Strategisches Manöver gegen Russlands Schattenflotte
Estlands Regierungschef Kristen Michal ist überzeugt: Das gezielte Vorgehen gegen die sogenannte russische Schattenflotte könnte Moskau empfindlich treffen. Trotz bestehender Sanktionen sichert sich Russland durch den Export von Energie, insbesondere Öl, weiterhin wichtige Einnahmen für den Krieg in der Ukraine. Der Transport erfolgt häufig über Tanker und Frachtschiffe. Die Beschränkung ihrer Nutzungsmöglichkeiten steht daher vermutlich besonders prominent auf Russlands Schmerzliste, erläuterte Michal nach einem Gipfeltreffen der Joint Expeditionary Force (JEF) in Tallinn.
Die zehn Mitgliedsstaaten der JEF, zusammen mit Deutschland und Polen, haben beschlossen, die Aktivitäten dieser russischen Schiffsflotte durch koordinierte Aktionen zu stören und von weiteren Manövern abzuschrecken. Einige Länder haben angekündigt, ihre Seebehörden zu mobilisieren, um die Versicherungsdokumente verdächtiger Schiffe, die ihre Hoheitsgewässer passieren, verstärkt zu überprüfen. Bereits zuvor hatte die EU in ihrem 15. Sanktionspaket die russische Schattenflotte ins Visier genommen.
Russland steht unter Verdacht, zur Umgehung eines westlichen Preisdeckels seine Ölexporte über Schiffe abzuwickeln, die nicht unter der Kontrolle westlicher Reedereien stehen. Diese Schiffe, so der norwegische Regierungschef Jonas Gahr Støre, sind oft unzureichend versichert und sollen nicht nur die Sanktionen aushebeln, sondern auch ökologische Risiken bergen. Dieses "besorgniserregende Phänomen" müsse gestoppt werden, betonte er während des Treffens in Tallinn.
Estland sieht sich im Kampf gegen die Schattenflotte bestens gerüstet und bietet seine Expertise an. Seit Juni inspiziert die estnische Polizei- und Grenzschutzbehörde Schiffe, die die Wirtschaftszone des Landes durchqueren. Bereits über 240 Schiffe wurden auf ihre Versicherungsdokumente überprüft. "Systematisches Vorgehen ist der Schlüssel," unterstrich Michal eindringlich.