Strauss-Kahn muss in Haft bleiben

New York/Paris (dpa) - Dominique Strauss-Kahn bleibt vorerst in Haft. Nach einem angeblichen Vergewaltigungsversuch verweigerte eine New Yorker Richterin dem Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Montag die Entlassung auf Kaution.

Bei dem international vernetzten und vermögenden Franzosen bestehe Fluchtgefahr. Nun soll am Freitag zum ersten Mal eine Grand Jury zusammentreten, die letztlich über einen Prozess gegen den 62-Jährigen entscheiden wird.

Strauss-Kahn, der als Nachfolger des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gehandelt wurde, werden sechs Straftaten zur Last gelegt. Allein für die schwerste Anschuldigung, «sexuelle Belästigung ersten Grades», drohen ihm 25 Jahre Haft. Strauss-Kahn werden versuchte Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und Nötigung eines Zimmermädchens in einem New Yorker Hotel vorgeworfen.

In der Anklageschrift hieß es: «Er griff dem Opfer ohne Einwilligung an die Brust, versuchte, die Strumpfhose herunterzuziehen und griff ihm in den Schritt. Sein Penis hatte gewaltsam zweimal Kontakt mit dem Mund des Opfers.» Erste medizinische Ergebnisse hätten die Darstellung des Zimmermädchens, die schließlich geflohen sei, bestätigt. Der Franzose soll während des Angriffs in der 3000-Dollar-Suite völlig nackt gewesen sein.

Die Anwälte Strauss-Kahns plädierten für ihren sichtlich übermüdeten Mandanten auf nicht schuldig. «Wir werden beweisen, dass er unschuldig ist», sagte einer der Anwälte vor dem Gerichtsgebäude nach der kurzen Anhörung. «Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass er einen fairen Prozess bekommt. Dann werden wir alle Vorwürfe gegen unseren Mandanten entkräften.» Die Anwälte hatten eine Kaution von einer Million Dollar angeboten und auch vorgeschlagen, dass Strauss-Kahn eine elektronische Fußfessel tragen werde, sollte er auf Kaution freikommen. Das genügte der Richterin aber nicht.

Rätsel gaben Berichte über ein angebliches Alibi auf. Strauss-Kahn soll sich nach unbestätigten Meldungen französischer Medien zur mutmaßlichen Tatzeit gar nicht in dem Hotel aufgehalten haben, wo er das Zimmermädchen angeblich zum Oralsex zwingen wollte. Vielmehr soll er sich mit seiner Tochter zum Essen getroffen haben. Nach der angeblichen Tat war Strauss-Kahn am Samstag kurz vor dem Abflug aus New York im Flugzeug festgenommen worden.

Informationen französischer Medien widersprechen der Darstellung der New Yorker Polizei vom Tatablauf. Laut der Zeitung «Le Monde» war Strauss-Kahn in New York, um seine Tochter zu treffen. Er habe seine Hotelrechnung um 12.28 Uhr bezahlt und sich anschließend mit ihr zum Essen getroffen. Die Polizei hatte nach CNN-Angaben dagegen erklärt, das Zimmermädchen habe die Suite Strauss-Kahns gegen 13.00 Uhr Ortszeit betreten, ohne zu wissen, dass sich dort jemand aufhalte. Anschließend habe der IWF-Chef die Frau dort attackiert.

Weitere Aufschlüsse zu den Vorwürfen sollte die rechtsmedizinische Analyse liefern. Dieser Untersuchung stimmte Strauss-Kahn nach Angaben seiner Anwälte freiwillig zu. Es sollte unter anderem nach Kampf- oder DNA-Spuren des mutmaßlichen Opfers gesucht werden. Die junge Frau hatte den Franzosen nach einem Bericht der «New York Daily News» bei einer Gegenüberstellung erkannt.

Bei dem Zimmermädchen handelt es sich um eine 32-Jährige afrikanischer Herkunft, die nach einem Bericht der «New York Times» in der Bronx lebt und eine Tochter im Teenager-Alter hat. Nach Informationen des «Figaro» arbeitete die Frau seit drei Jahren für das Hotel.

Strauss-Kahn saß kurz nach der angeblichen Tat in einer Air-France-Maschine, die Richtung Europa abheben sollte. Er hatte aber noch im Hotel angerufen, weil er dort ein Mobiltelefon vergessen hatte. Erst durch diesen Anruf habe die Polizei erfahren, wo er sich aufhalte. Beamte in Zivil holten den IWF-Chef wenige Minuten vor dem Abflug aus der Ersten Klasse.

Ohne den IWF-Chef gaben die Euro-Finanzminister am Montagabend in Brüssel nach Angaben von Diplomaten grünes Licht für die Portugal-Nothilfe von 78 Milliarden Euro. Damit retten die Europäer und der IWF zum dritten Mal innerhalb eines Jahres ein taumelndes Euro-Land vor der Staatspleite. Nach Griechenland und Irland erhält nun auch Portugal Kredite zur Sanierung seiner Staatsfinanzen.

Beim Internationalen Währungsfonds übernahm IWF-Vize John Lipsky die Amtsgeschäfte. Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen greift ein, wenn Staaten Finanzschwierigkeiten haben oder ihnen der Bankrott droht.

Die Bundesregierung warnte vor einer Vorverurteilung Strauss-Kahns. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich bei einem möglichen Wechsel an der IWF-Spitze für einen europäischen Kandidaten aus. Nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel müsste ein Nachfolger dagegen nicht unbedingt aus Europa kommen.

In Frankreich haben die Bilder des IWF-Chefs in Handschellen Bestürzung bei seinen Anhängern ausgelöst. Strauss-Kahn hatte sich bislang nicht offiziell dazu geäußert, ob er bei den nächsten Wahlen gegen Präsident Sarkozy antreten wollte.

Kriminalität / Finanzen / USA
16.05.2011 · 20:46 Uhr
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