Tauwetter im Machtgefüge: Trump und Powell auf Versöhnungskurs
Die Spannungen zwischen Jerome Powell und Donald Trump scheinen sich vorerst zu beruhigen. In einem überraschend versöhnlichen Ton erklärte der designierte Präsident Trump in einem Interview am Sonntag, dass er keine Pläne habe, Powell vor Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 abzusetzen. "Ich sehe das nicht so", kommentierte Trump.
Jerome Powell erwiderte diesen friedfertigen Ansatz kurz davor auf dem New York Times DealBook Summit, wo er auf eine gute Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Trump-Weißen Haus und dem designierten Finanzminister zu hoffen schien. Interessanterweise hatten genau aus diesen Kreisen zuvor Andeutungen die Runde gemacht, man könnte einen sogenannten "Schattenvorsitzenden" benennen, um Powells Einfluss zu untergraben. Doch Powell zeigte sich zuversichtlich, dass die bestehenden institutionellen Beziehungen, insbesondere mit dem Finanzministerium, fortgeführt würden.
Die aktuelle Rhetorik stellt eine deutliche Abkehr von den härteren Tönen dar, die beide im Laufe des Jahres anschlugen. Trump kritisierte während seines Wahlkampfes regelmäßig Powell und bemängelte dessen Entscheidungen, während Powell nach Trumps Wiederwahl entschieden die Möglichkeit einer Entlassung zurückwies und auf die gesetzliche Unzulässigkeit eines solchen Schritts hinwies.
Doch ob die jüngst eingetretene Entspannung von Dauer sein wird, bleibt fraglich, besonders wenn die Fed künftig gezwungen sein sollte, die Zinsen erneut anzuheben. Die Fed hat ihre Zinsen im Herbst zweimal gesenkt und wird voraussichtlich bei ihrer nächsten Sitzung am 18. Dezember weiter senken, wobei aktuelle Inflationsdaten maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung haben werden. Eine Rücknahme der Zinssenkungsprognosen für 2025 ist ebenfalls zu erwarten, angesichts einer starken Wirtschaft und anhaltenden Inflationsdrucks.
Trump hat in der Vergangenheit ambivalente Signale gesendet, ob er Powell entlassen oder degradieren möchte. Während seiner ersten Amtszeit griff Trump Powell wiederholt an und erklärte sogar, er habe das Recht, den Fed-Vorsitzenden zu entlassen oder herabzustufen.

