Taliban greifen vor Wahl gezielt UN an

Kabul (dpa) - Terror gegen die Vereinten Nationen: Zehn Tage vor der Präsidenten-Stichwahl in Afghanistan haben die Taliban bei einem Angriff auf ein UN-Gästehaus fünf ausländische Mitarbeiter getötet. Es war der bislang schwerste Angriff dieser Art in Kabul.

Die Extremisten begannen damit nach eigenen Angaben ihren Kampf gegen die Stichwahl. Unter den Opfern ist nach Angaben der US-Botschaft ein Amerikaner. Der Chefermittler der Kabuler Polizei, Abdul Ghafar Sayedsada, sagte, bei dem eineinhalbstündigen Gefecht im Stadtzentrum seien am Mittwoch auch die drei Angreifer, zwei afghanische Sicherheitskräfte und ein Zivilist ums Leben gekommen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurden keine Deutschen verletzt oder getötet.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon reagierte schockiert und entsetzt. «Ich verurteile dieses verabscheuungswürdige und brutale Töten in schärfster Form», sagte Ban in New York. Bei der «feigen Attacke» wurden seinen Angaben zufolge weitere neun Mitarbeiter verletzt.

Es handele es sich um den offensichtlichen Versuch der Taliban, die Stichwahl zu stören, sagte der UN-Chef. Die UN ließen sich aber nicht von ihrer «noblen Aufgabe» abbringen und unterstützten das afghanische Volk weiter im Ringen um eine bessere Zukunft.

Bis auf die Nationalität des getöteten Amerikaners blieb die Staatsangehörigkeit der anderen Opfer zunächst unklar. Angaben dazu machten weder die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) noch die Polizei. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte: «Das ist definitiv der Beginn der Mudschaheddin-Operationen gegen die Wahl.» Die Opfer beim Sturm auf das UN-Gästehaus hätten bei der Vorbereitung der Wahl am 7. November mitgeholfen. Die Aufständischen hatten am Samstag alle Afghanen und Ausländer davor gewarnt, dass sie dadurch zum Ziel würden. Die UN unterstützen die Wahlvorbereitungen maßgeblich.

Präsident Hamid Karsai befahl den Sicherheitskräften, den Schutz ausländischer Einrichtungen zu verschärfen. Kurz nach dem Angriff auf das Gästehaus beschossen die Taliban das einzige Fünf-Sterne Hotel des Landes, das Serena-Hotel in Kabul, mit Raketen. Dabei gab es nach Polizeiangaben keine Opfer. Sayedsada sagte, eine Rakete sei im Hotel eingeschlagen, eine weitere davor. Im Januar 2008 hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das Luxushotel angegriffen und mehrere Menschen getötet. 

Nach dem Tod der UN-Mitarbeiter kündigte der UN-Sondergesandte Kai Eide an, die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Er sprach von einem «sehr dunklen Tag für die UN in Afghanistan». Der Angriff sei nicht nur gegen die Vereinten Nationen, sondern gegen das afghanische Volk gerichtet gewesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Vereinten Nationen seien neutraler Sachwalter der Interessen der gesamten Staatengemeinschaft. «Ein Anschlag auf die Vereinten Nationen ist somit ein Angriff auf uns alle.»

Eide sagte dem norwegischen Sender TV2, es sei das erste Mal, dass UNAMA einem solchen direkten Angriff ausgesetzt sei. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte, die Opfer hätten den Afghanen zu einem besseren Leben verhelfen wollen. «Indem sie diese zum Ziel gemacht haben, haben die Taliban erneut gezeigt, dass sie wirklich ein Feind des afghanischen Volkes sind.» Die NATO-geführte Internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF ist derzeit mit rund 71 500 Soldaten im Land präsent.

In einer Erklärung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft hieß es aus Stockholm, die Union sei «schockiert und bestürzt über diesen abscheulichen Terrorakt». Die EU stehe weiter hinter der UN-Mission in Afghanistan. Auch die USA zeigten sich «geschockt» über den «brutalen Angriff auf unsere internationalen Partner und Freunde». In einer Mitteilung der US-Botschaft hieß es, die USA hielten an ihrer Unterstützung für das afghanische Volk und den Wahlprozess fest.

Bereits vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 20. August hatten die Taliban ihre Angriffe in Kabul und in anderen Landesteilen verschärft. Der Wahltag selber war der Tag mit den meisten Angriffen und Anschlägen seit Beginn des internationalen Engagements in Afghanistan vor gut acht Jahren. Die Abstimmung war von massivem Betrug überschattet worden. Nach Abzug gefälschter Stimmen hatte Karsai die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Der Amtsinhaber muss sich daher am 7. November einer Stichwahl mit seinem wichtigsten Herausforderer, dem früheren Außenminister Abdullah Abdullah, stellen.

Konflikte / Afghanistan
28.10.2009 · 18:16 Uhr
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