VOQUZ Labs: "Die Börse ist für uns ein Turbo"

Seit April ist mit der VOQUZ Labs AG ein Berliner Software-Hersteller an der Wiener Börse notiert. Der führende Spezialist für Lizenz-Management im SAP-Bereich, der für das kommende Jahr auch ein Börsenlisting in Deutschland anstrebt, hat eine Buy-&-Build-Strategie angekündigt. "Die Börse ist dabei ein Turbo, zu dem wir uns gerade Zugang verschafft haben", erläutert Vorstand Martin Kögel im Exklusivinterview mit Finanzen.net.

Herr Kögel, Sie sind Vorstandsmitglied der in Berlin ansässigen VOQUZ Labs AG, die seit Juli 2021 im Vienna MTF direct market plus der Börse Wien notiert ist. Könnten Sie unseren Lesern bitte in wenigen Sätzen Ihr Geschäftsmodell vorstellen?
Martin Kögel: VOQUZ Labs ist ein Software-Hersteller, der smarte Lösungen für SAP-Kunden entwickelt und vertreibt. Unser wichtigstes Produkt ist samQ, die weltweit einzige und höchsteffiziente Software-Asset-Management-Lösung, die nur auf SAP spezialisiert ist - darauf sind wir sehr stolz. Der Nutzen für die Kunden ist einfach erklärt: Wir sparen unseren Kunden viel Geld. SAP bietet das beste ERP-System am Markt und ist damit zurecht Marktführer, wir sorgen für die beste und verlässlichste vollautomatische Lizenzoptimierung am Markt - letztlich also dafür, dass der SAP-Kunde sein Investment in das ERP effizient gestaltet. Wir verkaufen unsere Lösungen weltweit, komplett digital und remote, direkt oder über unsere weit mehr als 100 sehr bewusst ausgewählten Vertriebspartner.

Wie profitieren Ihre Kunden konkret von Ihrer Expertise? Und welche Einsparungen sind für Ihre Kunden möglich?
SAP ist zurecht einer der größten Player in der IT und dadurch bei vielen unserer Kunden auch der größte Posten im IT-Budget - da geht es schnell um äußerst hohe Beträge. Wir identifizieren exakt, welche Lizenzen ein Kunde wirklich benötigt. Durch uns kann er das so freigewordene Budget anders nutzen und geht gleichzeitig kein Compliance-Risiko ein. In konkreten Zahlen bedeutet das folgendes: Wir haben beispielsweise Projekte aus dem zweiten Halbjahr 2020 ausgewertet. Ca. 60 % unserer Kunden waren überlizenziert - ohne es zu wissen. Wir sprechen im Durchschnitt von 2 Mio. Euro. Das bedeutet circa 400.000 Euro jährliche, leicht vermeidbare Wartungskosten. Auf der anderen Seite waren circa 30 % der Kunden unterlizenziert. Das durchschnittliche Compliance-Risiko dieser Kundengruppe lag bei 1,5 Mio. Euro.

Wer sind Ihre größten Kunden?
Unsere größten Kunden gehören zu den Größten der Welt, aber das ist gar nicht der Punkt. Das Thema "Über-" bzw. "Unterlizenzierung" ist keine Frage der Unternehmensgröße. Sparpotenzial und Verlässlichkeit geben samQ auf allen Ebenen Recht.

Wie sieht das Wettbewerbsumfeld im Bereich SAP-Lizenzierung aktuell aus?
Der führende Researcher "Gartner" listet im gerade erschienenen Market Guide für Software Asset Management neben uns sieben Mitbewerber. Drei dieser Konkurrenten sehen regelmäßig im Wettbewerb. Wir sind allerdings die Einzigen mit einem Fokus und Spezialisierung auf SAP.

