Spannende Zeiten für Merck: Wohin steuert die Aktie in den nächsten fünf Jahren?
Merck hat sich für Investoren als wahrer Glücksgriff erwiesen und in den letzten fünf Jahren eine Rendite von 72 % erzielt. Der Haupttreiber dieses Erfolgs ist das Immuntherapie-Medikament Keytruda, das weltweit als Standardbehandlung für verschiedene Krebsarten anerkannt ist. Doch die Zukunft dieses Kassenschlagers ist ungewiss, da das Patent für Keytruda gegen Ende dieses Jahrzehnts ausläuft. Nun stehen wichtige strategische Entscheidungen für das Unternehmen an.
Die Zulassung von Pembrolizumab, dem generischen Namen von Keytruda, durch die FDA im Jahr 2014 markierte einen Meilenstein in der Krebstherapie. Das Medikament hat beeindruckende Resultate bei der Verlängerung der Überlebensraten und der Langzeitkontrolle von Krankheiten gezeigt, was sich in Umsatzzahlen widerspiegelt: Im letzten Jahr erzielte Keytruda 26,3 Milliarden Dollar an Verkäufen, was 50 % des gesamten Pharma-Geschäfts von Merck ausmacht. Allein im zweiten Quartal stiegen die Keytruda-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 16 % auf 7,3 Milliarden Dollar, was zu einem Umsatzwachstum von 7 % im selben Zeitraum beitrug.
Merck kann jedoch noch auf ein breites Produktportfolio blicken, das über 52 Medikamente umfasst, darunter Impfstoffe, akute Krankenhausversorgung, Kardiologie, Virologie und Diabetes. Das nächstgrößte Produkt ist der Gardasil-Impfstoff gegen das humane Papillomavirus (HPV), der im zweiten Quartal ein Umsatzwachstum von 1 % verzeichnete und rund 17 % zum Pharma-Umsatz beiträgt. Der kleinere Tiergesundheitssektor sorgt für eine gewisse Diversifizierung, macht jedoch weniger als 10 % des Gesamtgeschäfts aus.
Die bevorstehende Patentablösung von Keytruda im Jahr 2028 stellt eine Herausforderung dar. Auch wenn das Patent verlängert oder durch Ausnahmen geschützt werden könnte, muss Merck nach dem nächsten Umsatztreiber Ausschau halten. Momentan sieht die Lage jedoch vielversprechend aus: Für 2024 prognostiziert Merck ein Umsatzwachstum von 5 % bis 7 % gegenüber 2023 und einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um 7 % im Vergleich zu den Rekordergebnissen von 2022.
Die Strategie von Merck fokussiert sich auf die Sicherung neuer Indikationen für bestehende Medikamente und die Weiterentwicklung einer umfangreichen Pipeline neuer Kandidaten. Besonders vielversprechend sind die kürzlich zugelassenen Capvaxive, ein Impfstoff gegen Pneumokokken-Erkrankungen für Erwachsene, und Winrevair zur Behandlung von pulmonaler arterieller Hypertonie, die eine starke Resonanz am Markt erfahren.
Es bleibt jedoch unklar, ob Merck rechtzeitig einen Ersatz für Keytruda finden kann, zumal Konkurrenz durch Biosimilars in den nächsten zehn Jahren aufkommen könnte. Bedenken gibt es auch, dass alternative Behandlungsmethoden Marktanteile von Merck wegnehmen könnten. Jüngst veröffentlichte Phase-3-Studienergebnisse des Biotech-Unternehmens Summit Therapeutics, die zeigten, dass ihr Lungenkrebs-Medikament Ivonescimab das Risiko eines Krankheitsfortschritts im Vergleich zu Keytruda um 49 % senkte, haben dabei zusätzliches Risiko ans Licht gebracht.
In puncto Bewertung liegt Mercks Aktienkurs bei einem zukunftsorientierten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14, was im Vergleich zur Peer-Gruppe durchschnittlich ist. Zu diesen Konkurrenten gehören Johnson & Johnson, Pfizer, Novartis und Sanofi. Merck erscheint somit weder über- noch unterbewertet, sondern fair bewertet, wobei die derzeitige finanzielle Stärke und die längerfristigen Unsicherheiten abgewogen werden.
Investoren, die darauf vertrauen, dass das Management von Merck die Herausforderungen und Chancen meistern wird, haben Grund zu Optimismus. Es ist wahrscheinlich, dass die Merck-Aktie auch in fünf Jahren noch steigen wird und weiterhin solide Renditen bietet.