Vier Jugendliche nach Messerangriff gefasst

Hamburg (dpa) - Schnelle Aufklärung nach dem tödlichen Messerangriff auf einen 19-Jährigen im Hamburger S-Bahnhof: Die Polizei fasste am Montag vier Jugendliche. «Wir haben vier Festnahmen - darunter auch den Hauptverdächtigen, einen 16 Jahre alten Intensivtäter», sagte ein Polizeisprecher.

Der 16-Jährige habe die Tat noch am Abend gestanden. Einzelheiten zu dessen Aussage nannte der Sprecher jedoch nicht. Einen fünften Jugendlichen, einen 15-Jährigen, suchten die Ermittler zunächst noch.

Das 19 Jahre alte Opfer war am Freitagabend in der S-Bahnstation Jungfernstieg in der Hamburger Innenstadt erstochen worden. Bilder aus Überwachungskameras brachten die Mordkommission auf die Spur der mutmaßlichen Täter. Bereits vor der tödlichen Attacke sollen die Verdächtigen Passanten provoziert und einen Mann geschlagen haben.

Der 16-jährige Intensivtäter ist nach Polizeiangaben vor allem wegen gefährlicher Körperverletzung schon auffällig geworden. Bei der Staatsanwaltschaft hieß es: «Erstmals ist er bei uns als Zehnjähriger wegen Körperverletzung in Erscheinung getreten.» Der Jugendliche soll an diesem Dienstag vor einen Haftrichter kommen.

Die Staatsanwaltschaft will Haftbefehl wegen eines Tötungsdelikts beantragen, wie Behördensprecher Wilhelm Möllers ankündigte. «Ob wegen Verdachts des Mordes oder des Totschlags, ist noch unklar.» Auch ob die Behörde für die anderen drei gefassten Jugendlichen Haftbefehle beantragen wird, blieb zunächst offen.

Zwischen dem späteren Opfer, seinem 17-jährigen Freund und der Tätergruppe war es am Freitagabend aus nichtigem Grund zu einem Streit gekommen. «Sinngemäß ging es um Fragen wie: "Was guckst du, was ist hier los?"», sagte der Polizeisprecher. Während des Streits wurde der 19-Jährige aus der Gruppe heraus angegriffen und erlitt einen tödlichen Messerstich in den Oberkörper. Er schleppte sich noch auf einen anderen Bahnsteig und brach dort zusammen.

Die Videoaufnahmen aus der weitläufigen U- und S-Bahnstation - laut Polizei gestochen scharfe Bilder - gingen an alle Hamburger Polizeidienststellen. Kriminalbeamte erkannten darauf den jungen Intensivtäter aus Hamburg-Neustadt. Weitere Ermittlungen führten dann auf die Spur der anderen Verdächtigen.

Polizeibeamte und Zielfahnder nahmen die vier mutmaßlichen Täter am Montagvormittag wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts fest. Der 16 Jahre alte Hauptverdächtige und ein 17-Jähriger wurden in ihren Wohnungen gefasst, ein 18-Jähriger an seiner Arbeitsstelle. Der vierte Verdächtige ist 17 Jahre alt. Die Jugendlichen wurden am Montagnachmittag vernommen.

Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) zeigte sich tief erschüttert, «dass ein 16-jähriger Tatverdächtiger derart hemmungslos und mit brutaler Gewalt einen Menschen niedersticht». «Dieser Jugendliche und seine Mittäter müssen die ganze Härte des Strafrechts zu spüren bekommen», forderte Ahlhaus.

Der Senator kritisierte, dass ein Jugendlicher mit einem «derart langen Sündenregister» nun eine so schlimme Tat begehen konnte. «Die Polizei unternimmt sämtliche Anstrengungen, Taten aufzuklären und die Täter festzunehmen», sagte Ahlhaus. «Es muss dann aber auch eine angemessene Strafe folgen, die sowohl eine abschreckende Wirkung hat, aber zugleich auch die Täter in unsere Wertegemeinschaft zurückholt.»

In einer gemeinsamen Stellungnahme der vier Senatoren Ahlhaus, Christa Goetsch (Bildung), Till Steffen (Justiz) und Dietrich Wersich (Soziales) heißt es: «Wir empfinden Entsetzen und Trauer darüber, dass eine Gruppe Jugendlicher mutwillig eine so schwerwiegende Tat begehen kann und damit so vielen Menschen Leid zufügt: dem Opfer, der Familie und den Freunden des Getöteten, auch den eigenen Eltern.» Die Tat müsse Anlass für eine kritische Analyse sein. Die vier Behörden seien daher beauftragt worden, das Geschehen gemeinsam aufzuarbeiten.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion verlangte, die Waffenverbotszonen in Hamburg auszuweiten. «Eine Möglichkeit wäre, den gesamten HVV (Hamburger Verkehrsverbund) als Waffenverbotszone auszuweisen», sagte Innenexperte Andreas Dressel. «Wenn gerade in den Wochenendnächten das Messer immer lockerer sitzt, müssen die Beförderungsbedingungen beim HVV dem auch Rechnung tragen. Es passt nicht zusammen, das Rauchen im HVV zu verbieten, das Mitführen von gefährlichen Messern aber zu erlauben.»

In den vergangenen Monaten hatten mehrere Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Bahnhöfen für Entsetzen gesorgt. So hatten zwei junge Männer im Februar in einem Hamburger Linienbus einen 19-Jährigen mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf lebensgefährlich verletzt. Das Opfer hatte sich zuvor über laute Musik aus einem Handy beschwert. Im vergangenen Jahr wurde der Manager Dominik Brunner an einem S-Bahnhof in München Opfer eines Gewaltverbrechens. Zwei Jugendliche sollen so brutal auf seinen Kopf und Oberkörper eingetreten haben, dass er kurz darauf starb.

Kriminalität
17.05.2010 · 22:41 Uhr
[18 Kommentare]
 
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