Simone Biles: Eine Legende setzt Maßstäbe im Leistungssport und darüber hinaus

Manila Esposito, die Bronzemedaillengewinnerin am Schwebebalken, stand sichtlich nervös vor der Presse. Bei ihrem kaum hörbaren Beginn griff Simone Biles ein und justierte das Mikrofon der italienischen Turnerin. Als später eine Frage an Espositos Teamkollegin Alice D'Amato gestellt wurde und diese zögerte, erinnerte Biles den Moderator freundlich daran, dass die Übersetzung Zeit benötigt.

Simone Biles' Expertise und Erfahrungsreichtum treten immer wieder zutage. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist sie im internationalen Wettkampfgeschehen präsent, angefangen als 16-Jährige mit festen Zahnspangen. Mittlerweile ist sie verheiratet, doch anstelle von Fragen zu Familienplänen wird sie nach ihrem nächsten großen sportlichen Ziel gefragt. Auf die Frage nach den Olympischen Spielen in Los Angeles antwortete Biles ausweichend und stellte klar, dass sie den Moment genießen wolle, bevor über die nächsten Schritte spekuliert werde.

Biles nutzte die sozialen Medien, um ihren Unmut über solche Fragen zu äußern. Sie appellierte daran, die Anstrengungen und Erfolge der Athleten zu würdigen, statt immer nach dem nächsten Highlight zu fragen. Sie selbst hat jede Hürde überwunden, sei es Alter, Verletzung oder mentaler Druck. Dies beweist sie erneut in Paris mit vier Medaillen, davon drei Goldene, trotz einer hartnäckigen Wadenverletzung.

Ihr Coach Cecile Landi wird bald die Position des Cheftrainers an der University of Georgia übernehmen. Auch ihr Mann und gleichzeitig Co-Trainer Laurent Landi wird in einem Jahr folgen. Dies scheint ein Zeichen des bevorstehenden Wechsels zu sein, doch Biles hat nichts mehr zu beweisen. Das hat sie schon vor drei Jahren hinter sich gelassen.

Nach ihren Problemen in Tokio setzte sich Biles intensiv mit ihrer mentalen Gesundheit auseinander. Sie sprach öffentlich über den Missbrauch durch Larry Nassar und hinterfragte ihre eigene Motivation und Liebe zum Sport. Mit großem Mut nahm sie sich eine Auszeit, um ihre Leidenschaft wiederzufinden.

Laurent Landi lobte ihre mentale Stärke und ihre Fähigkeit, sich nach einer Heilung zurückzukämpfen. Trotz ihrer Verletzung in Paris zeigte Biles immense Willenskraft und humorvolle Gelassenheit – "Y'all are nosy," witzelte sie gegenüber Reportern.

Am letzten Wettkampftag zeigte sich Biles' Menschlichkeit. Die Finals fühlten sich merkwürdig an ohne Hintergrundmusik, und die Medaillen gingen an diejenigen, die weniger Fehler machten. Als Biles bei einer Übung auf dem Schwebebalken stürzte, war die Überraschung groß. Doch sie kämpfte weiter und bewies ihren Stellenwert, selbst wenn sie nicht immer Gold gewann.

Simone Biles definiert Erfolg nicht allein über Medaillen, sondern durch ihre Authentizität und ihren Beitrag zur Diskussion um mentale Gesundheit. "Es geht um Langlebigkeit," betonte sie in einem Interview.

Eine Zuschauerin in Paris, beeindruckt von Biles’ Offenheit, lobte sie für ihre Rolle als Vorbild – nicht nur für Athleten, sondern für jeden, der mit persönlichen Herausforderungen kämpft.

Falls dies das Ende ihrer Karriere sein sollte, sollten wir alle die Erfolge und die Botschaft von Simone Biles schätzen.