Trade Republic in der Kritik – Depotwechsel hängen fest, Wettbewerber fordern BaFin-Eingriff
Was zunächst wie Einzelfälle klang, häuft sich inzwischen in sozialen Netzwerken und Foren. Nutzer berichten dort, sie seien beim Versuch, ihr Depot zu einem anderen Broker zu übertragen, regelrecht festgesetzt. Ein Reddit-Nutzer schreibt, er habe nach drei gescheiterten Übertragungsanläufen nur noch automatisierte Antworten erhalten. Sein Fazit: Wer irgendwann wechseln wolle, solle Trade Republic meiden.
Auch andere Broker bestätigen auf Anfrage, dass Depotwechsel von und zu Trade Republic überdurchschnittlich lange dauern. Die DKB, Smartbroker, SBroker und Consorsbank berichten von Verzögerungen, die deutlich über dem liegen, was im Markt üblich ist. Ein Fondshaus spricht davon, dass Überträge häufig länger als drei Wochen dauern – ein Zeitraum, der laut BaFin-Regeln nicht überschritten werden sollte.
Die DWP Bank, einer der wichtigsten Wertpapierabwickler in Deutschland, bezeichnet Depotwechsel als zunehmend komplex. Während 2021 nur 0,15 Prozent der Überträge länger als drei Wochen dauerten, waren es im vergangenen Jahr bereits 2,1 Prozent von rund 2,5 Millionen Überträgen. In diesem Zeitraum explodierte der Kundenstamm von Trade Republic von einer auf rund acht Millionen Kunden. Die DWP Bank spricht von einem veränderten Marktverhalten durch Neobroker, die oft ein eingeschränktes Produktangebot haben. Wenn eine Aktie beim neuen Broker nicht handelbar ist, müssen Vorgänge gestoppt, korrigiert und erneut angestoßen werden – das verursacht Zeit und Kosten.
Trade Republic weist die Vorwürfe zurück. Neun von zehn Depotüberträgen dauerten weniger als fünf Tage, teilt eine Sprecherin mit. Verzögerungen lägen häufig am aufnehmenden Broker. Der Neobroker verweist zudem darauf, dass er mit der Digitalisierung nur einer Forderung der BaFin folgt.
Genau diese Prozessumstellung sorgt jedoch für Streit. Seit März können Kunden den Übertrag nicht mehr über den neuen Broker beauftragen, sondern müssen ihn zwingend in der Trade-Republic-App selbst anstoßen. Das soll automatisieren und beschleunigen – führt laut Konkurrenten aber zu Fehlern, Rückfragen und zusätzlichen Abstimmungen zwischen den Instituten. Die bislang übliche Bearbeitung über PDF-Formulare entfällt. Was ein Effizienzgewinn sein sollte, entwickelt sich für viele Beteiligte zur Hürde.
Smartbroker spricht von einer untragbaren Praxis und richtet eine klare Forderung an die Aufsicht: Die BaFin solle prüfen, ob Trade Republic Depotwechsel bewusst erschwere. Flatex berichtet, Kunden müssten nun Details wie Depotbank oder Depotnummer selbst eingeben. Das erhöhe Fehlerquote und Bearbeitungsaufwand. Consorsbank kritisiert, dass sich Abstimmungen mit Trade Republic verzögerten oder Reaktionen ausblieben.
Trade Republic hält dagegen: Der neue Prozess reduziere Fehler, weil Daten nicht mehr manuell übertragen würden. Falsche Angaben würden direkt in der App erkannt. Der Neobroker sieht sich im Einklang mit den Digitalisierungsplänen der BaFin.
Während die Branche weiter diskutiert, warten Tausende Kunden auf ihren Depotübertrag. Und die Frage bleibt: Effizienzgewinn oder versteckte Wechselbarriere? Klar ist nur eines: Noch nie stand die Frage, wie schnell man von einem Broker wegkommt, so im Mittelpunkt wie jetzt.


