Schwarzes Meer

UN: Getreidefrachter sollen weiter über Korridor ausfahren

30. Oktober 2022, 23:26 Uhr · Quelle: dpa
Obwohl Russland das Abkommen vom Export von Getreide aus der Ukraine ausgesetzt hat, haben die UN und die Türkei weiter Hoffnung. Moskau stellt nun Bedingungen für Gespräche auf.

Istanbul/Moskau (dpa) - Trotz der russischen Aussetzung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine sollen am Montag weiter Schiffe über den Korridor im Schwarzen Meer ausfahren. Die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine hätten sich auf einen entsprechenden Plan geeinigt, hieß es in einer Mitteilung des Koordinierungszentrums in Istanbul.

Am Montag sollen demnach zwölf Schiffe durch den festgelegten humanitären Korridor in Richtung Istanbul aufbrechen, vier in entgegengesetzte Richtung. Die russische Delegation sei darüber informiert worden. Am Sonntag seien sechs beladene Schiffe in Richtung des Korridors aufgebrochen. Im Korridor selbst habe es am Sonntag aber keine Schiffsbewegungen gegeben.

Derzeit würden sich 21 an der Initiative beteiligte und mit etwa 700.000 Tonnen Getreide beladene Frachter in oder in der Nähe der drei ukrainischen Häfen befinden, hieß es. Darunter sei auch ein mit 30.000 Tonnen Weizen beladenes Schiff für Nothilfe am Horn von Afrika im Rahmen des Welternährungsprogramms.

Die Kontrollen ausfahrender Schiffe am Bosporus wurden am Sonntag fortgesetzt, der Mitteilung zufolge wurden an diesem Tag Inspektionen von elf beladenen Schiffen abgeschlossen. Insgesamt seien derzeit 112 Schiffe zur Inspektion in Istanbul registriert, 97 davon beladen.

Moskau erwartet Gespräche über Getreideabkommen

Russland erwartet für die nächsten Tage Gespräche mit den Vereinten Nationen und der Türkei über das ausgesetzte freie Geleit für ukrainische Getreideexporte im Schwarzen Meer. Das sagte Vizeaußenminister Andrej Rudenko am Sonntagabend in Moskau.

Bevor aber an eine Rückkehr Russlands zu der Vereinbarung zu denken sei, müsse der Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte aufgeklärt werden. «Das war himmelschreiend, es wurden alle Bedingungen verletzt, die vereinbart waren», sagte Rudenko nach Angaben russischer Agenturen.

Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim war am Samstag von Flug- und Schwimmdrohnen angegriffen worden. Moskau spricht von einem Terrorakt und behauptet, dass die ferngesteuerten Kampfboote sich im Schutz des Seekorridors für die Getreideexporte bewegt hätten. Beweise wurden bislang nicht vorgelegt. Russland hat für Montag auch eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York zu dem Thema beantragt.

Türkei will sich für Fortsetzung des Deals einsetzen

Die Türkei hatte zuvor angekündigt, sich weiter für eine Fortführung der Vereinbarung einzusetzen. Die Verhandlungen mit den zuständigen Akteuren würden fortgesetzt, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Sonntagabend mit. Die russischen Vertreter seien weiter im gemeinsamen Koordinierungszentrum in Istanbul.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres will das von Russland ausgesetzte Abkommen retten. Der ehemalige portugiesische Ministerpräsident sei «zutiefst besorgt» und führe intensive Kontakte mit dem Ziel, die Aussetzung des im Juli geschlossenen Abkommens wieder rückgängig zu machen, teilte UN-Sprecher Stepháne Dujarric am Sonntag in New York mit. Einzelheiten nannte er nicht.

Baerbock: Moskau darf Sicherheit der Schiffe nicht gefährden

Außenministerin Annalena Baerbock forderte derweil Russland zur Einhaltung seiner Verpflichtungen aus dem Abkommen auf. «Millionen Menschen auf der Welt hungern, und Russland stellt erneut die Sicherheit von Getreideschiffen zur Disposition. Das muss aufhören», sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in Berlin. «Ob Familien in Libanon, Niger oder Bangladesch ihre nächste Mahlzeit bezahlen können, darf nicht von den Kriegsplänen des russischen Präsidenten abhängen.»

Baerbock verwies darauf, dass Dutzende Schiffe aktuell auf dem Weg seien, um Getreide aus der Ukraine in andere Länder zu bringen. «Wir fordern Russland auf, die Sicherheit dieser Schiffe nicht zu gefährden und seine Zusagen an die internationale Gemeinschaft wieder einzuhalten.» Seit Inkrafttreten des Abkommens im Sommer seien die Getreidepreise auf dem Weltmarkt endlich wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen, betonte Baerbock mit Blick auf die Ukraine.

