Zwickmühle auf Rädern: Wenn Klimaschutz Jobs kostet
In Europas Autobranche brodelt es. Während die EU die Klimazügel anzieht, drohen millionenschwere Strafzahlungen und Jobverluste in gigantischem Ausmaß.
Ein internes Papier, das wie eine Bombe in den Schaltzentralen der Autohersteller einschlug, warnt vor einer düsteren Zukunft: Sollte die EU ihre Klimavorgaben weiter verschärfen, könnten Millionen von Arbeitsplätzen in die Röhre gucken.
Eine verzwickte Lage, die die Frage aufwirft: Können wir es uns leisten, grün zu sein, ohne rot zu sehen?
Klimawandel im Geschwindigkeitsrausch
Die EU hat die Latte hochgelegt: Bis 2025 soll der CO₂-Ausstoß auf magere 93,6 Gramm pro Kilometer runter, 2030 gar auf 49,5 Gramm. Hehre Ziele, die den Herstellern jedoch schlaflose Nächte bescheren.
Aktuell dürfen Neuwagen noch 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer in die Atmosphäre pusten. Schraubt man diese Zahl zurück, müsste mancher Verbrenner schneller von der Bildfläche verschwinden als gedacht.
Das Resultat: Strafzahlungen in Milliardenhöhe und das Ende der Fahnenstange für tausende Jobs. Das aktuelle Papier spricht Klartext: Möglicherweise müssten mehr als zwei Millionen Autos, die weniger umweltfreundlich schnurren, von der Produktionsliste gestrichen werden. Das bedeutet: Acht Fabriken dichtmachen und vielen Menschen die rote Karte zeigen.
Weils Weckruf an VW: Billiger muss her!
Während die Autoindustrie aufs Gaspedal drückt, um der Krise zu entkommen, fordert Stephan Weil, Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied, mehr Tempo bei preiswerten Modellen.
VW soll wieder ein Volkswagen werden: ein Wagen fürs Volk, und zwar eines, das sich jeder leisten kann. „Eine Lücke in den Angeboten von Volkswagen“ sieht Weil, der gern günstigere Flitzer in den Showrooms sehen würde. Der politische Druck ist enorm, besonders da das Land Niedersachsen mit 20 Prozent ein gewichtiges Wörtchen bei VW mitzureden hat.
Hoffnungsschimmer am Horizont?
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Neue Modelle wie der ID.2 und ID.1 sollen demnächst das Erbe des E-Up antreten und die Lücke für erschwingliche Elektroautos schließen. Bis diese jedoch vom Band rollen, bleibt viel zu tun.
Und hier kommt die Politik ins Spiel: Ähnlich wie in der Corona-Krise könnte ein Notfallartikel greifen, der es erlaubt, die strengeren Regeln um zwei Jahre nach hinten zu verschieben. Eine Atempause, die der Industrie helfen könnte, sich neu zu sortieren, ohne gleich den Stecker zu ziehen.