Serben schocken Deutschland

Port Elizabeth (dpa) - Die schwarz-rot-goldene WM-Euphorie ist jäh gestoppt - doch Joachim Löw und die wütenden Spieler gaben sich ganz schnell wieder kämpferisch.

«Dass wir jetzt noch mehr unter Druck sind, ist klar. Nichtsdestotrotz werden wir die nächste Runde erreichen», versprach der Bundestrainer noch in den Katakomben des Nelson Mandela Bay Stadions, nachdem der erste Ärger über die bittere und unnötige 0:1 (0:1)-Niederlage gegen Serbien etwas verraucht war.

Fast eine Stunde hatte die deutsche Nationalmannschaft nach Gelb- Rot gegen Miroslav Klose in Unterzahl, aber mit großer Moral beim zweiten WM-Auftritt in Südafrika versucht, das Blatt zu wenden. «Aber es ist wirklich vieles gegen uns gelaufen», stöhnte Löw.

Nun droht Fußball-Deutschland sogar der erste Vorrunden-K.o. bei der 17. Weltmeisterschafts-Teilnahme. «Wir dürfen jetzt aber nicht den Kopf hängen lassen», forderte der Bundestrainer von seinem jungen Personal sofort eine Trotzreaktion im Gruppen-Endspiel am kommenden Mittwoch gegen Ghana. «Die älteren Spieler müssen jetzt den jüngeren unter die Arme greifen», erklärte Kapitän Philipp Lahm.

Erst einmal aber musste Löw die Enttäuschung und die Wut bei seinen Spielern eindämmen, die sich vor allem gegen den kleinlich pfeifenden spanischen Schiedsrichter Alberto Undiano richtete. «So macht es keinen Spaß mehr, Fußball zu spielen, wenn man nichts mehr machen kann auf dem Platz und gleich Gelbe Karten bekommt. So etwas habe ich noch nie erlebt», wetterte Bastian Schweinsteiger.

Das Spiel der Rückschläge für die eingebremsten deutschen Spaß-Fußballer begann am Freitag mit dem Platzverweis für Klose nach nur 37 Minuten. «Ich bin todtraurig», sagte Klose, der für das Spiel gegen Ghana gesperrt ist. Dann vergab Lukas Podolski erstmals im DFB- Trikot einen Elfmeter (60.) und verpasste damit vor 38 294 Zuschauern die allergrößte Chance zum Ausgleich.

«Eigentlich bin ich ja ein sicherer Schütze. Der war mit ganz viel Schmackes geschossen. Der Torwart hat die Ecke geahnt», kommentierte Podolski seinen bitteren Fehlschuss im 75. Länderspiel. Nur eine Minute nach dem sechsten WM-Platzverweis für einen deutschen Spieler nutzte in Milan Jovanovic (38.) der beste Serbe die Verwirrung zum Siegtor.

Wieder einmal das «verflixte» zweite Spiel: Fünf Tage nach dem in der Fußball-Welt groß gefeierten 4:0-Erfolg gegen Australien wurden Löws Himmelsstürmer in einer kampfbetonten Partie auf den Boden zurückgeholt. Und wie schon vor zwei Jahren bei der EURO die Kroaten beim 1:2 in Klagenfurt erwies sich im zweiten Turnierspiel ein Team vom Balkan als Spaßbremse. «Gelb-Rot, unmittelbar danach das 0:1, viele vergebene Chancen und der verschossene Elfmeter - es war nicht einfach, das alles wegzustecken», kommentierte Löw.

Sauer stampfte vor allem Klose in die Kabine, für den der Tag nach zwei dummen Fouls in ungefährlichen Zonen gelaufen war. «Ich sage, es ist ein Fußballspiel, ein Kampfsport», fluchte der 32-Jährige und wehrte sich: «Ich habe mich nicht zu doof angestellt.» Der elffache WM-Torschütze sah in seinem 98. Länderspiel schon in der 12. Minute wegen eines taktischen Fouls Gelb und musste acht Minuten vor der Pause vom Feld, als er Dejan Stankovic am Mittelkreis übermotiviert von hinten in die Parade fuhr. «Ich versuche den Ball zu spielen.»

«Das haut eine Mannschaft natürlich nach hinten», bemerkte Kapitän Lahm. Vor allem Podolski ließ neben dem Elfmeter noch weitere Chancen ungenutzt. Als letzter Deutscher bei einer WM war Carsten Ramelow 2002 vorzeitig in die Kabine geschickt worden. «Das war kein gelbwürdiges Foul», beurteilte Löw die Situation, schloss aber an: «Man muss nicht unbedingt dort versuchen, den Ball von hinten zu gewinnen.» Schweinsteiger sah Referee Undiano als den Hauptverantwortlichen für den Absturz: «Wenn ich ehrlich bin, ja.»

Um sich für das WM-Achtelfinale zu qualifizieren, muss Löws Elf am Mittwoch in Johannesburg unbedingt ihr letztes Spiel der Gruppe D gegen Ghana gewinnen. «Wir müssen jetzt Teamgeist zeigen. Wir haben ein richtiges Endspiel», betonte Podolski, der den ersten WM-Elfmeter für Deutschland seit 1974 verschoss - damals war Uli Hoeneß im Spiel gegen Polen gescheitert.

«Der Druck im nächsten Spiel ist enorm. Das ist ein absolutes K.o.-Spiel, ein Sechzehntelfinale», erklärte Per Mertesacker, der gemeinsam mit Philipp Lahm den entscheidenden Luftkampf des Tages gegen den Serben-Riesen Nikola Zigic verlor. Zuvor hatte der links hinten überforderte Youngster Holger Badstuber eine Flanke von Milos Krasic nicht verhindern können. Jovanovic hatte keine Mühe, die Vorlage des 2,02 Meter-Riesen im deutschen Tor unterzubringen. Den Ausgleich noch vor der Pause verhinderte die Latte bei einem wuchtigen Schuss von Sami Khedira (45.).

Gegen die mit zwei Abwehrketten operierenden Serben gab es für Mesut Özil und Thomas Müller lange Zeit praktisch kein Durchkommen. Auch die späten Einwechslungen von Cacau, Marko Marin und Mario Gomez brachten die Wende nicht mehr. «Wir haben deutlichste Möglichkeiten nicht reingemacht. Wir hätten es verdient gehabt zu gewinnen», sagte Mertesacker. Als einer der ersten war DFB-Präsident Theo Zwanziger nach dem Abpfiff in die Kabine gegangen, in der es sehr still war. «Ihr könnt jetzt fünf Minuten traurig sein, dann geht es weiter. Dann geht das Turnier erst los», erklärte Zwanziger den Spielern.

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## Orte - [Nelson Mandela Bay Stadium](70 Prince Alfred Road, Port Elizabeth 6001, Südafrika)

Fußball / WM / Deutschland / Serbien
19.06.2010 · 09:30 Uhr
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