Wiederaufleben der Wall-Street-Rally: Technologiewerte führen an
Die Risikobereitschaft auf dem Parkett von Wall Street kennt keine Grenzen, trotz der unberechenbaren geldpolitischen Maßnahmen der Federal Reserve (Fed) und unbeständigen wirtschaftlichen Sentiments im Anleihemarkt.
Mit der weitverbreiteten Spekulation, dass Jerome Powell kurz davor steht, eine entscheidende geldpolitische Maßnahme zu ergreifen, richten Händler nun ihre Aufmerksamkeit auf eine mögliche Zinsentscheidung und platzieren optimistische Wetten auf eine sanfte Landung der Wirtschaft. Technologiewerte, Kryptowährungen und Hochzinsanleihen zeigten in dieser Woche bemerkenswerte Aufwärtstendenzen, gestützt durch die Erwartung, dass die Fed eine seltene Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt vorbereiten könnte.
Insbesondere der Nasdaq 100 legte eindrucksvoll um fast 6% in fünf Tagen zu, nachdem er in der vorherigen Woche einen ähnlichen Rückgang verzeichnet hatte. Diese Wende markiert den jüngsten Höhepunkt in einer Zeit, die reich an Marktgesprächen und -narrativen ist. Aktienhändler glauben, dass das Wirtschaftswachstum nachhaltig ist, insbesondere in Erwartung einer wahrscheinlichen Kehrtwende in der Geldpolitik.
Unter Marktteilnehmern gibt es sogar Optimisten, die ein ideales Investitionsumfeld sehen: Eine proaktive Fed, die durch große Zinssenkungen eine weiterhin wachsende Wirtschaft ankurbeln könnte.
Zum Ende der Woche erlebten die Futures-Märkte eine Wiederbelebung der Wetten auf eine übergroße Zinssenkung des Leitzinses, was diese optimistische Stimmung weiter anheizte. Der S&P 500 konnte in fünf Sitzungen um 4% zulegen und erreichte seinen besten Wochenwert seit November, nur wenige Punkte entfernt von seinem Allzeithoch im Juli. Gleichzeitig setzten Hochzinsanleihen ihren Aufstieg fort, während der Dollar an Wert verlor.
Trotz des Optimismus an den Aktienmärkten erreichten die Goldpreise diese Woche ein Allzeithoch und die 10-jährigen Treasury-Renditen fielen auf ein 15-Monats-Tief, was wiederum als Indizien für wirtschaftliche Unsicherheit gewertet werden könnten. Heißere als erwartete Verbraucherpreisdaten und ein relativ gesunder Arbeitsmarkt sprechen für eine vorsichtige geldpolitische Maßnahme.
Die Fed steht vor einer Herausforderung: Eine Zinssenkung um 50 Basispunkte könnte entweder Volatilität auslösen oder die Risikobereitschaft stärken, je nachdem, welche wirtschaftlichen Daten zugrunde liegen und wie die Kommunikation der Zentralbanker ausfällt.
Gleichwohl bleibt Skepsis: Doug Ramsey, Chief Investment Officer der Leuthold Group, bleibt skeptisch, ob die aktuelle Hausse lange anhalten wird. Ähnlich vorsichtig sind Hedgefonds, die ihre Nettoaktienpositionen auf das niedrigste Niveau seit Ende letzten Jahres reduziert haben.
Insgesamt zeigt das Marktgeschehen eine verstärkte Vorsicht, und die wöchentlichen Abflüsse aus US-Aktienfonds waren laut EPFR Global die größten seit April.
Eine besonders große Zinssenkung ausgerechnet dann, wenn der S&P 500 nahe einem Allzeithoch steht, könnte auf unvorhergesehene Informationen der Fed hindeuten, warnt James St. Aubin, Chief Investment Officer von Ocean Park Asset Management. Eine halbprozentige Zinssenkung könnte mehr Schaden als Nutzen erzeugen, solange es keinen akuten Handlungsbedarf gibt.