Krankheiten

Wenn Tiere Menschen krank machen - Gefahr durch Zoonosen

15. Februar 2023, 08:51 Uhr · Quelle: dpa
Afrika könnte sich laut WHO zu einem neuen Hotspot für Tier-Mensch-Infektionen entwickeln. Um die Ausbreitung von Zoonosen einzudämmen, setzen Forscher auf ein ganzheitliches Konzept.

Dakar (dpa) – Affenpocken, Pest, Marburgfieber: Zahlreiche Krankheiten werden von Tieren auf Menschen übertragen. Tollwut ist ein weiteres bekanntes Beispiele für sogenannte Zoonosen. Der Biss, etwa eines infizierten Straßenhundes im Urlaub, und schon kann eine Übertragung passieren.

«Fast alles, was wir Menschen mit uns rumschleppen, kommt von Tieren. Die Masern zum Beispiel sprangen rund 300 v. Chr. von Rindern auf Menschen über», sagt der Veterinärmediziner Fabian Leendertz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Greifswald.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist nach Annahmen vieler Forscher ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Tier auf den Menschen übergegangen. Ein abschließender Nachweis dafür steht jedoch noch aus. Das Ebola-Virus kann nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) beim Kontakt mit bestimmten Tieren oder Tierprodukten auf Menschen übertragen werden.

Eingriffe in Ökosysteme begünstigen Zoonosen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte im Juli, Afrika könne ein Hotspot für Zoonosen werden. In den vergangenen zehn Jahren habe die Zahl der Ausbrüche von Zoonosen dort im Vergleich zur vorherigen Dekade (2001-2011) um 63 Prozent zugenommen, so die WHO.

«In Afrika ist viel risikoreiches menschliches Verhalten zu beobachten, das Zoonosen begünstigen kann: Zum Beispiel massive Eingriffe in Ökosysteme, unter anderem die Abholzung von Primärwäldern. Auch die Jagd und der Konsum von Wildtieren bergen ein hohes Risiko», erläutert Sascha Knauf vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald.

Ein weiterer Faktor, der in afrikanischen Ländern eine Rolle für die Ausbreitung von Zoonosen spiele, sei die steigende Mobilität der Menschen, ergänzt Zoonosen-Forscher Leendertz. Die Folge: «Damit werden auch Pandemien wahrscheinlicher. Ganz verhindern kann man die nicht, aber man kann besser vorbereitet sein.»

Dazu gehörten eine bessere Gesundheitsinfrastruktur gerade in ärmeren Ländern, aber auch das Monitoring der Todesursachen von Tieren. Gerade in Afrika müsste es in den ländlichen Gegenden in den Dörfern gut ausgebildetes Personal geben, das Zoonosen schnell stoppen kann, bevor sie sich weiter ausbreiten.

Die Forschung setzt auf «One Health»

«Impfungen machen bei Epidemien Sinn für Risikogruppen oder um betroffene Gebiete herum, wie eine Art Ring», so Leendertz. Bessere und umfassende, weltweite Vorbeugung ist eine der Lehren aus der Corona-Pandemie. So haben die 194 WHO-Mitgliedsländer beschlossen, eine Rahmenvereinbarung dafür auszuarbeiten.

Um Pandemien einzudämmen verfolgt die Forschung inzwischen ein ganzheitliches Konzept, «One Health» genannt, das Tiere und Menschen als miteinander lebende Wesen in den Blick nimmt. Noch bevor der One-Health-Ansatz in der Forschung populär wurde, hat sich schon gezeigt, wie stark die Gesundhaltung von Tieren auch den Menschen zugute kommt: Ein erfolgreiches Beispiel, wie ein ganzheitlicher Ansatz für Tiere und Menschen gute Ergebnisse erzielen kann, sei die de facto Ausrottung der Tollwut in Deutschland, sagt Forscher Knauf vom FLI. Deutschland ist laut RKI seit 2008 so gut wie tollwutfrei; vor allem durch die systematische Immunisierung von Füchsen.

«Die Gesundheit von Menschen ist nicht in Isolation zu sehen. Wir leben mit Tieren zusammen, wir essen Tiere. Die Umwelt wiederum beeinflusst die Tierwelt, zum Beispiel der Klimawandel. Da muss man über Disziplinen hinweg denken», sagt Leendertz, der am Helmholtz-Zentrum im Institut für One Health arbeitet.