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kritisierte Russlands erneute Blockade. Die Entscheidung gefährde «die wichtigste Exportroute für dringend benötigtes Getreide und Düngemittel zur Bewältigung der durch den Krieg gegen die Ukraine verursachten weltweiten Nahrungsmittelkrise», schrieb der EU-Chefdiplomat am Sonntag auf Twitter. Die EU fordere Moskau dringend dazu auf, die Entscheidung rückgängig zu machen.

Russland hatte seine Zustimmung zu den Exporten am Samstag «auf unbestimmte Zeit» ausgesetzt. Moskau begründete dies mit ukrainischen Drohnenangriffen auf seine Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim, die Moskau seit 2014 völkerrechtswidrig annektiert hat.

Das russische Militär nannte am Sonntag angebliche Details zum Angriff. Den Angriff vom Samstagmorgen hatte Moskau als Anlass genommen, um die Vereinbarung über freies Geleit für Schiffstransporte mit ukrainischem Getreide auszusetzen.

Die ferngesteuerten Kampfboote seien nachts in der Nähe der ukrainischen Hafenstadt Odessa gestartet worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag in Moskau mit. Die Boote hätten zunächst den für die Getreidetransporte festgelegten Seekorridor genutzt, um dann Kurs auf Sewastopol zu nehmen. Beweise dafür wurden der schriftlichen Mitteilung nicht beigefügt.

Russische Experten hätten aus der Elektronik der Schwimmdrohnen den Fahrweg herausgelesen. Es lasse sich vermuten, dass wenigstens eine Drohne auf See von einem der Getreideschiffe aus gestartet worden sei. Auch dies wurde nicht belegt - es wurde auch kein Schiffsname genannt. Die Navigationstechnik der kajakförmigen Boote stamme aus Kanada, hieß es. Moskau wiederholte den Vorwurf, dass britische Instrukteure den Ukrainern bei dem Einsatz geholfen hätten.

9,3 Millionen Tonnen Getreide verschifft

Das im Juli unter Vermittlung der Türkei und der UN vereinbarte Abkommen hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Laut türkischen Angaben sind seither 9,3 Millionen Tonnen Getreide verschifft worden. Es war verabredet worden, dass die Schiffe und ihre Fracht jeweils bei der Durchfahrt durch die türkische Meerenge Bosporus kontrolliert werden.

Ursprünglich sollte das Abkommen am 19. November auslaufen - wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert werden. Moskau hatte das Abkommen zuletzt immer wieder kritisiert, weil es sich infolge der Sanktionen des Westens bei den eigenen Getreide- und Düngemittelexporten ausgebremst sieht.

