US-Notenbank Fed setzt lebensrettende Maßnahme für Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft kann aufatmen: Die US-Notenbank Federal Reserve hat mit ihrer jüngsten Entscheidung einen wichtigen Schritt unternommen, um die globale Konjunktur aufzufangen. Einer zunehmend stagnierenden Weltwirtschaft und einem tief in der Schulden-Deflation verstrickten China wird damit eine Rettungsleine zugeworfen.
Die Fed hat den Druck auf das 13 Billionen Dollar umfassende Netzwerk von Dollar-denominiertem Offshore-Handel entschärft. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich haben Schwellenmärkte Schulden in Höhe von 5,2 Billionen Dollar angehäuft, unter anderem in Brasilien, Kasachstan und Korea. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn unter Einbeziehung des Derivatemarktes belaufen sich die Verbindlichkeiten von Nicht-US-Banken auf mehr als 35 Billionen Dollar. Diese Schulden müssen fortlaufend refinanziert werden.
Der Start eines Zinssenkungszyklus der Fed markiert einen bedeutenden Moment für das internationale Finanzsystem. Zentralbanken in Schwellenmärkten können nun ihre Zinsen lockern, ohne Angst vor einem Abwertungsdruck auf ihre Währungen haben zu müssen. So hat die Zentralbank Indonesiens aufgehört, den Rupiah zu verteidigen und sogar die Zinsen gesenkt. Der indische Sensex-Index erreichte einen historischen Höchststand, da die Märkte eine neue Ära reichlicher Liquidität und wachsender Kapitalzuflüsse erwarten.
Die großzügige Zinssenkung der Fed um einen halben Punkt wirkt sich unmittelbar auf die etwa 40 Länder und Währungsbehörden aus, die in irgendeiner Form an den US-Dollar gekoppelt sind. So konnten Hongkonger Banken endlich ihre erdrückenden Leitzinsen senken. In der Metropole sind über 90 Prozent der Hypotheken an den dreimonatigen Hibor gekoppelt, einer "dollarlisierten" Benchmark. Der stark angeschlagene Immobilienmarkt in Hongkong könnte sich nun von seinem schlimmsten Einbruch seit der Asienkrise 1998 erholen.
Während die Fed bereits 2016 China gezielt rettete, ist das Land nun zufällig Nutznießer der aktuellen Maßnahmen. Zwar bleibt unklar, ob China diese Schonfrist nutzen wird, doch zumindest könnte der kontinuierliche Kapitalabfluss über die Shanghai-Hong Kong Connect Plattform gestoppt werden. Hong Hao von der SiRui Group vermutet, dass der US-Zinssenkungszyklus Investitionen in Höhe von 500 Milliarden Dollar zurück nach China bringen könnte.
Die Entscheidungsfindung der Fed steht hingegen unter kritischer Beobachtung. Es hängt stark davon ab, ob die Fed mit ihrem Kurs der Zeit voraus ist und eine sanfte Landung hinbekommt oder ob sie hinterherhinkt und eine Rezession unvermeidlich ist. Mislav Matejka von JP Morgan merkt an, dass es in den letzten zwölf Zinssenkungszyklen der Fed vier sanfte Landungen und acht Rezessionen gab – mit entsprechend unterschiedlichen Marktauswirkungen.
Während einige Teile des Aktienmarktes bereits auf eine sanfte Landung zu setzen scheinen, deutet die Entwicklung der Anleiherenditen auf Unsicherheit hin. Zwei-Jahres-Treasury-Renditen lagen letzte Woche 180 Basispunkte unter dem Fed-Funds-Rate – ein Warnsignal.
Selbst Jay Powell räumte ein, dass die Fed schneller hätte handeln können, hätten sie die tatsächliche Abkühlung des Arbeitsmarktes früher erkannt. Die Schwäche dieses Marktes, die sich bereits in den letzten Monaten angedeutet hat, hätte Hinweise auf eine bevorstehende Rezession gegeben.
Maßgebliche Ökonomen sind sich uneinig, ob die Fed das richtige Gleichgewicht gefunden hat. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Weltwirtschaft eine nachhaltige Erholung erlebt oder in eine tiefe Krise stürzt.