US-Angriff auf Iran lässt Ölpreis steigen – Märkte erwarten Eskalation am Persischen Golf
Nach dem US-Angriff auf iranische Nuklearanlagen rechnen Analysten mit einem spürbaren Anstieg der Ölpreise zu Wochenbeginn. Entscheidend für das Ausmaß des Preissprungs wird sein, ob und wie die Islamische Republik auf die Eskalation reagiert – etwa mit Angriffen auf Energieinfrastruktur oder durch Störungen des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus.
Ein solcher Schritt könnte unmittelbar dramatische Auswirkungen haben: Rund ein Drittel des weltweiten Ölhandels auf dem Seeweg passiert täglich die nur 39 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran und den Golfstaaten. Bereits die Ankündigung iranischer Hardliner, westliche Schiffe dort zu blockieren oder US-Flottenverbände direkt anzugreifen, lässt den geopolitischen Risikoaufschlag für Öl steigen.
Der Preis für Brent-Rohöl, die internationale Benchmark, lag zuletzt bei 77 US-Dollar pro Barrel. Am Donnerstag hatte Brent mit 79 Dollar das höchste Niveau seit Januar erreicht – trotz der bisherigen Eskalation im Nahen Osten. Sollte der Iran jedoch seine Drohungen umsetzen, rechnen Analysten mit einem deutlichen Preissprung. Jorge León, geopolitischer Chefanalyst bei Rystad Energy, sagte: „Selbst ohne direkte Gegenreaktion wird der Markt ein höheres Risikoprämium einpreisen.“
Mit dem US-Angriff habe Washington erstmals direkt iranisches Territorium angegriffen – eine „rote Linie“ sei überschritten worden, so León. Die Märkte öffneten am Sonntagabend um 23 Uhr britischer Zeit, in Asien dürfte sich dann zeigen, wie tief die Nervosität sitzt.
Ein direkter Gegenschlag Irans könnte sich auch gegen Öl-Infrastruktur von US-Verbündeten wie Saudi-Arabien oder Katar richten. Die Golfstaaten zeigen sich zunehmend alarmiert: Das saudische Außenministerium sprach von „großer Besorgnis“, Doha warnte vor „katastrophalen Folgen“ anhaltender Spannungen. Gleichzeitig bemühen sich beide Länder um Deeskalation.
Nach Einschätzung von S&P Global Commodity Insights dürfte der Ölpreis am Sonntagabend zunächst deutlich steigen. Bleibe eine unmittelbare iranische Reaktion aus, sei jedoch mit einer Abschwächung des Anstiegs bis Montag zu rechnen.
Selbst bei einem kurzfristigen Ausfall iranischer Exporte – derzeit rund 2 Mio. Barrel pro Tag – wäre der globale Markt laut S&P zunächst ausreichend versorgt. Die Lagerbestände sind hoch, Opec+ hat zusätzliche Produktionskapazitäten. Entscheidend bleibe aber, dass die Straße von Hormus offen bleibt.