Die WHO-Prognose für Afrika als Zoonosen-Hotspot müsse man allerdings auch hinterfragen, findet Veterinärmediziner Knauf vom FLI: «Es ist schwer zu sagen, ob es einen tatsächlichen Anstieg an Zoonosen gibt – oder ob man einfach nur mehr findet, weil man intensiver auf die Suche geht.

Am Ende des Tages bleibt die Konsequenz aber die gleiche: Wir alle müssen unser risikohaftes Verhalten ändern. Denn es sind die Menschen, die das Problem schaffen, nicht die Tiere. Die nächste Pandemie kann genauso gut in Europa oder Asien beginnen.» Auch der menschengemachte Klimawandel könne Zoonosen begünstigen. «Wenn die Temperaturen in Deutschland steigen, können sich hier auch Erreger aus tropischen Gebieten besser ansiedeln. Ein Beispiel ist das Virus des West-Nil-Fiebers.»

Sorge über Virenmutation in Spanien

Fest steht laut Knauf, der am Institut für Internationale Tiergesundheit/One Health des FLI forscht: Deutschland kann von Afrika noch eine Menge lernen. «Zum Beispiel haben wir keine nationale One Health Strategie, viele afrikanische Staaten schon.» Etwa Nigeria. Das mit mehr als 200 Millionen Menschen bevölkerungsreichste Land des Kontinents hat 2019 eine auf mehrere Jahre angelegte nationale One-Health-Strategie veröffentlicht. Unter anderem sollen Zoonosen wie Vogelgrippe und Lassafieber in dem westafrikanischen Land besonders eng überwacht werden.

Im Verlauf der derzeit grassierenden weltweit größten jemals dokumentierten Vogelgrippe-Welle steckten sich nach FLI-Angaben von Anfang Februar wenige einzelne Menschen mit dem Virus an. Übertragungen von Mensch zu Mensch seien nicht bekannt. Mit Sorge betrachten viele Forscher jedoch eine Virenmutation beim Vogelgrippe-Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien, die laut FLI eine Anpassung an Säugetiere darstellen könnte.

