Böhmer: DDR-Mentalität schuld an hoher Babymordrate

Moment, da irrst Du.

Man darf bis zur 12. SSW abtreiben. Man muss vorher einen Beratungsschein holen, aber dann darf man das.

Stimmt, hab mich getäuscht... Finde diese Regelung aber schon sehr bedenklich, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass ab dem zweiten Monat ein Mensch schon zu erkennen ist.. :-?

Sorry, hat nur peripher was mit dem Hauptthema hier zu tun.... Nochmal: Die Äußerungen von Böhmer sind bestenfalls sehr unüberlegt...

So? Was ist denn ein "ordentlicher Job"? Kinder sollten in die KiTa gehen und müssen in die Schule. Anfangs ist also bestenfalls ein Halbtagsjob drin. Und dann bewirb' Dich doch einfach mal mit 2 oder 3 Kindern auf eine Arbeit, am besten noch alleinerziehend. Da hörst Du es förmlich beim Personalchef rattern: "Hmm, 3 Kinder. Da ist ja eins von denen eigentlich immer krank. Dann sie selbst auch noch, damit kommt sie bestenfalls auf 50 Arbeitstage pro Jahr...".
[...]

Da frage ich mich aber dann... Warum ist der Staat (die Gemeinschaft) schuld an einer Lebensituation, die man anscheinend nicht selber ordentlich lösen kann? Entweder man kann drei Kinder selbstständig ernähren oder eben nicht... Die Probleme, die sich dadurch ergeben, sollten ja jedem geläufig sein...
Man wird ja nicht gezwungen Leben in die Welt zu setzen... Es wird ja manchmal wirklich so dargestellt, dass einem Kinder wie eine Naturkatastrophe heimsuchen... :roll:
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] Da frage ich mich aber dann... Warum ist der Staat (die Gemeinschaft) schuld an einer Lebensituation, die man anscheinend nicht selber ordentlich lösen kann?
Naja, die Schuldfrage ist da nicht so einfach zu klären. Es gab mal eine Zeit, da haben viele Kinder den Wohlstand einer Familie gesichert. Heute können schon wenige Kinder den finanziellen Ruin bedeuten. Gleichzeitig beklagt der Staat fast ununterbrochen den Rückgang der Geburtenrate und rechnet hin und her, wie die Renten nach klassischem System weiter finanzierbar bleiben können. Idiotisch. Entweder der Staat investiert heute in die Zukunft (also in Familien mit Kindern) und muss dann halt auf so genannte "Friedenseinsätze" der Bundeswehr oder andere Posten im Haushalt verzichten um morgen noch Einwohner zu haben (zumindest welche, die auch deutsch sprechen), oder er muss beten, dass es genug Leute gibt, die 4 oder 5 Kinder durch Hartz IV ernähren können.

[...] Es wird ja manchmal wirklich so dargestellt, dass einem Kinder wie eine Naturkatastrophe heimsuchen... :roll:
Naja, nun ist aber der Fortpflanzungstrieb ebenso Teil des Menschen wie der Trieb zur Selbsterhaltung, Selbstverwirklichung und so weiter. Zu sagen: "Hört auf zu poppen, wenn ihr es euch nicht leisten könnt", ist nach meiner Ansicht nicht der richtige Weg. Nicht für einen Staat, der dringend Nachwuchs braucht, um in 50 oder 100 Jahren noch immer in der Welt eine Rolle zu spielen.

Gruß,
Photon
 
Zunächst einmal ist es meiner Meinung nach sehr billig und populistisch für jeden fragwürdigen Haushaltsposten, der aufgestockt werden soll, die Bundeswehr ins Spiel zu bringen... Die Welt ist eben nicht so einfach, wie sie manche sehen wollen... Gerade Afghanistan ist doch ein positives Beispiel und ein Plädoyer dafür, dass das Geld gut investiert ist... Ok, dies ist eine andere Diskussion führt grundsätzlich weg vom Thema. Aber ich halte es für weltfremd zu fordern, dass sich Deutschland seinen internationalen und menschlichen Pflichten entzieht... So, mehr dazu jetzt erstmal nicht von mir.

Ja, früher gab es eine Zeit, in der die Alterstruktur schön pyramidenförmig war und man 5-10 Kinder in die Welt setzte. Aber dann setzte eben die Industrialsierung ein und es war nicht weiter von Nöten mehrere Arbeitskinder für den Hof zu gebären, nein... Es erschwerte nur das eigene Leben...