Welche Vor- und Nachteile bringt diese SAP-Fokussierung mit gegenüber Generalisten, die Lizenzmanagement für diverse Softwarehersteller anbieten?
Für uns bringt das im Wesentlichen Vorteile. Wir sind ganz klar die Experten weltweit, wenn es um SAP-Lizenzierungsthemen geht. Unser samQ ist die beste Lösung am Markt. Das sagt auch der Peer-Insight-Vergleich von Gartner. Aber wir haben eben auch Berater, die den Kunden dabei unterstützen, die richtigen Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen, die samQ liefert. Was nutzen einem Ergebnisse, wenn sie keiner richtig und effizient interpretieren kann? Weil wir unsere Software und SAP verstehen, können wir unsere Kunden am besten zu einer optimalen Lösung begleiten. Unsere Mitbewerber kommen alle aus der Microsoft-Ecke und können da nicht mithalten. Eine Hürde war anfangs, dass wir alleine keine weiteren Hersteller abdecken konnten. Dieses Manko haben wir allerdings gelöst: Einige der Software-Asset-Manager (SAM)-Anbieter, wie zum Beispiel Matrix42 oder Deskcenter, setzen samQ als ihr SAP-Modul ein. So können wir nun alle Hersteller optimal abdecken.

VOQUZ Labs ist Teil der VOQUZ Gruppe, einem in München ansässigen Lösungsanbieter und Systemintegrator im IT-Sektor, der rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft aus? Welche Synergien gibt es?
Die VOQUZ Technologies GmbH, Wien, als Muttergesellschaft ist eine reine Holding. Wir arbeiten mit den Schwestergesellschaften aus der IT-Solutions-Gruppe in Deutschland und Österreich zusammen. Diese sind aus unserer Sicht wichtige Vertriebspartner in ihrer Region. Aus deren Sicht bieten wir Spezial-Know-how, mit dem sie sich bei ihren Kunden klar positionieren und von der Konkurrenz mühelos abheben können. Die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe, zum Beispiel bei Verwaltungsfunktionen, bietet uns diverse Synergien auf der Kostenseite, was unseren Kunden indirekt zu Nutzen kommt.

VOQUZ Labs ist ein noch recht kleines Unternehmen mit einem Umsatz von rund 3 Mio. Euro in 2020. Warum haben Sie sich dennoch bereits jetzt für den Gang an die Börse entschieden?
Das ist einfach erklärt: Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen mit aggressiven Wachstumsplänen. Dazu gehört die Internationalisierung in Bezug auf das organische Wachstum. Mit samQ haben wir international ca. 400 zufriedene Kunden in kurzer Zeit gewonnen, weil der Nutzen von samQ schnell erkennbar auf der Hand liegt. Diesen Kunden wollen wir weitere Best-of-Breed-Lösungen im Bereich SAP anbieten. Wir haben bereits Kunden aus ca. 40 Ländern, allerdings haben wir auch noch weiße Flecken auf der Landkarte, vor allem im asiatisch-pazifischen Raum (APAC). Und in einigen Märkten, wie beispielsweise Amerika, könnten wir viel mehr Gas geben.

Warum sind Sie als deutsches Unternehmen an die Wiener Börse gegangen und nicht nach Düsseldorf, Frankfurt oder München?
Das ist einfach erklärt: Aus der Zeit der BRAIN FORCE, für die ich früher tätig war, haben wir noch gute Kontakte nach Österreich. Zudem ist unsere Hauptaktionärin, die VOQUZ Technologies GmbH, in Wien ansässig. Und wir hatten die ganz klare Absicht in ein, für den Drittmarkt, Premium-Segment zu gehen. Wir wollen damit dokumentieren, dass wir uns der Transparenz verpflichtet fühlen. In Wien sind die Anforderungen an den Umfang des Freefloat geringer, so dass wir im direct market plus starten konnten. Wir sind am Beginn einer Entwicklung. Zu dieser Entwicklung gehört auch ein Listing in Deutschland und in einem späteren Schritt auch eine Kapitalmaßnahme mit Prospekt, quasi der nachgeholte IPO, und letztlich auch der Aufstieg in ein höheres Börsensegment. Aber wir nehmen das Schritt für Schritt, so dass es jeweils zu unserer Größe und unserem hohen Qualitätsanspruch passt.

