Tief "Daisy" droht: Bürger sollen vorsorgen

Hamburg (dpa) - Schneestürme und Versorgungsengpässe drohen Deutschland am Wochenende. Wetter-Experten und Behörden warnten am Freitag davor, andere Fachleute hielten das für Panikmache. Das Tief «Daisy» erreichte unterdessen die Republik.

Es soll landesweit chaotische Zustände auf den Straßen, Flugausfälle und Zugverspätungen sowie starke Schneeverwehungen bringen - Winterdienste, Feuerwehren und Polizei rüsteten sich. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor Unwettern mit Stürmen in den Mittelgebirgen und im Norden. An manchen Orten könne sich der Schnee bis zu 50 Zentimeter auftürmen.

Die Bundesregierung mahnte die Energieversorger, Krisenvorsorge zu treffen. «Wir gehen davon aus, dass Sie - Ihrem gesetzlichen Auftrag entsprechend - die notwendigen Vorbereitungen treffen, um möglichen Gefährdungen der Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems (...) effizient entgegen wirken zu können», schrieb das Wirtschaftsministerium an die Stromversorger. In dem am Freitag bekanntgewordenen Schreiben wird auch auf die Stromausfälle im Münsterland Ende November 2005 verwiesen. Damals waren dutzende Strommasten unter der Schneelast eingeknickt, 250 000 Menschen hatten tagelang keinen Strom.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe riet am Freitag, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Ausreichend Trinkwasser, ein Medikamenten-Vorrat und Kerzen sollten im Haus sein, sagte der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unger, in Bonn. Gut wäre auch ein Batterie-betriebenes Radio für den «immer» möglichen Fall eines Stromausfalls. «Vermeiden Sie Autofahrten!», warnten unter anderem auch die Experten des DWD Sachsen in Leipzig.

Der Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, Frank Böttcher, sagte dem Fernsehsender N24: «Mit solchen Äußerungen verspielt man die Chance, dass bei richtig ernsten Lagen den Warnungen noch Glauben geschenkt wird.» Auch Sturm mache aus bis zu 25 Zentimetern Neuschnee keine Katastrophenwetterlage, sagte Böttcher. Mit Stromausfällen sei eher nicht zu rechnen, da der Pulverschnee sich kaum auf den Leitungen festsetzen werde.

Das Technische Hilfswerk bereitete sich dennoch auf einen Großeinsatz vor: «Wir nehmen die Unwetterwarnungen ernst und beobachten die Lageentwicklung in Deutschland», sagte THW-Präsident Albrecht Broemme.

Nach Angaben der Meteomedia Unwetterzentrale hatten bereits am Freitag erste schwache Ausläufer von «Daisy» Deutschland erreicht. Unter anderem kam es bei Windböen der Stärke 6 auf der Ostseeinsel Fehmarn zu Schneeverwehungen.

Der Frankfurter Flughafen bat Passagiere, sich auf Verspätungen und Ausfälle einzustellen. Der Deutschen Bahn bereiteten die angekündigten 20 Zentimeter Neuschnee keine Sorgen, sagte ein Sprecher. Problematisch könnten Verwehungen im Flachland sein. «Wenn Weichen zugeweht sind, kann kein Zug mehr fahren.»

Spiegelglatte Straßen hatten in der Nacht erneut ein Menschenleben gefordert und zahlreiche Unfälle mit Blechschäden verursacht. Das frostige Winterwetter war aber auch Grund zur Freude. Kinder rodelten, auf dem Bodensee tummelten sich hunderte Schlittschuh- Läufer und Eishockeyspieler. Vor der Insel Reichenau war die Eisschicht knapp sieben Zentimeter dick. Auf dem Rhein und der Mosel indes war trotz anhaltender Kält noch kein Eis in Sicht. Die Flüsse waren noch nicht «durchgefroren», wie es von Schifffahrtsämtern hieß.

Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland sorgte winterliches Wetter für Chaos: In Frankreich waren mehrere Autobahnen gesperrt. In manchen Orten wurden Schulen geschlossen. Im Süden Frankreichs fiel in etwa 30 000 Haushalten der Strom aus. In den schottischen Highlands froren die Menschen in der Nacht zum Freitag bei bis zu minus 21,6 Grad. In ganz Großbritannien meldeten weiterhin tausende Schulen unterrichtsfrei, Flug- und Straßenverkehr waren gestört.

Der Bahnverkehr unter dem Ärmelkanal kam teilweise zum Erliegen. Eurostar strich wegen des Winterwetters in England alle frühen und späten Züge zwischen London und Paris oder Brüssel. Die übrigen Züge hatten teils mehrstündige Verspätung. Am Donnerstag war ein Zug wegen eines Fehlers der Signaltechnik im Tunnel liegengeblieben.

Rund 1000 Reisende mussten auch in Belgien bei Dunkelheit und eisigen Temperaturen stundenlang in einem Zug ausharren. Grund für die Panne am späten Donnerstagabend war eine abgerissene Oberleitung auf der Strecke zwischen Brüssel und Gent.

Auf den Straßen der spanischen Pilgerstadt Santiago de Compostela löste der Schnee ein Verkehrschaos aus. Auf der Ferieninsel Mallorca sorgten Regen und Sturm für Probleme. Wegen schwerer See sei der Hafen von Palma geschlossen worden. Die Meteorologen sagten Schneefälle auf Meereshöhe voraus.

Auch in Russland kam in einigen Landesteilen der Verkehr fast zum Erliegen. In Albanien befanden sich rund um die Stadt Shkodra mehr als 2000 Häuser und 9000 Hektar Land unter Wasser - knapp 3500 Menschen mussten aus den Flutgebieten in Sicherheit gebracht werden.

Wetter / Unfälle / Verkehr
08.01.2010 · 19:59 Uhr
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