Tiere / Krankheiten / Wissenschaft / Affenpocken / Pest / Marburgfieber / Tollwut / Zoonosen / Demokratische Republik Kongo / Nigeria
15.02.2023 · 08:51 Uhr
[0 Kommentare]
Asylbewerberunterkunft (Archiv)
Berlin - Die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte ist 2024 auf den höchsten Wert seit 2017 gestiegen. Das geht aus Nachmeldungen der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, über die die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe) berichtet. Demnach wurden im vergangenen Jahr 255 Straftaten mit Bezug zu Flüchtlingsunterkünften […] (00)
vor 49 Minuten
ITER: Das Herzstück des Fusionsreaktors ist fertiggestellt
Kernfusion wird als Energiequelle der Zukunft behandelt. Allerdings ist es noch ein weiter weg. Aktuell ist das große Ziel, eine Fusionsreaktion in Gang zu bringen, die sich selber erhält und dabei mehr Energie produziert als ihr Erhalt benötigt. Der internationale Fusions-Großreaktor ITER, der derzeit in Südfrankreich gebaut wird, soll dabei helfen, den Weg zu nutzbaren Fusionsreaktoren zu ebnen. Kürzlich wurde das Herzstück des ITER-Reaktors […] (01)
vor 6 Stunden
Screenshot «Avowed»
Berlin (dpa/tmn) - Die magische Welt von Eora beheimatet das Fantasy-Rollenspiel «Avowed». Genauer gesagt handelt es sich um das Land der Lebenden - ein Eiland. Die geheimnisvolle Insel sieht nicht nur bezaubernd aus, sondern hält auch zahlreiche Abenteuer und Gefahren bereit. Als Gesandter des großen Kaiserreichs Aedyr wird man mit der Untersuchung einer mysteriösen Seuche beauftragt, welche die […] (00)
vor 1 Stunde
Commandos: Origins im Test – Nostalgisches Nazi-Meucheln mit vertrauter Taktik
Ihr wollt mal wieder taktisch und lautlos Nazis meucheln? Kein Problem – unser Lieblings-Eliteteam in seiner Urbesetzung ist zurück. Erfahrt die Ursprünge der Commandos-Einheit und meuchelt euch gekonnt über den halben Globus. Alt, aber sicher nicht altbacken, geht es zurück zu den Wurzeln des Franchises. Ganze 27 Jahre ist es her, seit der erste Teil der Commandos -Reihe ein neues Genre definiert […] (00)
vor 2 Stunden
«Survival of the Thickest» endet
Eine dritte und finale Staffel wird der Streaminganbieter Netflix noch starten. Eine finale Runde bekommt die Fernsehserie Survival of the Thickest beim Streamingdienst Netflix. Hinter dem Projekt steckt Michelle Buteau, die ihre gleichnamige Essay-Sammlung aus dem Jahr 2020 als Vorlage verwendet. Außerdem ist Buteau die Hauptdarstellerin der Serie. Tone Bell und Tasha Smith gehören ebenfalls zum Cast. Im Ensemble-Drama spielen auch Marouane […] (00)
vor 2 Stunden
Tennis: ATP-Tour in Rom
Rom (dpa) - Titelverteidiger Alexander Zverev ist beim Tennis-Turnier in Rom im Viertelfinale ausgeschieden. Der an Nummer zwei gesetzte Hamburger verlor gegen den stark aufspielenden Lokalmatador Lorenzo Musetti 6: 7 (1: 7), 4: 6 nach 2: 16 Stunden. Durch das verpasste Halbfinale verliert der 28 Jahre alte Zverev auch Weltranglisten-Position zwei an Carlos Alcaraz (22) aus Spanien. Wie schon die […] (01)
vor 1 Stunde
cryptocurrency, concept, chess, bitcoin, blockchain, money, finance, business, cryptography, currency, coin, investment, financial, crypto, payment, cash, digital, banking, cryptocurrency, bitcoin, bitcoin, crypto, crypto, crypto, crypto, crypto
Der Bitcoin-Bullenmarkt scheint zurück zu sein, nachdem BTC $100.000 überschritten hat. Mit Marktteilnehmern, die sich nach dieser jüngsten Rallye erneut für Krypto interessieren, hat der Krypto-Experte Ardizor enthüllt, wann es an der Zeit ist, alles zu verkaufen, um Gewinne in diesem Bullenmarkt nicht wieder zu verlieren. Wann man alles in diesem Bitcoin-Bullenmarkt verkaufen sollte In einem X-Post […] (00)
vor 2 Stunden
Ucore erhält 18,4 Mio. USD für Kommerzialisierung von Seltenen Erden-Technologie von den USA
Hamburg, 14.05.2025 (PresseBox) - Das ist nun wirklich ein Hammer! Brandaktuell kam gerade über den Ticker, dass das US-Verteidigungsministerium der kanadischen Ucore Rare Metals (WKN A2QJQ4 / TSXV UCU) 18,4 Mio. US-Dollar zur Verfügung stellt, um ihre RapidSX-Technologie zur Separierung Seltener Erden-Elemente in Richtung Vollbetrieb voranzutreiben! Dazu gehören sowohl die Erweiterung der bereits in Zusammenarbeit mit dem US- […] (00)
vor 7 Stunden
 
Rasende Ente in der Radarfalle
Köniz (dpa) - Eine rasende Ente ist nach Angaben einer Schweizer Gemeinde in die Radarfalle getappt. Sie […] (01)
Unterzeichnung Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD (Archiv)
Berlin - Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann findet kein gutes Wort über die neue Regierung […] (02)
Prozess gegen Rapper Combs
New York (dpa) - Die ehemalige Freundin von Sean «Diddy» Combs ist nach eigener Darstellung von […] (00)
Friedrich Merz am 14.05.2025
Berlin - Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ricarda Lang begrüßt die erste von Bundeskanzler […] (07)
Nadja Abd el Farrag
(BANG) - Nadja Abd el Farrag hegte einen sehnlichen Wunsch, der sich nie erfüllen sollte. Die […] (00)
Nachtstreife kehrt nach Mainz zurück
Ende Mai startet die fünfte Staffel der Doku-Soap in der ARD Mediathek. Im SWR Fernsehen werden die […] (00)
Casual & Social Games: Warum sind sie auch 2025 der wichtigste Treiber der Games-Branche?
Während sich die Gaming-Welt noch von Trailern zu GTA VI blenden lässt und große Auszeichnungen […] (00)
Eishockey-WM: Norwegen - Deutschland
Herning (dpa) - Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft muss in den restlichen Spielen bei […] (04)
 
 
Suchbegriff