Zerfall einer Dynastie: New England Patriots am Scheideweg
Ein Albtraum-Szenario bedroht eine einst stolze Franchise und lässt sie als peinlichen Nachzügler erscheinen. Die New England Patriots stehen kurz davor, erneut am unteren Ende der Tabelle zu landen und die Schande des Vorjahres zu wiederholen.
Nach den ersten beiden Spielen herrschte noch Optimismus. Trotz personeller Unterbesetzung zeigte das Team Kampfgeist und Kompetenz. Man legte Wert auf die Grundlagen, die kleinen Dinge wurden richtig gemacht. Mit einem neuen Trainer und einer neuen Kultur schien eine Verbesserung greifbar. Doch dann kam das Donnerstagsspiel gegen die New York Jets.
Die Patriots erlitten eine vernichtende 3:24-Niederlage, nach der klar wurde, dass sie derzeit nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Die Offensive brachte es auf lediglich 139 Yards und hatte den Ball weniger als 20 Minuten in der Hand, während sie 400 Yards einstecken mussten. Damit platzte die Blase des verhaltenen Optimismus.
"Wir wurden einfach klar geschlagen", so Trainer Jerod Mayo. Nach einem derart desaströsen Spiel stellt sich die Frage: Wo soll man anfangen? Die Offensive Line ist wohl ein guter Ansatzpunkt.
Die Offensive Line der Patriots zeigte erneut eine miserable Leistung. Bereits vor dem Spiel rangierte man auf Platz 31 der NFL hinsichtlich der Druckrate und schaffte es, noch schlechter abzuschneiden. Auf 33 Rückwürfe bekam Quarterback Jacoby Brissett satte sieben Sacks. Selbst während des Trainingslagers im Sommer zeigte sich bereits das Problem, doch die Führungsetage versuchte die Bedenken durch Durchhalteparolen zu übertünchen.
Jetzt zeigt sich, dass die Offensive Line so schlecht ist, dass sie die gesamte Offensivstrategie des Teams lahmlegt. Brissett, der am Donnerstag lediglich 98 Yards bei 12 von 18 Pässen erzielte, steht konstant unter Druck und muss massive Treffer einstecken. Auch der Nachwuchs-Quarterback Drake Maye hat in der derzeitigen Verfassung des Teams keine besseren Aussichten.
Aber nicht nur die Offensive, auch die Defensive lieferte eine besorgniserregende Vorstellung. Ganze 14 verpasste Tackles und zahlreiche große Raumgewinne des Gegners brannten sich in die Erinnerung. Der Ausfall von Linebacker Ja'Whaun Bentley schmerzt, erklärt aber nicht das Ausmaß des Debakels. Die Defensivlinie, einst Rückgrat des Teams, steht vor einem Scherbenhaufen, gerade vor dem bevorstehenden Spiel gegen San Francisco.
Der junge Trainer Mayo, sichtlich ratlos, betonte, dass man sich auf wichtige Punkte konzentriert habe, diese jedoch nicht umsetzen konnte. Nun liegt vor den Patriots eine Weggabelung: Entweder zurück zur solidem und wettbewerbsfähigem Spielweise der ersten beiden Wochen, oder weiter Richtung Alptraum einer verlorenen Saison.
Nach der bitteren Niederlage vom Donnerstag scheint letzteres wahrscheinlicher. Der dramatische Mangel an Talent und die vielen offenen Baustellen lassen wenig Raum für Hoffnung. Ein frühes Defizit, wie das 0:14 vor dem dritten Angriffsspielzug, erweist sich als fast unüberwindbar.
Diese Probleme sind kaum während der Saison zu beheben, was die Besorgnis nur vergrößert. Vielleicht war es nur ein schlechtes Spiel und die restlichen 14 Spiele werden besser laufen. Doch im Moment haben die Patriots den schlimmsten Befürchtungen Auftrieb gegeben.