UniCredit erwägt Übernahme der Commerzbank
An den europäischen Anleihemärkten zeichnen sich wachsende Erwartungen ab, dass die italienische Bank UniCredit möglicherweise die deutsche Commerzbank übernehmen könnte. Diese Spekulationen erhielten neue Nahrung, nachdem der CEO von UniCredit, Andrea Orcel, öffentlich bekanntgab, dass eine vollständige Übernahme des deutschen Kreditinstituts eine Option sei. UniCredit hat bereits einen Anteil von 9 % an der Commerzbank aufgebaut.
Die Ankündigung von UniCredit sorgte für Überraschung und ließ die Commerzbank-Aktien binnen drei Tagen um über 20 % steigen. Während die Bewegungen bei Anleihen moderater ausfielen, könnte die seit Jahren verfolgte europäische Kapitalmarktunion zur Vereinigung der Bankensysteme der Eurozone das Geschäft begünstigen. Laut Kaspar Hense, einem Portfoliomanager bei RBC BlueBay Asset Management, kommt der aktuelle positive Schwung auf den Kapitalmärkten zur rechten Zeit, da auch der deutsche Staat Budgetbedarf hat und durch die Übernahme gut kompensiert würde.
Zwei Investoren, die Commerzbank-Anleihen der Risikoklasse Additional Tier 1 (AT1) halten, berichten, dass die Übernahmegerüchte für einen sprunghaften Anstieg des Handelsvolumens verantwortlich sind. Diese speziellen Anleihen, die aus regulatorischen Gründen von Banken emittiert werden, verzeichneten in den letzten zwei Tagen ihren größten Gewinn in diesem Jahr, mit einer Rendite von etwa 7 %. In einem ansonsten ansteigenden europäischen AT1-Markt stellt dies eine Ausnahme dar.
Gleichzeitig näherten sich die Renditen vergleichbarer AT1-Anleihen von UniCredit denen der Commerzbank an. Politische Hürden oder der Widerstand von Gewerkschaften könnten jedoch mögliche Übernahmeversuche erschweren.
Nicht nur risikoreiche Bankanleihen sind Indikatoren für das hohe erwartete Potenzial einer Übernahme. Auch die sogenannte Spread-Lücke zwischen den vorrangigen nicht besicherten Anleihen (SNP) beider Banken hat sich in dieser Woche verengt. Shanawaz Bhimji, Leiter der Kreditstrategie bei ABN Amro, ist der Ansicht, dass das mögliche Zusammengehen zu einem besseren Kreditprofil führen könnte, da die Commerzbank derzeit mit einem höheren Spread als UniCredit im SNP-Bereich gehandelt wird.