Wirtschaft Dividende vs. Gehaltskürzung & soziale Einschnitte ???

komerzhasi

Krieg & Krawall
ID: 23775
L
24 April 2006
3.400
220
Mahlzeit Gemeinde !

In der Presse macht es seit Anfang dieser Woche die Runde und jeden Tag kommen scheibchenweise neue Informationen zur geplanten Auslagerung von 50.000 Telekom-Mitarbeitern in eigenständige Gesellschaften namens "T-Service".

Kurz die Informationen zum Angebot der Arbeitgeberseite ...

1. Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden

2. zusätzlich (keine Verrechnung der Arbeitszeitverlänerung) Absenkung der Löhne um 12%

3. "100 Stunden-Budget" jährlich pro Mitarbeiter die flexibel eingesetzt werden sollen und nicht vergütet werden

4. Absenkung des Festgehalts auf 80% Erhöhung des variablen Gehaltsanteils auf 20%

5. keine Gehaltsanpassungen in den nächsten 2 1/2 Jahren

6. Kündigungsschutz bis zum Jahr 2010

Diese "Maßnahmen" sollen dazu dienen, langfristig Beschäftigung zu sichern und Kosten um 900 Millionen Euro / Jahr zu senken.

Gleichzeitig wurde aber beschlossen, eine Dividende in diesem Jahr von 80% des Gewinns (Volumen 3,5 Milliarden Euro, Rendite 6,2%)
auszuschütten.

Im Angesicht einer Firmenpleite oder dunkelroten Zahlen könnte ich das Angebot der Telekom an ihre Mitarbeiter verstehen aber im Zeichen dieser Dividendenzahlung ist das für mich ein Unding.

Was denkt ihr darüber ?
 
Ich seh das ganze andersrum. Die Mitarbeiter sind schon seit Jahren überflüssig und warum sollte man sie dann auch nicht irgendwann mal rausschmeißen? Und die Arbeitszeiten sind eben auch nicht vernünftig gewesen vorher, deshalb müssen sie jetzt eben korregiert werden.

Ich finde es nicht schlimm, dass die Dividende angehoben wird, ein Unternehmen muss den Aktionären nützen und dies tut es direkt nur über die Dividende.

Ob eine Erhöhung der Dividende jetzt wirtschaftlich sinnvoll ist, kann ich im Falle Telekom leider nicht beurteilen, aber moralisch ist dies problemlos möglich.
 
Ich seh das ganze andersrum. Die Mitarbeiter sind schon seit Jahren überflüssig und warum sollte man sie dann auch nicht irgendwann mal rausschmeißen? Und die Arbeitszeiten sind eben auch nicht vernünftig gewesen vorher, deshalb müssen sie jetzt eben korregiert werden.

Die Mitarbeiter sind eben nun mal nicht überflüssig ... ganz im Gegenteil.
Oder wie sonst will die Telekom den miesen Service verbessern ?
Mit weniger und vor allem schlecht bezahlten Mitarbeitern ? :ugly:

Was die Arbeitszeiten anbetrifft war das wohl auch ein Wunsch der Konzernleitung auf 34 Stunden/Woche mit 5% Gehaltsabsenkung zu gehen und sie nun wieder anzuheben - natürlich ohne Lohnausgleich.
 
Die Mitarbeiter sind eben nun mal nicht überflüssig ... ganz im Gegenteil.
Oder wie sonst will die Telekom den miesen Service verbessern ?
Mit weniger und vor allem schlecht bezahlten Mitarbeitern ? :ugly:

Was die Arbeitszeiten anbetrifft war das wohl auch ein Wunsch der Konzernleitung auf 34 Stunden/Woche mit 5% Gehaltsabsenkung zu gehen und sie nun wieder anzuheben - natürlich ohne Lohnausgleich.
Der schlechte Service der Telekom liegt nicht in der Anzahl der Mitarbeiter begründet, sondern in der allgemeinen Struktur.

Und die Mitarbeiter sind nicht schlecht bezahlt, sondern angemessener :).
 
Der schlechte Service der Telekom liegt nicht in der Anzahl der Mitarbeiter begründet, sondern in der allgemeinen Struktur.

Da frage ich mich aber ... wer ist für die derzeitige Struktur verantwortlich ?
Die Mitarbeiter ?

Und ich frage mich, was die Umstrukturierungen (genau 16 an der Zahl bisher) der vergangenen Jahre gebracht haben und vor allem wer für diese Umstrukturierungen verantwortlich ist ...
Die Mitarbeiter ?

