Wall Street setzt auf bevorstehenden Zinssenkungssegen: Arbeitsmarktdaten im Fokus
Seit über zwei Jahren durchlebt die Wall Street ein Auf und Ab der Zinspolitik der Federal Reserve, begleitet von hartnäckiger Inflation und einer Sommermarktkrise, die teilweise auf die Stärke des US-Dollars zurückzuführen ist. Doch das lange Warten könnte endlich ein Ende haben: Mit dem Arbeitsmarktbericht für August, der am Freitag veröffentlicht wird, dürfen Trader und Investoren endlich auf die ersehnte Zinssenkung hoffen, die seit dem Ende der Covid-Pandemie herbeigesehnt wird. Der Abstand zwischen der letzten Zinserhöhung der Fed im Juli vergangenen Jahres und der möglichen Zinssenkung am 18. September wäre mit 419 Tagen der zweitlängste in der Geschichte. Trotz des angespannten Marktumfelds konnte der S&P 500 seit dem Beginn der Zinserhöhung im März 2022 um mehr als 23% zulegen. Ein Großteil dieser Gewinne wurde seit der letzten Zinserhöhung im vergangenen Jahr verzeichnet, trotz der Turbulenzen auf den globalen Märkten Anfang des letzten Monats. Ken Mahoney, CEO von Mahoney Asset Management, bemerkte: „Der August war zweifellos ein volatiler Monat in beide Richtungen, keine Frage, und dieser Mini-Flash-Crash erwies sich letztlich als großartige Gelegenheit.“ Auch das Wirtschaftswachstum zeigte sich robust, mit einem durchschnittlichen BIP-Wachstum von 2,85% pro Quartal seit der letzten Zinserhöhung bis Juni. Die Inflation, die trotz der aggressiven Straffung der Fed hartnäckig hoch geblieben war, beginnt ebenfalls nachzulassen, wobei der bevorzugte Indikator der Fed, der PCE-Preisindex, im Juli auf 2,5% sank. Die Hauptsorge der Wall Street hat sich nun auf eine Schwäche im Arbeitsmarkt verlagert. Bret Kenwell, Investment Analyst bei eToro, kommentierte: „Angesichts der jüngsten Schwäche am Arbeitsmarkt überrascht es nicht, dass Investoren und die Fed ihren Fokus scheinbar von der Inflation auf den Arbeitsmarkt verlagert haben.“ Die Daten der vergangenen Woche zeigen ein gemischtes Bild: Während die Zahl der offenen Stellen im Juli auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 sank, stieg die sogenannte „Quit Rate“, die jene, die neue Positionen suchen, verfolgt, auf 2,1%. Der ADP National Employment Report deutete auf eine Abschwächung der Einstellungen im privaten Sektor hin, während die Entlassungen im August laut Challenger Gray stark anstiegen. Mit der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für August könnte sich der Kurs der Zinspolitik der Fed klären. Ein weiteres, festes Zahlenwerk könnte die Markterwartung einer vollständigen Zinsanhebung von einem Prozentpunkt bis zum Jahresende testen, während eine schwächere Veröffentlichung die Wetten auf eine drastische Reduktion von einem halben Prozentpunkt verstärken könnte. Laut CME Group’s FedWatch Tool liegen die Chancen für eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt am 18. September derzeit bei 63%. Die Spannung steigt, da sich die Bondmärkte in eine Richtung bewegen, die für tiefere Zinssenkungen der Fed spricht. Mahoney von Mahoney Asset Management kommentierte: „Alle Augen sind auf die Federal Fund Futures gerichtet, da wir Schritte für Zinssenkungen um einen Viertelpunkt im September, November und Dezember sehen.“ Wirtschaftsexperten wie Jeffrey Roach von LPL Financial betonen die Bedeutung des Arbeitsmarktberichts: „Der Bericht am Freitag könnte den Weg zu einer großen Zinssenkung der Fed ebnen.“ Sollte sich der Bericht als schwächer als erwartet herausstellen, könnte dies die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte erhöhen.