Die Frage ist jetzt: Wie kommt Deutschland weg von seiner urnenförmigen, veralternden Gesellschaft hin zu einer zumindestens gleichbleibenden Bevölkerungszahl? Familien werden doch in Deutschland schon mit sehr viel Geld unterstützt. Zieht man jetzt mal einen extremen Vergleich beispielsweise zu China, kann man wohl sagen, dass finanzielle Aspekte zumindestens nicht der alleinige entscheidende Faktor für oder gegen Kinder sind.
Ich denke, dass vor allem die Emanzipation der Frau der Grund für die geringen Geburtenzahlen sind. Da Frauen in den letzten Jahren zu Recht gleichermaßen hauptsächlich zunächst auf ihr eigenes Fortkommen Wert legen, bleibt oft keine Zeit für Kinder oder die Lebensplanung sieht einfach anders aus. Ich denke nicht, dass eine Akademikerin, die sich bewusst gegen Kinder entschieden hat durch Geld dazu zu bewegen ist, sich doch für diesen Weg zu entscheiden.

Ich würde einen anderen Weg anstatt Kindergeld für vernünftiger halten: Zunächst einmal sollte es Angebote wie kostenlose, ganztägie Kindergärten geben, damit Berufstätigkeit und Familie vereinbar sind. Da dies aber auch nicht alleine zu Kindersegen führen wird, muss sich Deutschland für eine kontrollierte Zuwanderung qualifizierter Ausländer bemühen...

Da dies aber trotz allem nicht das Problem der Überalterug lösen wird (dafür müsste es regelrecht zu einer Bevölkerungsexplosion kommen) muss die komplette soziale Sicherung der Menschen hin zu einem kapitalgedeckten System, das dadurch solidarisch wird, indem es von den Steuereinnahmen bezahlt werden muss (Ok, ich gebs zu... Ziemlich utopisch).
 
Stimmt, hab mich getäuscht... Finde diese Regelung aber schon sehr bedenklich, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass ab dem zweiten Monat ein Mensch schon zu erkennen ist.. :-?

Ich weiß, was Du meinst. Bin ganz frischgebackene Mami (gestern war unser Süßer 15 Wochen alt) und kann sowas eh nicht nachvollziehen.


Vor allem, und das regt mich eigentlich so an diesem Böhmer auf, war es ja in der DDR so, dass nun wirklich alles getan wurde, damit Familien Kinder bekommen.

Ja, das stimmt schon.

Aber mit den Abtreibungen hat man es schon etwas lax gehandhabt. Ich weiß von mehreren Frauen, bei denen der Frauenarzt beim positiven Schwangerschaftstest damals dann schon den Schein für die Abtreibung gezückt hatte.
Typischer Dialog:
Arzt: "Oder wollen Sie es etwa behalten?"
Werdende Mama: "Ja klar, wir brauchen endlich eine eigene Wohnung!"

(Für die, die es nicht verstehen - Wohnungen waren knapp und nur Ehepaare mit Kind haben eine zugeteilt bekommen. Der einfache Trauschein genügte nicht, viele Ehepaare lebten bis zur Geburt ihres Kindes noch getrennt bei den jeweils eigenen Eltern.)
 
Auch, wenn das Thema Geburtenrate hier nicht richtig platziert ist und nur am Rande mit dem Thema zu tun hat: Warum ist man grundsätzlich der Meinung, Deutschlands Bevölkerung müsse durch eine hohe Geburtenrate wachsen oder zumindest gleichbleiben?

Es gibt sowieso schon viel zu viele Menschen auf diesem Planeten, warum müssen die Deutschen sich an dieser "Überproduktion" beteiligen? Wenn es zu wenig Menschen in Deutschland geben sollte, dann könnte man die doch ohne Probleme aus dem Ausland zu uns lassen. Aber das will man auch nicht. Komische Sicht der Dinge.

Wenn es um die Einwanderung geht, dann sind wir zuviele, wenn es um Deutschland geht, sind wir zu wenige. Wenn uns die Alterspyramide nicht gefällt, dann können wir doch ohne Probleme eine Million junge Chinesen zu uns holen, alle im Alter zwischen 15 und 30. Schon passt die Pyramide wieder.

