Trauer um getötete Soldaten in Nordafghanistan

Kundus/Berlin (dpa) - Nach den blutigen Kämpfen der Bundeswehr mit Aufständischen in Nordafghanistan nehmen die deutschen Soldaten Abschied von ihren getöteten Kameraden.

Die drei Toten sollen Sonntag im Anschluss an eine Trauerfeier im Feldlager Kundus in einem Airbus nach Deutschland geflogen werden, mit dem Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) in die Region gereist war. Die vier schwer verletzten Soldaten wurden bereits am Samstag in die Heimat gebracht. Sie landeten mit einer Bundeswehr-Maschine auf dem Flughafen Köln/Bonn und wurden sofort ins Bundeswehrkrankenhaus nach Koblenz gebracht, wie ein Luftwaffensprecher am Abend bestätigte. Sie hatten bei den Kämpfen mit radikal-islamischen Taliban Schuss- und Splitterverletzungen erlitten.

Die Bundeswehr in Afghanistan ist in eine neue Spirale der tödlichen Gewalt geraten. Im Zusammenhang mit dem schweren Gefecht am Karfreitag kamen mindestens fünf afghanische Sicherheitskräfte aus Versehen durch Bundeswehrbeschuss ums Leben. Sie hatten eine Fahrzeugkontrolle verweigert. Der Gouverneur von Kundus kritisierte das Vorgehen der Bundeswehr. Die Taliban drohten weitere Schläge gegen die deutschen Einheiten an.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai ihr Beileid aus. Bei dem Telefonat am Samstag habe Karsai seinerseits Mitgefühl angesichts des Todes der Bundeswehrsoldaten beim jüngsten Feuergefecht nahe Kundus ausgedrückt, teilte ein Berliner Regierungssprecher am Abend mit.

Die Aufständischen kündigten an, die deutschen Einheiten verstärkt ins Visier zu nehmen. «Sollten die Deutschen weiterhin in Afghanistan bleiben, werden sie weitere Todesopfer erleiden», sagte Sabiullah Mudschahid, ein Sprecher der Taliban, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.

Bei den bislang schwersten Gefechten der Bundeswehr in Afghanistan waren am Freitag in der Region Kundus insgesamt drei deutsche Soldaten getötet und acht verletzt worden. Alle waren nach Bundeswehr-Angaben aus dem niedersächsischen Standort Seedorf, 70 Kilometer westlich von Bremen, nach Afghanistan abkommandiert worden.

Der tödliche Zwischenfall mit den afghanischen Sicherheitskräften ereignete sich, als die deutschen Kräfte das Lager Kundus verließen, um die zuvor im Gefecht eingesetzten Soldaten in ihren Stellungen abzulösen. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, sagte dpa, es seien sechs Afghanen getötet worden. Diese Zahl nannte auch das Verteidigungsministerium in Kabul. Die Bundeswehr blieb dagegen bei ihrer Darstellung von fünf Toten. Der Gouverneur kritisierte das Vorgehen der Bundeswehr: «In Zukunft sollten sie vorsichtiger vorgehen. Es sollte mehr Absprachen zwischen beiden Seiten bei solchen Einsätzen geben.»

Der versehentliche Beschuss wird von mehreren Stellen untersucht. NATO, Afghanen und die Bundeswehr würden den Fall prüfen, sagte der stellvertretende ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Mario Schäfer, am Samstag in Kundus. Brigadegeneral Frank Leidenberger, der die ISAf-Truppen in der Region leitet, machte deutlich, dass die Bundeswehr in Nordafghanistan an ihrem Auftrag festhält, die Bevölkerung vor den Taliban zu schützen: «Es ist auch ganz klar, dass die Opfer, die gebracht werden, nicht umsonst sein dürfen», sagte er.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) brach seinen Osterurlaub in Südafrika ab. Gemeinsam mit dem Generalinspekteur Volker Wieker werde der Minister am Ostersonntag in Bonn die Öffentlichkeit über die Ereignisse in Afghanistan informieren, teilte das Verteidigungsministerium mit. Guttenberg bedauerte den Tod der Afghanen. Die deutschen Soldaten täten alles, um Opfer zu vermeiden. «Aber im Krieg wie in kriegsähnlichen Zuständen zeigt die bittere Erfahrung, dass solche Vorfälle nie vollends auszuschließen sind», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».

Die Afghanen waren laut Bundeswehr in Zivilfahrzeugen unterwegs gewesen und hatten trotz Aufforderung der deutschen Seite nicht angehalten. Daraufhin schoss ein Schützenpanzer vom Typ Marder auf eines der Fahrzeuge. Der Sprecher der Bundeswehr sagte, man bedauere den Vorfall zutiefst.

Die Zahl der in Afghanistan seit Beginn des Einsatzes Anfang 2002 gestorbenen deutschen Soldaten stieg nach dem Gefecht an Karfreitag auf 39. Die Deutschen wurden nach Darstellung des ISAF-Kommandeurs Leidenberger beim Minenräumen von etwa 100 Aufständischen angegriffen. Die Bundeswehr war im Laufe des mehrstündigen Gefechts rund sechs Kilometer westlich von Kundus mit mehreren Kompanien im Einsatz. Zu einer Kompanie gehören etwa 150 Soldaten. Die Truppe wurde aus der Luft unterstützt, laut Leidenberger wurden aber keine Bomben abgeworfen.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
03.04.2010 · 21:45 Uhr
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