Wirecard-Aktie im Sinkflug: Wirecard wohl auch im Visier der US-Behörden - Deutsche Ermittler mit Geldwäscheverdacht

Immer neue Hiobsbotschaften um den gefallenen DAX-Stern Wirecard: Bilanzfälschung, Dokumentenfälschung, Festnahmen, Insolvenz - all das sind wichtige Stichworte zur Nachrichtenlage um Wirecard in den vergangenen Wochen. Nun scheint sich der Skandal noch weiter auszuweiten.

Ermittlungen gegen Wirecard wegen Bankbetrug?

Wie das Wall Street Journal am Mittwochabend berichtete, habe das Justizministerium in Washington eine Untersuchung gegen den deutschen Zahlungsdienstleister eingeleitet. Im Genaueren soll es um eine Online-Plattform für den Kauf und Verkauf von Cannabis und einen Betrugswert in Höhe von 100 Millionen US-Dollar gehen.

Wirecard könnte laut WSJ eine "wesentlichen Anteil" an einer Verschwörung gehabt haben, so mit den Ermittlungen vertraute Personen. Allgemein sei es darum gegangen, dass US-Banken dazu gebracht werden sollten, Kreditkartenzahlungen für Marihuana-Produkte zu genehmigen. Laut dem Blatt seien bereits zwei Geschäftsleute in dem Fall angeklagt.

Wirecard auch wegen Geldwäscheverdachts im Visier deutscher Ermittler

Im Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard geht die Staatsanwaltschaft München auch dem Verdacht der Geldwäsche nach. "Wir ermitteln wegen Geldwäscheverdachts gegen Verantwortliche des Unternehmens und gegen Unbekannt", sagte eine Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft prüfe eine Reihe entsprechender Anzeigen aus dem laufenden und aus dem vergangenen Jahr. Eine Wirecard-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

Wirecard war nach Aufdeckung eines Bilanzlochs von 1,9 Milliarden Euro im Juni zusammengebrochen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Zusammenhang wegen Betrugs, Bilanzfälschung und Marktmanipulation gegen den zurückgetretenen Vorstandschef Markus Braun und weitere Manager. Wegen des Verdachts verschiedener Finanzstraftaten im Umfeld von Wirecard ermitteln Behörden weltweit, unter anderem in den USA, in Singapur und auf den Philippinen.

In der Vergangenheit wurden gegen Wirecard immer wieder Vorwürfe laut, die auch den Aktienkurs massiv bewegten. In Deutschland sahen Finanzaufsicht Bafin und Staatsanwaltschaft lange Zeit nur Anhaltspunkte für Marktmanipulation durch Außenstehende. Das Amtsgericht München urteilte dann allerdings in zwei Fällen, dass es dafür keine ausreichenden Beweise gebe. Ein Ermittlungsverfahren gegen Investoren und Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation dauert nach Angaben der Staatsanwaltschaft München noch an.

Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, sagte eine Sprecherin. In einem weiteren Verfahren durchsuchten die Müncher Ermittler im Jahr 2015 im Auftrag der USA Büros von Wirecard. Was aus diesem Verfahren wurde, ist nicht bekannt. Die Münchner verweisen auf eine Zuständigkeit des US-Justizministeriums. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Bayern sieht Lücken in der Geldwäscheaufsicht über Wirecard

"Aufgrund der Struktur der Wirecard-Gruppe und den Regelungen im Geldwäschegesetz besteht keine Gruppenaufsicht über sämtliche Tochterunternehmen der Wirecard AG", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Donnerstag auf Anfrage der SPD-Opposition im Landtag. Zuletzt hatten sich die bundesweite Finanzaufsicht Bafin und Bayern gegenseitig die Verantwortung für die Geldwäsche-Aufsicht bei dem Online-Zahlungsabwickler zugewiesen. Trotz jahrelanger Geldwäsche-Vorwürfe von verschiedenen Seiten sprachen Bund und Land erst im Februar dieses Jahres über mögliche Kontrollen bei Wirecard. Dies sei seit dem 25. Februar von Bayern und BaFin diskutiert worden, erklärte Herrmann. Erst am 25. Juni, dem Tag der Wirecard-Insolvenz, sei auch das Bundesfinanzministerium in die Gespräche eingeschaltet worden.

Hermann bekräftigte frühere Aussagen der Bezirksregierung von Niederbayern, die Landesbehörde sei deswegen nicht zuständig, weil Wirecard nicht als Finanzunternehmen gelte. Die Bezirksregierung hatte Wirecard als IT-Unternehmen eingestuft.

Wirecard-Aktie weiter tiefrot

Die Aktie des Zahlungsdienstleister ließ weiter Federn: Im XETRA-Handel ging es letztlich 10,74 Prozent auf 2,48 Euro nach unten.

mit Material von Reuters

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 09.07.2020 · 17:57 Uhr
[9 Kommentare]
 
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