Viele Tote zu Beginn des Opferfestes in Syrien

Kairo/Damaskus (dpa) - In Syrien geht das Regime von Präsident Baschar al-Assad auch zu Beginn des islamischen Opferfestes (Eid al-Adha) mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor. Mindestens 44 Zivilisten kamen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten am Wochenende ums Leben.

16 von ihnen wurden am Sonntag erschossen, als sie am wichtigsten Feiertag der Muslime an den Massenprotesten gegen die Regierung teilnahmen. Brennpunkte waren erneut die Hochburgen der Demokratiebewegung Homs, Hama und Idlib.

Die Arabische Liga plant nun eine Krisensitzung. Auf Antrag Katars sollen die Außenminister der Organisation am kommenden Samstag in Kairo zusammenkommen, um über die jüngsten Entwicklungen zu beraten. Die syrische Regierung sei mit der Umsetzung vereinbarter Maßnahmen gescheitert, hieß es in einem Statement.

Die Arabische Liga hatte Syrien am Mittwoch aufgefordert, innerhalb einer Frist von zwei Wochen das Militär aus den Städten abzuziehen. Das sagte die Assad-Regierung zu und versprach zudem, alle politischen Gefangenen freizulassen. Auch internationale Beobachter sowie Journalisten sollten ins Land einreisen dürfen. Ein hochrangiger Regierungsvertreter stellte in einem Zeitungsinterview am Samstag den Rückzug der Streitkräfte noch an diesem Wochenende in Aussicht.

Doch das Regime setzte diese Ankündigung nicht um. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, warnte Syrien vor katastrophalen Konsequenzen für die gesamte Region. Der in Paris lebende Vorsitzende des Nationalrates der syrischen Opposition, Burhan Ghalijun, schloss Kompromisse mit dem Assad-Regime aber aus. In einer Grußbotschaft anlässlich des Opferfestes würdigte er auch die Opfer der Demokratiebewegung. Der Nationalrat habe die Arabische Liga und die Vereinten Nationen zudem gebeten, sich für den Schutz der syrischen Bevölkerung einzusetzen und internationale Beobachter ins Land zu schicken, sagte er.

Der einflussreiche syrische Großmufti Scheich Hassun hält sogar einen Rückzug Assads aus der Politik für möglich. «Er ist kein Präsident auf Lebenszeit», sagte der Rechtsgelehrte in seiner Heimatstadt Aleppo dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». «Der ehemalige Augenarzt Baschar al-Assad möchte zurück in seinen alten Beruf.» Assads Traum sei es, wieder eine Augenklinik zu leiten. Scheich Hassun ist nicht nur die höchste islamische Autorität in Syrien, sondern auch enger Vertrauter des Präsidenten.

Assad trägt nach den Worten des Großmuftis die Verantwortung für politische Fehler. Allerdings werde er die gegenüber der Arabischen Liga zugesagten Verpflichtungen einhalten und Reformschritte einleiten. «Das Blutvergießen muss aufhören», forderte er. Für die Gewalt machte Scheich Hassun jedoch vorwiegend aus Nachbarstaaten eingereiste Fundamentalisten verantwortlich.

Die syrische Führung bemühte sich zu Beginn des Opferfestes indes, den Eindruck der Normalität zu vermitteln. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass Präsident Assad den Auftakt des Eid al-Adha mit Tausenden seiner Landsleute in der Al-Nur-Moschee in Rakka gefeiert habe. Am Vorabend war das Regime ebenfalls einer regionalen Tradition zum wichtigsten islamischen Fest gefolgt und hatte mehr als 500 Gefangene freigelassen. Aber nur jene, an deren Händen kein Blut klebe, wie die Nachrichtenagentur schrieb.

Seit Beginn der Anti-Regime-Proteste in Syrien im März kamen bislang mehr als 3000 Menschen ums Leben.

Konflikte / Syrien
06.11.2011 · 16:54 Uhr
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