Oder geht dann das Geschrei los, das wir für die keine Arbeit haben? Komisch, haben wir denn Arbeit für die Kinder, die wir gerade auf die Welt bringen?

Oder ist es einfach, weil man meint, Deutsche seien was Besonderes und unbedingt erhaltenswert, man dürfe nicht aussterben?

Marty
 
[...] Es gibt sowieso schon viel zu viele Menschen auf diesem Planeten, warum müssen die Deutschen sich an dieser "Überproduktion" beteiligen?
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Oder ist es einfach, weil man meint, Deutsche seien was Besonderes und unbedingt erhaltenswert, man dürfe nicht aussterben?
Naja, so lange man junge Frauen aus dem Ausland importiert, kann ich nichts dagegen sagen :LOL: Nur leider hat im "Importgeschäft" unsere Politik kein "glückliches Händchen", um es vorsichtig auszudrücken. Wenn nicht einmal mehr Polen (!) her kommen wollen, um Radieschen zu zupfen, Wissenschaftler lieber in die USA oder andere EU-Länder als Deutschland gehen, wir stattdessen aber jeden Sozialfall der Welt aufnehmen und durchfüttern, dann können wir gut und gerne auch auf den Import verzichten.

Davon abgesehen ist auch der Deutsche selbstverständlich erhaltenswert! Das hat nichts mit "besonders" oder "unbedingt erhaltenswert" zu tun. Muss ja nicht sein, dass in einigen Tausend Jahren der deutsche Mitteleuropäer nur noch eine Sage ist, wie heute der Neanderthaler.

Was die Arbeitsplätze im Land angeht: Du sprichst doch selbst von einem Teufelskreis. An irgendeiner Stelle muss der ja aufgebrochen werden. Was hältst Du davon: Mehr Kinder bedeuten sicherere Renten. Sichere Renten bedeutet Vertrauen in die Zukunft. Vertrauen in die Zukunft bedeutet Lebensqualität und Konsumlust. Konsumlust bedeutet rentablere Unternehmen. Gut funktionierende Unternehmen und volle Auftragsbücher bedeutet mehr Arbeitsplätze. Mehr Arbeitsplätze steigern die Kaufkraft...

Und um noch was zum Thema an sich zu schreiben: Nach der Wende hat man ersteinmal alles verteufelt, was aus dem Osten kam, sogar die Ampelmännchen. Klar, der Osten hat den kalten Krieg verloren, der Westen hat erstmal Siegermentalität gezeigt. An diesem Punkt ist auch der Böhmer kleben geblieben. Es ist schade, dass man es auch im Laufe des nächsten Jahrzehnts nicht geschafft hat, sich mit den Strukturen der DDR ernsthaft auseinander zu setzen und keinerlei Überlegungen angestellt hat, was man davon erhalten könnte und was machbar gewesen wäre. Heute dient die DDR als Schwarzer Peter für alles: Viel Stimmen für die NPD? DDR ist schuld! Hohe Arbeitslosigkeit? DDR ist schuld! Armut? DDR ist schuld? Staatsverschuldung? DDR (Wiedervereinigung) ist schuld! Blablabla...

Zunächst einmal ist es meiner Meinung nach sehr billig und populistisch für jeden fragwürdigen Haushaltsposten, der aufgestockt werden soll, die Bundeswehr ins Spiel zu bringen... [...]
Warum populistisch? Wir haben durch Knebelungen nach dem Zweiten Weltkrieg gar nicht mehr die Möglichkeit, eine schlagkräftige Armee aufzubauen. Wir sind ohne NATO gar nicht mehr in der Lage, einem Angriff unseres Landes zu begegnen. Folglich sind wir bestenfalls die Lakaien für die NATO (namentlich also die USA), die die Trümmer beseitigen dürfen, die sie auf ihren Kreuzzügen in der Welt hinterlassen. Diesen Posten würde ich radikal kürzen und das Geld besser investieren. Außerdem war es nur ein Beispiel von vielen. Der Bund erhöhte innerhalb der letzten 3 Jahre seine Einnahmen um ein Viertel (überleg' mal: 25%!), schafft es aber noch immer nicht, einen schuldenfreien Haushalt vorzulegen? Da muss es massenhaft Positionen geben, wo das Geld verschwendet wird, auch ohne "humanitäre" Einsätze in der Welt.

