Worte des israelischen Ministers schüren internationale Spannungen
Israel steht erneut im Mittelpunkt diplomatischer Auseinandersetzungen, nachdem der rechtsgerichtete nationale Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir in einem Interview mit dem israelischen Militärradio seine Zustimmung zur Errichtung einer Synagoge an einem umstrittenen heiligen Ort in Jerusalem, der sowohl für Juden als auch Muslime von Bedeutung ist, bekräftigt hat. Dieser Standort, bekannt als Aqsa-Moschee-Komplex bei Muslimen und Tempelberg bei Juden, ist seit Langem ein Zankapfel zwischen den beiden Religionsgemeinschaften.
Ben-Gvirs Kommentare fielen vor dem Hintergrund erhöhter Spannungen in der Region, während der anhaltende Konflikt zwischen Israel und der Hamas keine Aussicht auf eine baldige Beilegung zeigt. Trotz vier Tage langer Waffenstillstandsverhandlungen in Kairo konnten israelische und Hamas-Vertreter am Sonntag keinen Durchbruch erzielen.
Kaum war das Interview beendet, distanzierte sich das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mit einer Erklärung, die den Status quo des Ortes bekräftigte, an dem einst zwei antike jüdische Tempel standen. Derartige Äußerungen, wie sie von Ben-Gvir getätigt wurden, könnten Missfallen bei Muslimen erregen, da einige religiöse Juden den Bau eines dritten jüdischen Tempels anstreben.
Internationale Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und Katar verurteilten die Äußerungen prompt. Jordanien und Ägypten betonten in einer gemeinsamen Erklärung, dass ein Waffenstillstand der einzige Weg sei, um die "ernste Eskalation" in der Region zu mindern.
Das palästinensische Außenministerium bezeichnete Ben-Gvirs Aussagen als "eine ausdrückliche und offensichtliche Aufforderung, die Moschee zu zerstören und den sogenannten Tempel an ihrer Stelle zu errichten".
Auch innerhalb Israels wurde Kritik laut. Mehrere politische Führer forderten Premierminister Netanjahu auf, Ben-Gvir zu disziplinieren. Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb auf X, dass die Herausforderung des Status quo am Tempelberg eine "gefährliche, unnötige und unverantwortliche Handlung" sei und Ben-Gvirs Aktionen die nationale Sicherheit und den internationalen Status Israels gefährdeten.
Der Tempelberg unterliegt einer komplexen Vereinbarung: Offiziell dürfen Juden ihn besuchen, aber nicht dort beten, wenngleich Israel dies stillschweigend zulässt. Jüdische Gläubige sollen am nahegelegenen Kotel, der Klagemauer, beten.
Erst kürzlich hatte Ben-Gvir diese Regelung öffentlich herausgefordert, indem er mit rund 2.000 Anhängern an diesem Ort betete. Zudem hatte er im Juni an einem Umzug von Zehntausenden Juden durch das Herz Jerusalems teilgenommen, um die Einnahme des östlichen Stadtteils im Jahr 1967 zu feiern.
Offen sprach Ben-Gvir in dem Interview über seine Ziele und die derzeitigen Grenzen seiner Macht: "Es ist nicht so, als könnte ich am Tempelberg tun, was ich möchte. Wenn das der Fall wäre, würde die israelische Flagge schon lange über dem Tempelberg wehen."