Stark steigende Mieten erhöhen Überschuldungsgefahr

Düsseldorf (dpa) - Der vielerorts rasante Anstieg der Mieten und Immobilienpreise bringt immer mehr Verbraucher in Deutschland in finanzielle Bedrängnis.

«Wohnen ist in deutschen Großstädten in vielen Fällen zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden», urteilt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem am Dienstag veröffentlichten «Schuldneratlas 2018».

Gut jeder zehnte Erwachsende in Deutschland kann laut Creditreform trotz der guten Konjunktur und der niedrigen Arbeitslosigkeit derzeit seine Rechnungen dauerhaft nicht mehr bezahlen. In diesem Jahr sei die Zahl der überschuldeten Menschen in der Bundesrepublik noch einmal um rund 19.000 auf mehr als 6,9 Millionen gestiegen, hieß es. Schon in den Vorjahren waren die Zahlen gewachsen. Das Gesamtvolumen der Schulden bezifferte Creditreform auf rund 208 Milliarden Euro.

Ein Grund für den Anstieg sind nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei die dramatisch steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt. Die Entwicklung von Einkommen und Wohnkosten habe sich gerade in strukturstarken Regionen wie den Großstädten entkoppelt. Während die Kaufkraft nur noch langsam zulege, erhöhten sich die Kosten für Mieten und Immobilien in großen Schritten.

Für immer mehr Haushalte bleibe deshalb nach der Miete nur noch relativ wenig Geld für die sonstigen Lebenshaltungskosten übrig. Schon kleine unerwartete Ausgaben könnten dann in den Schuldenstress führen, sagte Creditreform-Geschäftsführer Ralf Zirbes. Auch wenn die Miete selbst meist noch bezahlt werde, fehle danach in vielen Fällen das Geld, um andere Verpflichtungen zu erfüllen.

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist nach Angaben der Experten 2018 erneut die Überschuldung alter Menschen. Die Zahl der betroffenen Senioren im Alter von 70 Jahren und mehr kletterte um 35 Prozent auf 263.000. Auch unter den 60- bis 69-Jährigen wuchs die Zahl derjenigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, deutlich. Die Zunahme der Erwerbstätigkeit im Rentenalter sei ein Indiz dafür, dass die Rente oft nicht mehr ausreiche, sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, Michael Bretz.

Auch Frauen geraten immer öfter in die Schuldenfalle. «Der aktuelle Anstieg der Zahl der Überschuldungsfälle ist ausschließlich auf die Neuüberschuldung von Frauen zurückzuführen», heißt es im «Schuldneratlas». Bei Frauen habe es in diesem Jahr rund 21.000 zusätzliche Überschuldungsfälle gegeben. Bei den Männern fielen die Zahlen dagegen um knapp 2000 - wobei insgesamt weiter deutlich mehr Männer als Frauen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können.

Einen Lichtblick sehen die Experten vor allem bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. In dieser Gruppe ging die Überschuldung spürbar zurück.

Die regionalen Unterschiede sind ferner nach wie vor gewaltig. Die höchste Überschuldungsquote unter den Bundesländern verzeichnet mit knapp 14 Prozent weiter Bremen - in der Hansestadt kann also fast jeder siebte dauerhaft nicht mehr offene Rechnungen begleichen. Darauf folgen Sachsen-Anhalt und Berlin.

Am geringsten war die Überschuldung weiter in Bayern (7,43 Prozent) und Baden-Württemberg (8,31 Prozent). Während die Verschuldungsquote im bayerischen Landkreis Eichstätt gerade einmal bei 3,85 Prozent lag, war sie in Bremerhaven mit gut 21 Prozent mehr als fünf Mal so hoch. Das eigentliche «Sorgenkind» sei aber die Region um das Ruhrgebiet, betonten die Experten. Die Überschuldungsquoten seien in vielen Städten des Reviers sowohl im Jahres- als auch im Langzeitvergleich zum Teil deutlich gestiegen.

Der Blick der Experten in die Zukunft fällt angesichts der sich eintrübenden Konjunktur eher pessimistisch aus. Alles in allem sei damit zu rechnen, «dass das Überschuldungsrisiko für die deutschen Verbraucher und somit auch die Zahl überschuldeter Verbraucher in Deutschland kurz- und mittelfristig weiter steigen werden», heißt es in der Studie.

Verbraucher / Schulden / Mieten / Immobilienpreise / Arbeitslosigkeit / Deutschland
13.11.2018 · 15:51 Uhr
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