Weiterhin die Frage ... wenn nicht die Mitarbeiter wer dann erwirtschaftet den Unternehmensgewinn von knapp 6 Milliarden Euro allein im Jahr 2006 ?

Und die Mitarbeiter sind nicht schlecht bezahlt, sondern angemessener :).

Angemessener klingt nicht verkehrt.
Nur würdest Du persönlich auf rund 25% Gehalt verzichten wollen weil man Dir sagt, es ist notwendig ?
 
Weiterhin die Frage ... wenn nicht die Mitarbeiter wer dann erwirtschaftet den Unternehmensgewinn von knapp 6 Milliarden Euro allein im Jahr 2006 ?

Dann mach mal bitte ne Aufstellung, welche Gewinne wirklich durch klassische Arbeit geschaffen wurde, welche durch Aktivitäten an Finanzmärkten, durch Arbeitsverlagerung, Einmaleffekte etc...

gruss kelle!
 
Dann mach mal bitte ne Aufstellung, welche Gewinne wirklich durch klassische Arbeit geschaffen wurde, welche durch Aktivitäten an Finanzmärkten, durch Arbeitsverlagerung, Einmaleffekte etc...

Der Geschäftsbericht ist öffentlich zugänglich (AG).

Da die Telekom kein Finanzdienstleister ist und im vergangenen Jahr (meines Wissens nach) keine grossen Beteiligungen verkauft wurden ziehe ich den Schluss daraus, dass der Großteil des Unternehmensgewinns direkt durch Mitarbeiteraktivitäten zustande gekommen ist.

Dabei spielt es keine Rolle ob durch Produktentwicklung, Vertriebstätigkeiten oder Werbeeinnahmen.
 
Da die Telekom kein Finanzdienstleister ist und im vergangenen Jahr (meines Wissens nach) keine grossen Beteiligungen verkauft wurden ziehe ich den Schluss daraus, dass der Großteil des Unternehmensgewinns direkt durch Mitarbeiteraktivitäten zustande gekommen ist.

Dabei spielt es keine Rolle ob durch Produktentwicklung, Vertriebstätigkeiten oder Werbeeinnahmen.
Ich glaube auch, dass der Großteil des Gewinns durch Mitarbeiteraktivitäten entstanden sind, ich habe aber den Bericht der Telekom nicht gelesen, aber wenn 1 Mitarbeiter bsp. bei der Telekom nur 1 Euro Gewinn bringt und bei einem anderen Unternehmen 2 Euro, dann muss die Hälfte der Belegschaft eben gehen.

Natürlich würde ich nicht gerne auf einen Teil meines Gehalts verzichten, aber arbeitslos werden ist die Alternative.

Zu den Umstrukturierungen kann ich nicht so viel sagen, aber 16 waren es ganz sicher nicht und der Obermann ist in meinen Augen wesentlich fähiger also so manch ein anderer.
 
Die ursprüngliche Idee der Kapitalgesellschaften: Die hätten so konsequent sein können und als Ausgleich Aktien hergeben können. Das brächte die Vorteile, dass die Mitarbeiter als Teilhaber wissen für wen sie arbeiten und ein Teil des eigentlichen Gehalts wieder ins Unternehmen geht.

So wie es jetzt geht ein Teil des Gehalts ohne Gegenleistung wieder ins Unternehmen und erhöht das Eigenkapital ohne dass die Mitarbeiter dafür einen Ausgleich bekämen.
Der Aktienwert steigt durch solche Maßnahmen auch noch, was zusätzlich zu einer Rendite ohne Dividende führt.
 
In der Presse macht es seit Anfang dieser Woche die Runde und jeden Tag kommen scheibchenweise neue Informationen zur geplanten Auslagerung von 50.000 Telekom-Mitarbeitern in eigenständige Gesellschaften namens "T-Service".
Meine persönliche Meinung: Völlig falscher Ansatz, völlig falsche Vorgehensweise, kastrophal in der Öffentlichkeitswirkung.

1. Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden
Finde ich persönlich völlig in Ordnung.

2. zusätzlich (keine Verrechnung der Arbeitszeitverlänerung) Absenkung der Löhne um 12%
Finde ich nicht korrekt. Wenn jemand übertariflich verdient, könnte man da kürzen, sonst nicht

3. "100 Stunden-Budget" jährlich pro Mitarbeiter die flexibel eingesetzt werden sollen und nicht vergütet werden
Wie soll Arbeit, die nicht vergütet wird, wohl Qualitätsstandards erreichen. Meinen die wirklich, MItarbeiter arbeiten gut, wenn sie kein Geld dafür bekommen?