Welche Wachstumsraten hat VOQUZ Labs in den vergangenen Jahren ausgewiesen und wie wollen Sie es künftig schaffen, stärker als der Markt zu wachsen?
Wenn man ganz klein ist - und das waren wir mit einem Umsatz von etwas mehr als 200.000 EUR, als wir die Vorgesellschaft vor ca. fünf Jahren übernommen und in die VOQUZ Gruppe aufgenommen haben - sind die ersten Schritte immer relativ gesehen größer. Im besten Jahr haben wir uns fast verdreifacht. Jetzt halte ich ein durchschnittliches Wachstum von ca. 30 % für ambitioniert, aber durchaus realistisch. Dabei wird es Jahre geben, in denen wir mit weniger als 30 % wachsen und welche, in denen wir deutlich darüber liegen werden. Man muss die Muskeln eben immer erst anspannen, bevor man zum Sprung ansetzt. Dass wir den Markt outperformen können, zeigen wir jedes Jahr. Unsere Kunden erkennen und honorieren unsere Spezialisierung auf SAP.

Welche Erwartungen haben Sie an das laufende Geschäftsjahr und speziell an das traditionell starke Jahresendgeschäft?
Wie jedes Jahr sind meine Erwartungen an das letzte Quartal, dass wir beinahe Stress haben, alle Nachfragen schnell genug bedienen zu können. SAP verlangt zu diesem Zeitpunkt von vielen Kunden die Ergebnisse der Vermessung ihrer Lizenznutzung. Nicht wenige benötigen dann schnelle Hilfe. Andere bereiten die Beschaffung schon das ganze Jahr über vor. Im Q4 haben wir im vergangenen Jahr ca. 40 % der Aufträge des Jahres geholt, das erwarte ich auch dieses Jahr. Wir empfehlen daher allen, rechtzeitig und regelmäßig über ihre Lizenzen nachzudenken - dann gibt es auch weniger unnötigen Stress und Verknappung von Teamressourcen.

Wie profitabel arbeitet VOQUZ Labs aktuell und welche operative Marge gibt Ihr Geschäftsmodell mittelfristig her?
Wir haben in 2020 eine EBITDA-Marge von über 20 % erreicht. Und ich bin zuversichtlich, dass wir mittelfristig weiteres Potenzial bis zu einer Marge von 30 % haben.

Sie haben eine Buy-&-Build-Strategie angekündigt. Wie wollen Sie diese finanzieren und welche Schwerpunkte wollen Sie dabei setzen?
Die Finanzierung der Buy-&-Build-Strategie ist wie schon angesprochen der Hauptgrund für den Gang an die Börse. Im September haben wir im Rahmen einer Kapitalerhöhung rund 800.000 Euro erlöst. Zum einen ist das das Working Capital für unsere Internationalisierung und damit das organische Wachstum. Zum anderen war die deutliche Überzeichnung der Kapitalerhöhung ein richtig positives Signal für unsere weiteren Pläne. Im nächsten Schritt suchen wir das notwendige Eigenkapital zur Finanzierung unserer M&A-Vorhaben. Wenn wir auf der Eigenkapitalseite gut aufgestellt sind, dann werden wir auch Fremdkapital zur Finanzierung von Übernahmen beimischen können.

Wir suchen nach Lösungen, die wir weltweit unseren zufriedenen samQ-Kunden anbieten können. Da gibt es einige lediglich lokal aufgestellte Anbieter, denen wir die Möglichkeit zur Internationalisierung bieten wollen. Bei der Auswahl bevorzugen wir eindeutig Lösungen, die wir unseren bestehenden Ansprechpartnern, also meist der SAP-Basis, vorstellen können. Dabei wird es um Security, Benutzerverwaltung, Datenhaltung, Test etc. gehen.

Mit welchen Argumenten wollen Sie bei neuen Investoren punkten? Warum sollten Anleger jetzt in VOQUZ Labs investieren?
Wir sind ganz klar am Beginn einer vielversprechenden Entwicklung. Wir haben gezeigt, was möglich ist und schreiben positive Ergebnisse, während wir gleichzeitig schnell, aber gesund wachsen. Die Börse ist dabei ein Turbo, zu dem wir uns gerade Zugang verschafft haben. Wer also den Weg nach oben mit uns mitgehen will, für den ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einstieg.

Herr Kögel, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen. ___

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 29.10.2021 · 18:58 Uhr
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