Tschechische Republik geht voran: Bestellung von Rolls-Royce Mini-AKWs entfacht britische Debatten
Rolls-Royce hat einen bedeutsamen Auftrag aus der Tschechischen Republik an Land gezogen und damit möglicherweise eine neue Ära für kleine, modulare Reaktoren (SMR) eingeläutet. Die Ankündigung, die am Mittwochabend erfolgte, unterstreicht die strategische Position beider Parteien in der globalen SMR-Entwicklung. Für Großbritannien hat dieser Erfolg jedoch gemischte Gefühle ausgelöst.
Britische Minister lobten den Deal als „herausragendes Vertrauensvotum in die britische Ingenieurskunst“. Gleichzeitig wächst in der britischen Industrie die Frustration über das Zögern der Regierung in Sachen heimischer SMR-Entwicklung. Experten befürchten, dass Großbritannien wichtige Lieferketten-Verträge an internationale Wettbewerber verlieren könnte, während andere Länder wie die Tschechische Republik entschlossen voranschreiten.
Das Abkommen garantiert Rolls-Royce eine Pipeline aus anfänglichen Aufträgen, wobei die tschechische Regierung sich zu mindestens drei Standorten verpflichtet hat, an denen mehrere SMRs installiert werden sollen. Die Verhandlungen über die endgültigen Details laufen noch. Ein Insider bemerkte treffend: „Während Großbritannien zögert, handeln andere Länder bereits.“
Die Technologie der SMRs gilt als potenzielle Revolution, da sie die Kosten für Kernkraftwerke und die Bauzeit erheblich senken könnte. Allerdings ist die Technologie kommerziell noch unbewiesen, und verschiedene Länder bemühen sich, den Durchbruch zuerst zu schaffen. Überraschend kommt da die tschechische Entscheidung, insbesondere nachdem Rolls-Royce-Manager zuvor beklagt hatten, dass ausländische Regierungen zögerten, bevor London eigene Bestellungen tätigte.
Das Abkommen wurde vom tschechischen Staat als „große Chance für die tschechische Wirtschaft“ gefeiert. Es biete tschechischen Unternehmen eine einmalige Gelegenheit, sich sofort an der Entwicklung und Implementierung der neuen Reaktortechnologie zu beteiligen. Tufan Erginbilgiç, CEO von Rolls-Royce, betonte den Vorteil, als erster diese neue Technologie umzusetzen, da dies die Lieferkette stärken und sichern würde.
Die britische SMR-Wettbewerbsszene bleibt dagegen schleppend. Ursprünglich 2015 angekündigt, hat der von der Great British Nuclear und dem ehemaligen Schatzkanzler George Osborne initiierte Wettbewerb bis heute noch keinen konkreten Durchbruch erzielt. Die britische Regierung hat bisher keine spezifischen Standorte für die ersten SMRs bestätigt, während Rolls-Royce international weiter voranschreitet. In Kanada hat bereits GE Hitachi mit dem Bau eines SMR für die Regierung von Ontario begonnen.
Chris Cholerton, CEO von Rolls-Royce SMR, bekräftigte: „Dieses wichtige strategische Partnerschaftsabkommen stärkt die Position von Rolls-Royce SMR als führende SMR-Technologie Europas und wird CEZ, Rolls-Royce SMR und seine bestehenden Aktionäre an die Spitze des SMR-Einsatzes bringen.“
Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds fügte hinzu: „Dies ist ein herausragendes Votum für die britische Ingenieurskunst und ein Beweis dafür, dass Großbritannien in der Kerntechnologie führend ist. Es ist fantastisch zu sehen, wie heimisch entwickeltes Know-how weltweit verkauft wird und die globalen Bemühungen zur Erreichung der Klimaneutralität unterstützt.“