4. Absenkung des Festgehalts auf 80% Erhöhung des variablen Gehaltsanteils auf 20%
Ansichtssache. Ich würde den Mitarbeitern 30% in Aktien zahlen, dann hat es jeder selber in der Hand, wieviel er verdient. Und langfristig bekommen die Mitarbeiter so starke Mitbestimmungsrechte, dass solche Aktionen verhindert werden können.

5. keine Gehaltsanpassungen in den nächsten 2 1/2 Jahren
6. Kündigungsschutz bis zum Jahr 2010
zusammengenommen doch nicht übel.

Diese "Maßnahmen" sollen dazu dienen, langfristig Beschäftigung zu sichern und Kosten um 900 Millionen Euro / Jahr zu senken.
Inoffiziell sollen wohl 50.000 Leute abgeschoben und später dem Arbeitsamt überstellt werden, vermute ich.

Gleichzeitig wurde aber beschlossen, eine Dividende in diesem Jahr von 80% des Gewinns (Volumen 3,5 Milliarden Euro, Rendite 6,2%)
auszuschütten.
Naja, Rendite zum aktuellen Kurs. Die ist ja immer nur eine Momentaufnahme. Und Geldgeber tragen das Risiko, wollen es also auch vergütet haben. Sonst gebe ich mein Geld nicht der Telekom, sondern der Diba, die zahlt 4% ohne Risiko.

Im Angesicht einer Firmenpleite oder dunkelroten Zahlen könnte ich das Angebot der Telekom an ihre Mitarbeiter verstehen aber im Zeichen dieser Dividendenzahlung ist das für mich ein Unding.
Das Eine hat mit dem anderen aber nicht viel zu tun.

Für mich stellt sich nur die Frage: Braucht man die 50.000 Mitarbeiter oder nicht? Wenn man sie braucht, dann muss man nicht ausgliedern. Braucht man sie nicht, ist das jetzt nur das Spiel, das Siemens auch gespielt hat.

Meiner Meinung nach sollte man die MItarbeiter mal stärker einbinden in die Qualitätsprozesse, statt sie nur wie Arbeitssklaven zu verwalten. Dann arbeiten die auch gerne, mehr und besser, völlig ohne jeden Zwang.

Marty
 
nun, liebe Menschen, die ihr euch über die Telekom beklagt, beklagt euch doch lieber bei der Gewerkschaft, die mit der Konkurrenz der Telekom Tarifverträge abschließt, bei der die Mitarbeiter der Konkurrenz nur die Hälfte dessen verdienen, was ein Telekom Mitarbeiter verdient. Wie soll die Telekom denn da im Wettbewerb bestehen?

also: verantwortlich ist auch die Gewerkschaft!

und wenn die Telekom das nicht macht dann wird sie auf die Dauer Pleite gehen.

Und wenn die Telekom aufhört eine üppige Dividende zu bezahlen, dann werden mehr und mehr Akionäre (die mit der Telekom ohnehin schon nicht sehr glücklich sind) abspringen und die Telekom kann zum Schnäppchenpreis übernommen werden. Von Amerikanern, Russen, Chinesen... Wer glaubt, dass das oder eine Pleite der Telekom besser für die Menschen ist, der telefoniere in Frieden weiter bei der Konkurrenz, weil diese billiger ist und beklage sich, dass die Telekom Mitarbeiter nur doppelt so viel verdienen, wie die Mitarbeiter der konkurrenz...
 
nun, liebe Menschen, die ihr euch über die Telekom beklagt, beklagt euch doch lieber bei der Gewerkschaft, die mit der Konkurrenz der Telekom Tarifverträge abschließt, bei der die Mitarbeiter der Konkurrenz nur die Hälfte dessen verdienen, was ein Telekom Mitarbeiter verdient. Wie soll die Telekom denn da im Wettbewerb bestehen?

also: verantwortlich ist auch die Gewerkschaft!

Dazu sollte man aber wissen, dass diese "Konkurrenz" der Telekom ausschliesslich im Call-Center-Bereich gemeint ist.

Wenn man dann Aushilfen, Studenten und ungelernte Arbeitskräfte in den Callcentern von Walter-Telemedien vergleicht und auf der anderen Seite ausgebildete Fachkräfte hat, ist ein Vergleich so ohne Weiteres auch nicht sinnvoll.
 
gemeint ist zwar der Call Center Bereich (auf diesen beziehen sich ja auch größtenteils die Schreckensnachrichten") aber ich denke schon, dass man Call Center der Telekom mit denen von Arcor, Tele2, freenet etc. vergleichen kann.