Trump steckt nach «Drecksloch»-Kommentar weltweit Kritik ein

Washington (dpa) - Nach seiner Äußerung über «Drecksloch»-Staaten schlägt US-Präsident Donald Trump ein Sturm der Entrüstung auch aus den eigenen Reihen entgegen. Der derzeit führende Republikaner hinter Trump, Paul Ryan, bezeichnete die Wortwohl Trumps als «unglücklich und nicht hilfreich».

Der republikanische Senator Lindsey Graham äußerte sich öffentlich nicht, erklärte aber, er habe Trump seinen Teil ins Gesicht gesagt. Andere Republikaner versuchten, dem Präsidenten zu Hilfe zu eilen.

In einer in Washington verbreiteten Erklärung forderten die Länder der Afrikanischen Union eine offizielle Entschuldigung von Trump für dessen «Drecksloch»- Kommentar. Zudem solle Trump die Äußerungen zurücknehmen. In der Mitteilung brachte die Afrikanische Union «Betroffenheit, Schock und Entrüstung» zum Ausdruck. Man glaube, es gebe ein riesiges Fehlverständnis über den afrikanischen Kontinent und dessen Bevölkerung bei der derzeitigen US-Regierung. «Es gibt ein ernstes Bedürfnis für einen Dialog zwischen den Afrikanischen Ländern und der US-Regierung», heißt es in dem Text.

Dem Protest schlossen sich auch die Botschafter der afrikanischen Staaten bei den Vereinten Nationen an. Sie verurteilten die «unerhörten rassistischen und fremdenfeindlichen» Aussagen und forderten ebenfalls eine Entschuldigung. Die Diplomaten äußerten sich zudem besorgt über den «fortwährenden und zunehmenden Trend der US-Regierung», den afrikanischen Kontinent «und Farbige herabzuwürdigen».

Auch aus anderen Teilen der Welt kamen entrüstete Reaktionen. «Die Äußerungen des Präsidenten der Vereinigten Staaten treffen die Würde des salvadorianischen Volkes», schrieb der Präsident von El Salvador, Salvador Sánchez Cerén, auf Twitter.

Teile der US-Republikaner versuchten am Wochenende, die Äußerungen des Präsidenten zu relativieren. Es habe nach den Bemerkungen eine «vorhersehbare Hysterie» gegeben, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Es sei einer der größten Vorteile Trumps, dass er die Sprache des einfachen Volkes spreche, und nicht die der Eliten in Washington oder New York.

Laut «Washington Post» und anderer US-Medien soll Trump bei einem Treffen mit Senatoren am Donnerstag gefragt haben, warum die USA so viele Menschen aus «Drecksloch-Staaten» aufnehmen müssten. Es ging dabei um den Aufenthaltsstatus von Menschen aus Haiti, El Salvador und afrikanischen Staaten. Ein Sprecher des Weißen Hauses dementierte die Berichte zunächst nicht. Trump selbst schrieb auf Twitter, es seien harte Worte gefallen, aber nicht diese.

«Die Sprache, die ich bei dem Daca-Treffen benutzt habe, war hart, aber das war nicht die Sprache, die benutzt wurde», schrieb Trump. Wenig später erklärte er, er habe nie etwas Abfälliges über Haitianer gesagt, außer dass Haiti ein «sehr armes und unruhiges Land» sei.

Dem widersprach der demokratische Senator Dick Durbin, der an der fraglichen Unterredung teilnahm. «Ich habe nicht ein einziges Wort gelesen, das nicht gefallen wäre», sagte er am Freitag. Präsident Trump habe «hasserfüllte, abscheuliche und rassistische Worte gewählt», sagte der Senator. Er könne sich nicht erinnern, dass jemals ein Präsident der Vereinigten Staaten zu solch einer Art von Sprache gegriffen habe. Das Wort «Drecksloch» («shithole») sei mehrfach gefallen.

Das Treffen mit Senatoren beider Parteien drehte sich um einen Kompromiss in der Einwanderungspolitik, der eine Lösung für das sogenannte Daca-Programm vorsieht. Dieses gibt hunderttausenden jungen Migranten einen temporären Schutzstatus. Trump hatte Anfang September vergangenen Jahres entschieden, die von seinem Vorgänger Barack Obama ins Leben gerufene Initiative zu beenden. Allerdings räumte er dafür eine Frist von sechs Monaten ein.

Der Republikaner Lindsey Graham und der Demokrat Durbin präsentierten den Entwurf am Donnerstag Trump und einer Reihe sehr konservativer Republikaner. Laut «Washington Post» und «New York Times» wurde der Präsident wütend, als Graham und Durbin ihren Vorschlag über die Visa-Lotterie umrissen.

Die kolportierten Bemerkungen lösten in den USA und weltweit eine Welle der Empörung aus. Aus Afrika kam scharfe Kritik. «Es ist besonders überraschend, da die USA noch immer ein weltweites Beispiel dafür sind, wie Migration eine Nation geschaffen hat, die auf starken Werten von Vielfalt und Chancen beruht», sagte Ebba Kalondo, eine Sprecherin des Chefs der Kommission der Afrikanischen Union (AU). Die Kommission sei «beunruhigt».

Die Regierung von Botsuana bestellte den US-Botschafter ein. Man wolle von der US-Regierung wissen, ob sie Botsuana für einen «Drecksloch-Staat» halte, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Die südafrikanische Regierungspartei ANC, schrieb auf Twitter, es sei «beleidigend», derartig abwertende Kommentare zu machen.

Das UN-Menschenrechtsbüro zeigte sich ebenfalls beunruhigt. «Wenn das so stimmt, sind dies schockierende und beschämende Äußerungen des US-Präsidenten», sagte Rupert Colville, Sprecher des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, in Genf. «Man kann nicht ganze Länder und Kontinente als Dreckslöcher bezeichnen, deren Einwohner, die alle nicht weiß sind, deshalb nicht willkommen sind.»

Regierung / Parlament / Migration / Präsident / USA
13.01.2018 · 17:46 Uhr
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