Politik / Krieg / Konflikte / Lebensmittel / Ernährung / Handel / Getreideabkommen / Getreide / Türkei / Ukraine / Russland
30.10.2022 · 23:26 Uhr
[8 Kommentare]
Französischer Premierminister Michel Barnier
Paris (dpa) - Nach dreieinhalb Monaten politischer Krise in Frankreich zeichnet sich mit der heute erwarteten Vorstellung einer neuen Regierung in Paris keine Stabilisierung der Lage ab. Die vom neuen Premierminister Michel Barnier gebildete Mitte-Rechts-Regierung steht von Anfang an unter erheblichem Druck. Dies hängt auch damit zusammen, dass das bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vor gut […] (00)
vor 37 Minuten
Demi Moore
(BANG) - Demi Moore erzählte, dass sie nicht gerne ungefragt Erziehungsratschläge gibt. Die 61-jährige 'Ghost - Nachricht von Sam'-Schauspielerin, die mit ihrem Ex-Mann Bruce Willis die Töchter Rumer (36), Scout (33) und Tallulah (30) großzieht, hält es für wichtig, dass ihrer Tochter der Freiraum gegeben wird, ihre Kinder auf ihre eigene Art zu erziehen. Bei einem Auftritt in der 'Jennifer Hudson […] (00)
vor 12 Stunden
KOSS Porta Pro Wireless 2.0 – Intuitive Bedienung und bester Komfort
Ab sofort ist die Neuauflage einer mobilen Kopfhörerlegende verfügbar: der KOSS Porta Pro Wireless 2.0. Mit Bluetooth 5.2, Tastensteuerung für Musik und Anrufe sowie einer Akkulaufzeit von über 20 Stunden ist er der ideale Begleiter für das mobile Leben. Dank seiner leichten Bauweise und dem innovativen, patentierten dualen Stahlkopfbügel bietet er wie seine Urahnen einen unvergleichlichen […] (00)
vor 7 Stunden
Vision of Mana im Test: Ein Fantasy Spektakel welches euch aus der Realität entführt
Das erste Spiel der Mana Reihe ist erstmals im Jahr 1993 von dem Publisher Square Enix erschienen. Aufgrund des nostalgischen Faktors mit der dazugehörig großen Fanbase genießt die Mana-Serie einen hohen Kultstatus. Zusammen mit der Tatsache, dass sich Square Enix über 15 Jahre Zeit gelassen hat, eine komplett neue und eigenständige Hauptstory für diese Serie zu entwerfen, ist Vision of Mana für […] (00)
vor 6 Stunden
Linda Zervakis geht ins Erste
Am Samstag, 26. Oktober 2024, ist die ehemalige «Tagesschau»-Sprecherin und jetzige ProSieben-Moderatorin Linda Zervakis wieder im Ersten zu sehen. Neben Smudo und Katrin Bauerfeind ist Zervakis in Die Hirschhausen-Show - Was kann der Mensch zu sehen. Die Sendung ist für 20.15 Uhr angesetzt und dauert drei Stunden. Entertainer Eckart von Hirschhausen zeigt, zu welchen spektakulären Höchstleistungen wir fähig sind, welches Wunder in jedem von uns […] (00)
vor 12 Stunden
FC Augsburg - FSV Mainz 05
Augsburg (dpa) - Angeführt von Matchwinner Jonathan Burkardt hat der FSV Mainz in einem wilden Fußballspiel mit zwei Platzverweisen beim FC Augsburg den ersten Saisonsieg in der Bundesliga gefeiert. Im Duell der Dänen-Trainer konnte Bo Henriksen zum Auftakt des 4. Spieltags ein teilweise in Unterzahl erkämpftes 3: 2 (2: 1) gegen seinen Landsmann Jess Thorup bejubeln. In der Tabelle zogen die […] (02)
vor 6 Stunden
Fast 107 Milliarden Euro – Die Bundesregierung als großzügiger Geldgeber für Familien?
Mitten in Zeiten knapper Kassen und fragwürdiger Budgetierungen zeigt sich die Bundesregierung von ihrer besonders spendablen Seite – zumindest, wenn es um Familien geht. 2025 sollen satte 106,6 Milliarden Euro in familienpolitische Leistungen fließen. Eine Summe, die selbst in Ministerkreisen die Augenbrauen hebt – und das nicht nur aus Verwunderung. Kindergeld – der ewige Budgetschlucker Fast […] (00)
vor 8 Stunden
General Availability der Music-Domain: Vor-Registrierung sinnvoll
Koeln, 20.09.2024 (PresseBox) - Die digitale Welt steht vor einer bedeutenden Erweiterung: Die Einführung der neuen Music-Domains befindet sich derzeit in der Vorregistrierungsphase für die General Availability (GA), die am 8. Oktober 2024 startet. Diese neue Top-Level-Domain (TLD) bietet Künstlern, Labels, Musikplattformen und anderen Akteuren der Musikindustrie die Möglichkeit, eine […] (00)
vor 11 Stunden
 
Grenzübergang Deutschland - Niederlande (Archiv)
Berlin - Die seit Montag dieser Woche auf alle deutschen Landgrenzen ausgeweiteten […] (00)
Harvey Weinstein
(BANG) - Harvey Weinstein hat auf nicht schuldig plädiert. Der 72-jährige in Ungnade gefallene […] (00)
Kleinflugzeugabsturz in Spanien
Burgos (dpa) - Eine deutsche Flugschülerin ist bei dem Absturz eines einmotorigen Kleinflugzeuges im […] (00)
PlayStation 5 – PlayStation 30th Anniversary Collection zur Jubiläumsfeier
Heute wurde die PlayStation 30th Anniversary Collection angekündigt, welche die PlayStation 5 […] (00)
Zack Snyder
(BANG) - Zack Snyder erzählte, dass er 'Watchmen - Die Wächter' als seinen besten Comicbuch- […] (00)
Varta kämpft ums Überleben: Sanierung steht – Kleinaktionäre verlieren alles
Varta steht mit dem Rücken zur Wand Der Traditionskonzern aus Ellwangen hat turbulente Monate […] (00)
 
 
Suchbegriff