[...] Familien werden doch in Deutschland schon mit sehr viel Geld unterstützt.
[...]
Ich würde einen anderen Weg anstatt Kindergeld für vernünftiger halten: Zunächst einmal sollte es Angebote wie kostenlose, ganztägie Kindergärten geben, damit Berufstätigkeit und Familie vereinbar sind.
So? Ja, also wenn man den Ausgabenposten des Bundes betrachtet, dann ist es wirklich viel Geld. Für 2008 immerhin 6,2 Milliarden Euro. Nicht schlecht. Naja, doch schlecht, weil das Geld im Einzelfall trotzdem vorne und hinten nicht reicht und KiTas noch immer nicht kostenlos sind. Aber zumindest bin ich gleicher Ansicht: Kostenlose KiTas sind absolut notwendig. Aber ach, die gab es ja beim Klassenfeind in der DDR, also ist das böse :LOL: Kindergeld ist aber auch wichtig oder man führt Gutscheine ein, damit einige Eltern das Geld, das für ihre Kinder vorgesehen ist, nicht versaufen können. Trotzdem sind Kinder für das Land die Zukunft und für den Einzelnen inzwischen Luxus.

Gruß,
Photon
 
Zieht man jetzt mal einen extremen Vergleich beispielsweise zu China, kann man wohl sagen, dass finanzielle Aspekte zumindestens nicht der alleinige entscheidende Faktor für oder gegen Kinder sind.

Uns mit der Landbevölkerung Chinas zu vergleichen is gelinde gesagt schwachsinnig:
- traditionell sind Kinder die Alterssicherung
und - wie in vielen anderen Ländern dieser Welt sollte man des weiteren die Bildung, die Verfügbarkeit, Bekanntheit, den Preis oder gar die Akzeptanz (kath. Kirche) von Verhütungsmitteln/methoden einbeziehen.

Ich denke, dass vor allem die Emanzipation der Frau der Grund für die geringen Geburtenzahlen sind. Da Frauen in den letzten Jahren zu Recht gleichermaßen hauptsächlich zunächst auf ihr eigenes Fortkommen Wert legen, bleibt oft keine Zeit für Kinder oder die Lebensplanung sieht einfach anders aus. Ich denke nicht, dass eine Akademikerin, die sich bewusst gegen Kinder entschieden hat durch Geld dazu zu bewegen ist, sich doch für diesen Weg zu entscheiden.

Das ist nun durch das DDR-Beispiel schön zu widerlegen. Durch durchgehende (kostenlose) Angebote in der Kinderbetreuung war sowas nie ein Thema.
Und komme mir jetzt nicht damit, dass die Frauen der DDR nicht emanzipiert waren. Dort hat das Wort "Emanzipation" vielleicht keine Rolle gespielt, ebensowenig die "Bewegung" -aber über das, was man heute Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft bezeichnet, kann man nur den Kopf schütteln.

Dem Rest Deines Postings kann ich sogar mal zustimmen ^^.

Was das eigentliche Thema betrifft, sind wohl die als trostlos zu bezeichnenden Bedingungen im Osten der Hauptgrund und nicht irgendein Teil der Geschichte, der nun schon fast 20 Jahre zurückliegt.

Aber da ich Optimist bin, denke ich, dass wir in 50-100 Jahren eine Angleichung auch dieser Statistik erfahren werden.

smile
 
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Aber da ich Optimist bin, denke ich, dass wir in 50-100 Jahren eine Angleichung auch dieser Statistik erfahren werden.

smile

Naja, 50-100 Jahre bezeichnest du als optimistisch? Optimistisch ist für mich die Vorhersage, dass wir in 50 Jahren auf dem Mars leben können... ;)
 
Naja, 50-100 Jahre bezeichnest du als optimistisch?

naja - man sollte sich verinnerlichen, das die "Einheit" bereits knappe 20Jahre währt.
1990 hätte jeder behauptet, dass man im Jahr 2010 keine UNterschiede im Lebensstandard etc. zwischen Ost und West mehr hätte ..

Optimistisch ist für mich die Vorhersage, dass wir in 50 Jahren auf dem Mars leben können... ;)

Das ist nicht nur extrem unwahrscheinlich, sondern auch recht unsinnig ;)

smile