Wettstreit der KI-Titanen: Google unter Druck durch OpenAI und Antitrust-Richtlinien
Google steht vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen bedroht die rasche Verbreitung von Sam Altmans OpenAI, insbesondere durch das äußerst populäre ChatGPT, die bisher uneingeschränkte Dominanz des Unternehmens im Bereich der Internetsuche. Gleichzeitig wartet Google auf eine endgültige Entscheidung der Kartellbehörden in Washington, die bestrebt sind, die Wettbewerbsbedingungen auf dem Suchmaschinenmarkt auszugleichen. Die US-Entscheidung vom Montag, die Google des illegalen Aufbaus eines Suchmonopols beschuldigt, wird als bedeutender Sieg für die Regulierungsbehörden gewertet. Doch die verstärkte Nutzung von KI-Werkzeugen, einschließlich OpenAIs ChatGPT, schwächt bereits jetzt Googles Position, wie Quellen, Investoren und Analysten berichten. Arvind Jain, ein ehemaliger Google-Ingenieur, der ein Jahrzehnt lang an Suchprodukten arbeitete und nun das Unternehmen Glean leitet, betont, dass der Einfluss von KI auf die Suchprodukte sofort spürbar sei. Dies stehe in starkem Kontrast zu den langwierigen Auswirkungen regulatorischer Entscheidungen. Google, das etwa 90 % des weltweiten Marktanteils im Bereich der Suchmaschinen beansprucht und jährlich rund 175 Milliarden US-Dollar an Einnahmen erzielt, verliert seine bevorzugte Marktstellung zunehmend. Selbst Apple, das bislang Google als Standardsuchmaschine gegen eine beträchtliche Gebühr einsetzte, hat angekündigt, in Zusammenarbeit mit OpenAI ChatGPT auf seinen kommenden Geräten zu implementieren. Diese Partnerschaft soll nicht exklusiv sein und die Tür für eine zukünftige Zusammenarbeit mit Google offen lassen. Analysten sind der Ansicht, dass eine gerichtliche Entscheidung gegen Google Apples Übergang zu KI-gesteuerten Suchdiensten beschleunigen könnte, falls Apple gezwungen wäre, seine Suchvereinbarung mit Google zu beenden. Mit der Einführung von SearchGPT, einer neuen, KI-basierten Suchmaschine, steigt auch OpenAI in das Suchgeschäft ein und setzt Google weiter unter Druck. Ein ehemaliger Google-Manager sagte voraus, dass KI schneller voranschreiten wird als die rechtlichen Schritte gegen Google und die Branche grundlegend verändern könnte. Obwohl Google über die nötigen Ressourcen verfügt, um im Bereich KI führend zu bleiben – darunter ein großes Sprachmodell und eine Suchmaschine –, scheinen die Bemühungen des Unternehmens im Vergleich zu OpenAI zerstreut. Jüngere Nutzer wenden sich verstärkt OpenAI zu, deren generative KI-Technologie Google offenbar überrascht hat. Google geriet in die Kritik, als seine neue Funktion "Search Overviews", die mittels KI Suchanfragen beantwortet, fehlerhafte Informationen lieferte. Dies schwächte das Vertrauen in das Unternehmen. Der Analyst Gil Luria von D.A. Davidson glaubt, dass die fokussierte Regulierungsaufsicht und die Bedrohung durch KI miteinander verknüpft sind, da sich der Markt aktuell in einem Umbruch befindet. Während das Antitrust-Urteil bislang wenig direkte Auswirkungen auf Google hat, könnte es den Suchmarkt für neue Wettbewerber öffnen. Richard Socher, CEO und Gründer der KI-Suchmaschine You.com, sieht jedoch das Ende der Dominanz von Google als "sehr schwierig" an. Noch hat es keiner geschafft, die Marktführung von Google substantiell zu untergraben – doch neue Entwicklungen könnten den Verbrauchern endlich echte Wahlmöglichkeiten bieten.