Super-Bowl-Heldenmärchen: Eagles entthronen Patriots

Minneapolis (dpa) - Überwältigt vom eigenen Heldenmärchen knuddelte Super-Bowl-Champ Nick Foles innig Babytochter Lily, der geschlagene Altmeister Tom Brady fand Trost in einem langen Kuss mit Ehefrau Gisele Bündchen.

Der 41:33-Triumph von Außenseiter Philadelphia Eagles gegen Titelverteidiger New England Patriots im Finale der National Football League lieferte ein Rekord-Spektakel der großen Emotionen. «Wir spielen dieses Spiel, seit wir Kinder waren, und haben von diesem Moment geträumt», schwärmte Spielmacher Foles, nachdem er die Eagles in Minneapolis zum ersten Super-Bowl-Sieg ihrer Geschichte geführt und seinen filmreifen Aufstieg vom Ersatzmann zum Endspiel-König gekrönt hatte.

Mitten im bunten Konfettiregen suchte der 29-Jährige vergebens nach seinem Rivalen Brady, der voller Frust im Laufschritt in die Kabine geeilt war. «Verlieren ist Mist. Du trittst an, Du versuchst zu gewinnen, und manchmal verlierst Du und so ist es halt», sagte der 40-Jährige später. Tief saß die Enttäuschung über die dritte Niederlage in seinem achten Super Bowl mit den Patriots. Bei einem weiteren Erfolg wäre Brady der erste Spieler gewesen, der sechs Mal die Vince-Lombardi-Trophäe erobert hätte.

Brady und Foles hatten ein bemerkenswertes Endspiel orchestriert. Beide Teams pulverisierten die bisherige Offensiv-Bestmarke und kamen gemeinsam auf 1151 Yards. Beide Quarterbacks warfen drei Touchdowns, Foles fing sogar als erster Spielmacher der Super-Bowl-Geschichte auch einen Touchdown selbst. Zuvor hatte er in der NFL noch nie einen Pass gefangen. «Ich bin sprachlos. Alle Ehre sei Gott», sagte der tiefgläubige Foles.

Im vierten Playoffspiel seiner Karriere war ihm bei Außentemperaturen von 17 Grad unter Null von Beginn an keine Spur von Nervosität anzumerken gewesen. In der Vorsaison hatte er eigentlich schon einen Rücktritt erwogen. Erst Mitte Dezember übernahm er den Job als Chef-Spielmacher von Carson Wentz nach dessen Kreuzbandriss. «Ich bin dankbar, dass ich mich entschieden habe, zurückzukommen und zu spielen», sagte Foles.

Zuletzt hatten die Eagles in der Vor-Super-Bowl-Zeit 1960 einen Titel gewonnen. Im hochklassigen Endspiel von Minneapolis sicherte sich das Team aus Philadelphia nun im dritten Anlauf das erste Mal die begehrten Ringe für die Sieger. 2005 hatten sich noch die Patriots mit 24:21 gegen die Eagles durchgesetzt. «Fly, Eagles, fly», sangen Mannschaft und Fans nach dem Triumph inbrünstig zur Vereinshymne, ehe sie zur Musik aus den «Rocky»-Filmen tanzten - die fiktive-Story des Box-Underdogs «Rocky» beginnt in Philadelphia. «Das bedeutet der Stadt und den Fans alles», jubelte Eagles-Besitzer Jeffrey Lurie und nahm damit die ausschweifenden Siegespartys in der Heimat vorweg.

Bis kurz vor Schluss der faszinierenden Partie hatte es wieder danach ausgesehen, als wenn Brady die Patriots zu einem ihrer gefürchteten Comebacks führen könnte. Nach langem Rückstand übernahm das erfolgreichste Football-Team dieses Jahrtausends im Schlussviertel beim 33:32 erstmals die Führung, doch Foles konterte nervenstark mit einem Touchdown-Pass auf Zach Ertz. «Wir hatten einfach alles Vertrauen der Welt in ihn. Er ist ein fantastischer Mensch und ein großartiger Spieler», lobte Ertz den Quarterback überschwänglich.

Als Brady dann unter Druck den Ball verlor, waren fast alle Chancen der Patriots dahin. Ein langer Pass in den letzten Sekunden fand seinen Empfänger nicht mehr - das Spiel war verloren. «Die Eagles haben besser gespielt, sie haben den Sieg verdient. Und deshalb sind wir nicht die Champs», knurrte Brady. «Wir waren defensiv nicht gut genug», gestand der knochenharte Patriots-Trainer Bill Belichick. «Das reicht einfach nicht gegen ein Team wie die Eagles.»

Brady und Belichick hatten in den vergangenen Jahren die Erfolgsära von New England geprägt. Offen ist nun, wie es mit ihnen weitergeht. Belichick soll zuletzt an einen Wechsel gedacht haben. Brady wird im Alter von 40 Jahren immer wieder nach einem Rücktritt gefragt. Schon vor dem Super Bowl hatte er jedoch angedeutet, dass er auf jeden Fall in eine 19. Saison gehen will. Danach sagte er: «Es ist jetzt kurz nach dem Spiel. Ich würde das jetzt gerne erstmal sacken lassen. Aber ich sehe keinen Grund, warum ich nicht weitermachen sollte.» Es scheint so, als sei dieser Tom Brady noch nicht fertig.

American Football / NFL / USA
05.02.2018 · 11:28 Uhr
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