Tauss beteuert Unschuld im Kinderporno-Prozess
Das sagte der ehemalige medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Karlsruhe. «Nur weil ich wusste, wie es in der Kinderpornoszene abläuft, konnte ich bis zuletzt kompetent mitreden.»
Die Pornos waren im Frühjahr 2009 in seiner Berliner Wohnung und auf seinem Handy gefunden worden. Die Anklage wirft dem 56-Jährigen vor, das Material beschafft, weitergegeben und besessen zu haben.
«Ich habe dieses Material besessen. Ich habe dieses Material beschafft», räumte Tauss ein. Er sei aber überzeugt, dass er als damaliger Abgeordneter solche Daten sehr wohl besitzen durfte. Er habe als SPD-Medienexperte recherchiert, um «sich der Szene zu nähern». Er habe beweisen wollen, dass Kinderpornos nicht so sehr über das Internet, sondern vielmehr über Hotlines und Handys vertrieben werden. «Ich kannte die Details nur, weil ich mich in der Szene getummelt habe», sagte er. Tauss hat die SPD im vergangenen Juni verlassen und ist der Piratenpartei beigetreten.
Staatsanwältin Stephanie Egerer-Uhrig brauchte mehr als eine Stunde zur Verlesung der Anklage. Sie beschrieb den Inhalt jeder der bei Tauss gefundenen Dateien kurz. Der frühere Bundestagsabgeordnete folgte der Verlesung konzentriert und gefasst. In den Dateien und auf drei DVDs waren Kinder und Jugendliche zwischen etwa einem Jahr und 17 Jahren zu sehen, so die Anklage. Das Material zeigt die Kinder beim Oral- oder Analverkehr untereinander oder mit Erwachsenen. Außerdem habe Tauss mit vier Mitgliedern der Kinderporno-Szene Bilder ausgetauscht.
Egerer-Uhrig ging den 56-jährigen Angeklagten in der anschließenden Befragung hart an. Warum er nicht gleich zu Beginn den Beamten bei der Hausdurchsuchung gesagt habe, dass er Kinderpornos besitze, wollte sie wissen. Die Frage wurde vom Verteidiger beanstandet und musste von der Staatsanwältin neu formuliert werden.
Der Verteidiger Michael Rosenthal kritisierte vor allem das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Tauss sei öffentlich diskreditiert und «in eine Ecke gedrängt» worden, aus der er nur noch schwer wieder herauskomme. Zum Prozessauftakt drängten sich viele Journalisten in den Schwurgerichtssaal. Schon zuvor hatte der Anwalt Jan Mönikes von einer öffentlichen Vorverurteilung und einer «medialen Inszenierung» gesprochen.
Egerer-Uhrig wehrte sich entschieden: «Herr Tauss ist hier nicht, weil er Abgeordneter war oder irgendeiner politischen Partei angehört oder angehört hat. Herr Tauss ist hier, weil er Kinderpornos versendet, sich verschafft und besessen hat», sagte sie. Zeugen sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt vernommen werden. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage geplant.