagen: Ich habe auch mal ne "kranke" Phantasie, diese nutze ich dann aber auch aus um Texte für unsere Band verfassen zu können. Es halt auch alles seine Vor - und Nachteile.

Grüße Robert
 
Bei mir muss das Gesamtbild stimmen bei der Frage, ob ich ne Band oder nen Solokünstler finanziell unterstütze durch CDs, Konzerte, Tshirts, etc. Sind das irgendwelche Vollhonks, kauf ich von denen nix, kommen sie sympathisch rüber, bin ich gerne ein Fan, der dann auch wirklich alles kauft und nicht nur runterlädt. Wenn ne Band was vertritt, was mir absolut gegen den Strich geht, kann die Musik noch so gut sein, von mir kriegen die keinen Cent.
 
Ich glaube Fragwürdig trifft es gut. Ja, man sollte sie, ihre Musik und vermutlich sogar ihre weiteren Taten hinterfragen. Aber schlussendlich denke ich die Musik die eine Person macht und mögliche verbrechen die sie begeht sind zweierlei. Und genau so differenziert sollte man sie auch Hinterfragen.
 
Fragwürdige Künstler gibt es viele, keine Frage. Angefangen bei deutschem Hip Hop, wo dazu aufgefordert wird seine Frauen zu "klatschen", weil das ja supergeil und superknorke ist. Dazu noch am Wochenende Extacy ins Glas, ne Line Koka bzw. Pep dazu und das Wochenende kann beginnen...oder wie bei so'nem Vetreter dieser "Musik", sein Name, glaube ich, ist MC Bastard, er singt in einem Lied was von Müttern töten, deren Babies ausweiden, um sie dann mit Koks über die Granze zu schmuggeln. Toll, was!? Warum ich das alles schreibe? Weil ich als absoluter Eisregen Fan mir überall Vorwürfe anhören kann, wie man denn so etwas hören kann, wo Menschen abgeschlachtet werden, wo man über S*x mit Leichen singt etc. Tja, dazu sage ich nur, hätte man die Texte dieser Götterband durchgelesen, wäre man schlauer. Angefangen bei dem Lied "Ripper von Rostow" geht es um den bekannten Serienmörder Andrej Tschikadilo, der in Russland ca. 60 Menschen auf's bestialischste abgeschlachtet hat, also der Wahrheit entsprechend. 1000 tote Nutten ist eine böse Abrechnung mit unserer Medienlandschaft, die ja aus jedem noch so bekanntem Mörder einen "Star" macht..., Das Lied Schwarze Rose handelt von Eltern, die ihren Sohn im Krieg verloren. Natürlich gibt's auch Lieder wie Blutgeil, Stirb lächelnd, Meine tote russische Freundin, Ode and den Niedergang, Eispalast, Wundwasser u.s.w. Alle Lieder sind mit einem zynischem Augenzwinkern zu sehen, wenn man denn in der Lage ist, das zu erkennen. Für mich haben diese ganzen Hip Hop Asis im musikalischen Bereich absolut keine Daseinsberechtigung ( die meisten von diesen Vollidioten können noch nicht mal richtig reden...) Daher das Veröffentlichkeitsverbot von zwei Eisregenalben aufheben und den restlichen Scheiß verbieten. Genau zugehört Ihr Scheißw.... von der BpjS???