Syrien nach dem Sturz: Neue Herausforderungen für ein zersplittertes Kräftefeld
Die Machtübernahme der Rebellen in Syrien markiert das Ende von Bashar al-Assads Jahrzehnte währender Herrschaft, aber ein neuer Abschnitt beginnt. Während Kämpfer aus unterschiedlichen Richtungen das Land betreten haben, zeigen sich die Risse zwischen ehemals vereinten Kräften, die nur noch wenig verbindet.
Zu den Anführern der Offensive gehörte Hayat Tahrir al-Sham, einst ein Ableger von al-Qaida. Heute möchte die islamistische Gruppe unter Ahmed al-Sharaa als religiöse, aber nationalistische Bewegung auftreten — mit einem offeneren Umgang gegenüber Minderheiten. Dennoch bleibt sie international als Terrororganisation eingestuft, auch wenn derzeitige Umstände mögliche Neubewertungen andeuten.
Parallel dazu behaupten sich die Syrischen Demokratischen Kräfte im Nordosten des Landes. Diese kurdisch geführten Einheiten, die auch arabische und christliche Mitglieder haben, erhalten Unterstützung von den USA. Trotz dieser Unterstützung steht die Gruppe im Konflikt mit der Türkei, die sie als Bedrohung ansieht. Zuletzt fand ein Kräftemessen um Kontrolle und Einfluss in bedeutenden Städten statt, während kurdische Gruppen Rückschritte in ehemals gesicherten Gebieten verzeichnen.
Die Syrische Nationalarmee, von der Türkei aufgebaut und unterstützt, steht ebenfalls im Fokus nordsyriens und hat entscheidend an der Offensive teilgenommen. Sie hat sogenannte „Schutzzonen“ entlang der türkischen Grenze errichtet. Trotz der ursprünglich anti-islamistischen Ausrichtung hat sie mit Hayat Tahrir al-Sham kooperiert, um Assad zu stürzen, und setzt nun auf die Sicherung strategischer Positionen gegen die Kurden.
Während im Süden Rebellen, verknüpft mit der „Southern Operations Room“, ebenfalls eine aktive Rolle beim Vormarsch gespielt haben, bleibt der Einfluss von Gruppen wie dem Islamischen Staat – der eine verminderte, jedoch potenziell wiedererstarkende Präsenz in Syrien hat – eine Bedrohung.
Das Ende von Assads Herrschaft mag ein lang ersehntes Ziel gewesen sein, doch die zersplitterte Rebellenszene muss sich nun neuen internen und externen Herausforderungen stellen. Eine geeinte Zukunft ist alles andere als garantiert.