Triumph der Transformation: Rolls-Royce on Course für nachhaltigen Erfolg
Der britische Technologiekonzern Rolls-Royce hat in jüngster Zeit eine bemerkenswerte Wende erlebt. Vor vier Jahren musste das Unternehmen seine Aktionäre um finanzielle Unterstützung bitten und 9.000 Mitarbeiter entlassen, um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu überstehen.
Nun meldete Rolls-Royce einen eindrucksvollen Anstieg des Halbjahresgewinns um 74 Prozent, die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen und eine unerwartete Zuwendung von 150 Aktien pro Mitarbeiter. Dieser rapide Aufschwung ist einer der bemerkenswertesten in der jüngeren britischen Unternehmensgeschichte.
Diese positive Entwicklung fiel zeitlich mit dem Amtsantritt von Tufan Erginbilgiç zusammen, der im Januar 2023 das Ruder übernahm. Seit seinem Eintritt haben sich die Aktien von Rolls-Royce mehr als vervierfacht und damit die meisten großen Indizes übertroffen.
Dank dieser beeindruckenden Leistung ist das Unternehmen bereits auf gutem Weg, mehr als 75 Prozent seines Zieles von bis zu 2,8 Milliarden Pfund jährlich operativen Gewinns und über 65 Prozent seines Ziels von bis zu 3,1 Milliarden Pfund freiem Cashflow bis Ende dieses Jahres zu erreichen.
Erginbilgiç, der Rolls-Royce bei seinem Eintritt als "brennende Plattform" bezeichnete, hat schnell gehandelt: Er hat das Senior Management umstrukturiert, Redundanzen abgebaut und mittlere Führungsebenen reduziert. Diese rigorosen Maßnahmen haben die 118-jährige Geschichte des Konzerns in eine neue Erfolgsära geführt.
Obwohl Erginbilgiç eingestand, dass die Erholung nicht linear verlaufen werde, betonte er, dass die mittelfristigen Ziele als Meilensteine und nicht als Endziele zu betrachten seien. Seinen Angaben zufolge sei dies keine Frage der "Flugstunden", sondern ein Zeichen echter Veränderungen im Unternehmen.
Rolls-Royce hat defizitäre Verträge neu verhandelt und plant Investitionen von mehr als einer Milliarde Pfund in die Verbesserung der Langlebigkeit und Leistung seiner Trent-Motoren, die Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 787 und den Airbus A350 antreiben.
Analysten lobten insbesondere die Leistung des zivilen Geschäfts, dessen Gewinne und Margen wieder Vor-Pandemie-Niveau erreicht haben. Die neue Unternehmensführung habe mehr herausgeholt als die alte, so Analyst Nick Cunningham von Agency Partners.
Erginbilgiç hat eine "kommerziellere Denkweise" in das Unternehmen gebracht, wie Harsh Jhaveri von Orbis Investments betont, und das gesamte Unternehmen straffer und zielorientierter ausgerichtet.
Auch die anderen Geschäftsbereiche von Rolls-Royce haben sich erholt. Das schwächelnde Antriebstechnik-Geschäft legte im letzten Halbjahr eine Gewinnsteigerung von 56 Prozent hin. Die Verteidigungssparte profitierte von höheren staatlichen Ausgaben und neuen Aufträgen, darunter das Aukus-U-Boot-Programm mit Australien und den USA.
Strategisch steht das Unternehmen vor der Herausforderung, wieder in den lukrativen Markt für Kurzstreckenflugzeuge einzutreten. Rolls-Royce hat kürzlich mit der Entwicklung des Ultrafan-Motors begonnen und Gespräche mit Airbus und Boeing geführt, um mögliche Partnerschaften zu diskutieren.
Trotz dieser beeindruckenden Ergebnisse bleiben Herausforderungen bestehen. Lieferkettenprobleme könnten noch zwei Jahre anhalten und den Cashflow um bis zu 200 Millionen Pfund belasten. Analysten sehen zudem erste Hinweise auf möglichen Druck bei den Ticketpreisen.
Sollte es zu einem Nachfragerückgang kommen, wird sich zeigen, ob Erginbilgiçs Transformation das Unternehmen widerstandsfähiger gemacht hat. Trotzdem bekräftigten die meisten Analysten ihre "Kauf"-Empfehlungen für die Aktie, auch wenn einige skeptisch sind, ob die gegenwärtige positive Entwicklung nachhaltig ist.
"Die Aktien sind nun für diesen sehr schönen Moment auf allen Endmärkten als dauerhaftes Merkmal bewertet," so Philip Buller von Berenberg, der jedoch vorsichtig anmerkte, dass dies historisch gesehen selten der Fall ist.