Wüsts Rückzug: Warum Söder keine Chance mehr hat
Die Kanzlerkandidatur der Union für die Bundestagswahl 2025 nimmt klare Formen an. Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat sich aus dem Rennen zurückgezogen und Friedrich Merz damit den Weg freigemacht.
Seine Botschaft an Merz: „Mach es.“ An Markus Söder richtet sich dagegen eine andere Botschaft: „Lass es.“
Noch vor wenigen Monaten wirkte Wüst selbst wie ein ernsthafter Kandidat für das höchste Amt im Land. Doch bei einem Vorstandstreffen der NRW-CDU in Düsseldorf erklärte er, dass er „nicht zur Verfügung“ stehe. Damit ist die Kanzlerfrage in der CDU praktisch entschieden. Doch was bedeutet das für CSU-Chef Markus Söder?
Friedrich Merz gegen Markus Söder
Für Markus Söder wird es nun eng. Der bayerische Ministerpräsident hatte gehofft, erneut wie 2021 ins Kanzlerrennen zu gehen.
Damals trat er gegen den damaligen CDU-Chef Armin Laschet an und erhielt in Umfragen hohe Zustimmung, doch Laschet wurde schließlich Kanzlerkandidat. Diesmal sieht es jedoch noch schwieriger für Söder aus.
Während Umfragen ihm weiterhin Beliebtheit bei den Wählern bescheinigen, sieht die Realität innerhalb der CDU anders aus. Die Partei steht geschlossen hinter Friedrich Merz, und Wüsts Rückzug hat die Machtposition des CDU-Vorsitzenden weiter gestärkt. Söder, der auf einen Ruf aus der CDU hoffte, wartet nun vergeblich.
Die Bedeutung von Hendrik Wüst für die CDU
Als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Mitglied eines der mächtigsten CDU-Landesverbände hätte Wüst durchaus Chancen gehabt, selbst Kanzlerkandidat zu werden.
Noch im März 2023 sorgte er mit einer bemerkenswerten Rede auf der Regionalkonferenz der CDU in Münster für Aufsehen, in der er sich stark für soziale Gerechtigkeit und die Mitte der Gesellschaft einsetzte. Viele sahen in ihm eine mögliche Alternative zu Merz.
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Doch nun hat sich Wüst entschieden, den Weg für Merz freizumachen. Dies dürfte auch mit den schwierigen Erinnerungen an Hannelore Kraft, seine Vorgängerin als Ministerpräsidentin, zusammenhängen.
Kraft erklärte 2017, dass sie keine bundespolitischen Ambitionen habe, und verschwand danach aus der Politik. Wüst weiß, dass in Nordrhein-Westfalen eine solche Rolle mehr als nur regionales Gewicht hat – sie bringt bundesweite Verantwortung mit sich.
Das Signal an Markus Söder: Keine Kanzlerambitionen in der CDU
Markus Söder, der sich selbst für den besseren Kanzlerkandidaten hält, wird nun kaum noch Chancen haben. Seine Popularität bei Wahlkampfauftritten in Thüringen und Sachsen und die vielen Selfies mit Anhängern sind ein gutes Zeichen für seine Basis – aber das reicht nicht, um die Unterstützung der CDU zu gewinnen.
Söders Vergangenheit als Spaltpilz, insbesondere sein Verhalten während des Bundestagswahlkampfes 2021, als er nach der Nominierung von Armin Laschet weiterhin Unruhe in der Union schürte, bleibt in den Köpfen vieler CDU-Mitglieder haften. Ein erneutes Kanzlerrennen mit Söder würde die Union erneut spalten – das möchte die Partei diesmal verhindern.
Wüsts Rückzug: Ein Zugeständnis an die CDU-Führung?
Obwohl Wüst betont, dass er aus Respekt vor seiner Aufgabe als Ministerpräsident zurücktritt, ist sein Verzicht auch ein strategisches Signal. Indem er Merz den Rücken stärkt, sichert er sich langfristig eine bedeutende Rolle in der Union und macht klar, dass er auf der Seite der CDU-Führung steht.
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Ein kleiner Seitenhieb bleibt aber: In seiner Rede lobt er sowohl Helmut Kohl als auch Angela Merkel – beide Kanzler der Mitte. Eine indirekte Erinnerung an Merz, dass der Erfolg der Union in einem ausgewogenen Kurs liegt.
Markus Söder: Das Ende des Kanzlertraums?
Für Markus Söder wird der Weg ins Kanzleramt immer steiniger. Ohne Unterstützung der CDU bleibt ihm wenig Spielraum. Seine hohe Beliebtheit in Bayern und darüber hinaus wird ihm bei der Kandidatenfrage nicht weiterhelfen, wenn die CDU geschlossen hinter Merz steht.
Söder hat zuletzt immer wieder betont, dass er bereit wäre, wenn der Ruf aus der CDU kommt. Doch dieser Ruf bleibt aus. Stattdessen sichert sich Merz mit Wüsts Rückzug die Kanzlerkandidatur fast uneingeschränkt.