Steuerprüfungen auf dem Rückzug: Eine Bilanz mit Lücken
Die intensiven Augen der Steuerprüfer ruhen immer seltener auf den Unternehmen der Bundesrepublik. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ist die Anzahl der Steuerprüfungen auf ein bemerkenswert niedriges Niveau gesunken. Binnen eines Jahrzehnts reduzierte sich die Zahl um fast 60 Prozent, zuletzt auf etwa 140.000 Prüfungen. Diese Entwicklung wirft Fragen über die Ressourcenverteilung und Effizienz innerhalb der Finanzämter auf.
Die Finanzbehörden beschäftigten im Jahr 2024 nur noch 12.359 Betriebsprüfer, was einen Rückgang von fast zehn Prozent im Vergleich zu 2015 darstellt. Parallel dazu verzeichnen die Steuerbehörden einen langfristigen Rückgang der durch Prüfungen eingetriebenen Steuernachzahlungen. Experten weisen darauf hin, dass zusätzliche Prüfkapazitäten oft wesentlich höhere Einnahmen generieren als die für die neuen Stellen anfallenden Kosten.
Von offizieller Seite heißt es, dass 1,7 Prozent aller Betriebe, konkret 146.516 an der Zahl, im Vorjahr einer Prüfung unterzogen wurden. Bei den Großunternehmen stieg diese Quote jedoch auf beeindruckende 17,8 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass vor allem kleinere Betriebe von der sinkenden Prüfungsintensität profitieren.
Als Ursachen für den Rückgang werden der anhaltende Fachkräftemangel und der hohe Arbeitsaufwand, insbesondere im Rahmen der Grundsteuerreform, genannt. Anne Brorhilker, Geschäftsführerin der Initiative Finanzwende, kritisiert diesen Trend scharf. Sie fordert eine personelle Aufstockung in den Finanzämtern, um den Rechtsstaat und die Demokratie zu stärken, und sieht auch den Bund in der Pflicht, die Länder zu unterstützen.

