Steuer-Razzia bei Adidas: Ermittler durchsuchen Firmenzentrale erneut
Erneut sorgten Zollfahnder und Staatsanwälte für Aufruhr in der Zentrale von Adidas in Herzogenaurach, als sie am zweiten Tag in Folge nach Beweisen für eine weitreichende Steuerhinterziehung suchten. Die Vorwürfe, die den Sportartikelhersteller in die Bredouille bringen, beziehen sich auf mögliche Zoll- und Einfuhrumsatzsteuer-Vergehen in Höhe von über 1,1 Milliarden Euro.
Die Europäische Staatsanwaltschaft mit Sitz in Luxemburg bestätigte die Einleitung einer strafrechtlichen Untersuchung gegen eine deutsche Unternehmensgruppe, die im Sportbekleidungssektor tätig ist. Dabei sollen die mutmaßlichen Vergehen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich zum Nachteil des EU-Haushalts stattgefunden haben.
Das Unternehmen wurde zwar nicht namentlich genannt, jedoch bestätigte Adidas die Durchsuchungen und betonte seine Zusammenarbeit mit den Behörden. Neben der Firmenzentrale wurden auch andere Geschäftsstandorte und private Anwesen von Mitarbeitern durchsucht.
Laut einem Insider beläuft sich der vermutete Steuerschaden auf mehr als 1,1 Milliarden Euro, eine Zahl, die zuerst von der Handelsblatt genannt wurde. Weder die EPPO noch die deutsche Zollbehörde oder Adidas wollten sich jedoch zur genauen Schadenshöhe oder der Anzahl der betroffenen Personen äußern.
Interessanterweise erwartet Adidas keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen durch die Ermittlungen. Das Unternehmen, das seit Jahren von der Untersuchung wusste, führte die Problematik auf unterschiedliche Interpretationen von deutschem und europäischem Recht zurück und unterstrich sein fortwährendes Engagement in der Zusammenarbeit mit den Behörden.
Zwischen Oktober 2019 und August 2024 sollen die fraglichen Handlungen stattgefunden haben. 2022 deutete Adidas bereits höhere Rückstellungen für zollbedingte Risiken an, ohne jedoch genaue Zahlen zu nennen.
Diese Rückstellungen sind Teil eines einmaligen operativen Verlustes von 350 Millionen Euro, der auch die Kosten für den Rückzug aus Russland, einen beigelegten Rechtsstreit sowie Restrukturierungsmaßnahmen umfasste. Insidern zufolge hat Adidas bereits einen Teil der Steuer- und Zollforderungen beglichen.