Staatliche Rettungsaktion für Meyer Werft: Milliarden-Unterstützung aus Berlin und Hannover
Die Traditionswerft Meyer aus Papenburg, bekannt für ihre monumentalen Kreuzfahrtschiffe, steht vor einer umfassenden finanziellen Rettungsaktion. Am Mittwoch sollen die Haushaltsausschüsse von Bundestag und niedersächsischem Landtag über das milliardenschwere Rettungspaket entscheiden. Ziel ist es, das Unternehmen vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu bewahren und Tausende Arbeitsplätze zu sichern. Der Bund und das Land Niedersachsen planen, gemeinsam 80 Prozent der Anteile an der derzeit defizitären Werft zu übernehmen – eine Investition in Höhe von 400 Millionen Euro. Zusätzlich sollen Bürgschaften im Umfang von je einer Milliarde Euro zur Kreditabsicherung gewährt werden, um die maritimen Zukunftsprojekte zu finanzieren. Es gibt kein festgelegtes Datum für den Ausstieg des Staates aus der Beteiligung. Berlin und Hannover betonen jedoch, dass die Meyer Werft nicht dauerhaft in öffentlicher Hand bleiben soll. Die momentane Staatsbeteiligung sei essentiell, da kein privater Investor gefunden werden konnte und die Werft als bedeutender strukturpolitischer Faktor für Bund und Land gilt. Für die Neubauten von Schiffen muss die Meyer Werft bis Ende 2027 etwa 2,8 Milliarden Euro aufbringen. Die notwendigen Einigungen sollen bis zum 15. September erzielt werden. Die Krise der Werft ist nicht auf fehlende Aufträge zurückzuführen, sondern auf langfristige Verträge, die noch vor der Pandemie ohne Anpassung an die inzwischen stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten geschlossen wurden. Üblicherweise wird in der Schiffbauindustrie ein Großteil des Preises erst bei Ablieferung gezahlt, was die Werft zwingt, den Bau mittels Krediten vorzufinanzieren. Staatliche Finanzhilfen müssen von der EU-Kommission genehmigt werden. In diesem Fall hat Niedersachsen die EU über die geplante Hilfe informiert und führt konstruktive Gespräche, ist jedoch nicht auf eine Zustimmung angewiesen. Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte Ende August bei einem Werftbesuch in Papenburg die Unterstützung des Bundes zu. Der SPD-Politiker betonte die Bedeutung der Meyer Werft für Deutschland als dritte Wirtschaftsnation der Welt und bezeichnete das Unternehmen als "industrielles Kronjuwel".