Wiedererstarken der Hamas: Israels „totaler Sieg“ bleibt illusorisch
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist nach wie vor weit entfernt von seinem erklärten Ziel eines „totalen Sieges“ über die Hamas im Gazastreifen. Obwohl die israelische Armee zu Beginn des Konflikts nach dem grausamen Überfall der Hamas im Oktober letzten Jahres zunächst Erfolge verzeichnen konnte, zeigen aktuelle Berichte, dass die islamistische Terrororganisation wieder erstarkt.
Besondere Bedeutung kommt dabei dem Norden des Gazastreifens zu. Laut dem israelischen TV-Sender Kan erholt sich die Hamas dort schneller, als die israelischen Streitkräfte deren militärische Fähigkeiten schädigen können. Obgleich keine offiziellen Bestätigungen vorliegen, bleibt das erklärte Kriegsziel, die Herrschaft der Hamas zu beenden und deren militärische Fähigkeiten zu zerstören, weitgehend unerfüllt.
Bereits im Januar hatte Israels Verteidigungsministerium die intensiven Kampfhandlungen im Norden des Gazastreifens für beendet erklärt. Seither fokussiere sich die Armee auf den Süden. Monate des relativen Stillstands im Norden haben jedoch dazu geführt, dass sich die Hamas neu formieren konnte, was eine Zunahme der israelischen Luftangriffe auf Kommandozentralen zur Folge hatte.
Am vergangenen Sonntag griff die israelische Luftwaffe ein Gebäude an, das ehemals eine Schule war und nun von der Hamas als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt wurde. Trotz Maßnahmen zur Minimierung ziviler Opfer, bleiben offizielle Angaben zu Verlusten aus.
Im Februar hatte Netanjahu noch prophezeit, dass ein Sieg über die Hamas in Reichweite sei. Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Verteidigungsminister Joav Galant warnte, dass eine Revitalisierung der Hamas angesichts ihrer Kontrolle über das zivile Leben in Gaza unausweichlich sei. Während einige politische Alternativen zur Herrschaft der Hamas fordern, bleibt Netanjahu bei seiner bedingungslosen Siegesstrategie.
Derweil sind weitere Fronten ebenfalls aktiv. Die Huthi-Miliz aus Jemen hat eine Rakete auf Israel abgefeuert, was Netanjahu veranlasste, eine harte Reaktion zu versprechen. Die israelische Armee meldete, dass die Rakete in der Luft zerbrochen und in offenem Gelände niedergegangen sei.
Die Lage bleibt angespannt, nicht zuletzt da im Norden Israels erneut Raketenalarm ausgelöst wurde. Vermehrte Angriffe der Hisbollah aus dem Libanon haben zusätzlich zur Instabilität beigetragen. Die Hisbollah agiert nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas und macht die Lage noch brisanter.
Seit Beginn des Krieges hat die israelische Armee es nicht nur mit der Hamas zu tun, sondern auch mit anderen Verbindungen der sogenannten iranischen „Achse des Bösen“. Angesichts der nahezu täglichen militärischen Konfrontationen sowohl im Gazastreifen als auch im Norden Israels, bleibt ein baldiges Ende des Konflikts ungewiss.
Mehr als 41.200 Palästinenser sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn ums Leben gekommen. Diese Zahlen umfassen sowohl Zivilisten als auch Kämpfer und sind schwer zu verifizieren.