Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten: Politdrama mit leichtem Unterhaltungswert
Die bevorstehende Bundestagswahl wirft ihren Schatten voraus: Erstmals trafen die Kanzlerkandidaten der SPD, Union, Grünen und AfD bei einem TV-Duell von RTL aufeinander, um die zentralen politischen Herausforderungen zu debattieren. Hierbei prallten differente Ansichten zu Migration, Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie den Umgang mit dem Ukraine-Krieg aufeinander.
Einer Forsa-Umfrage zufolge sahen die Zuschauer den CDU/CSU-Kandidaten Friedrich Merz als Sieger dieser lebhaften Diskussion. Der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz machte in der Debatte klar, dass er die irreguläre Migration weiterhin reduzieren wolle. Demgegenüber stellte Merz die Effizienz der Abschiebepolitik infrage und regte Gespräche mit den Taliban zur Rückführung von Flüchtlingen an, was von den Grünen als unklug bezeichnet wurde. AfD-Chefin Alice Weidel kritisierte den 'Kontrollverlust' bei der Migration.
US-Vizepräsident J.D. Vance sorgte mit seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz für zusätzlichen Diskussionsstoff, indem er vor einer kooperativen Abgrenzung von der AfD warnte. Scholz und Merz hielten dies für einen unangebrachten Eingriff in den Wahlkampf. Die Auseinandersetzung um die rechtsradikalen Tendenzen in der AfD führte zu einer hitzigen Debatte, die von Weidel als beleidigend empfunden wurde. Merz verurteilte die AfD scharf und warf Weidel vor, radikale Parteimitglieder wie Björn Höcke zu fördern.
In der Diskussion über Wirtschafts- und Finanzpolitik klafften die Meinungen der Kandidaten ebenso weit auseinander. Während Scholz und Habeck die Steuerpolitik von Union und AfD als sozial ungerecht bezeichneten, kritisierten Merz und Weidel die wirtschaftlichen Entscheidungen der aktuellen Regierung. Merz forderte eine Reduzierung der Bürokratie und Steuersenkungen für Unternehmen; Weidel plädierte für Technologieoffenheit bei Energiequellen.
Für Auflockerung sorgte eine Frage zu einem möglichen Aufenthalt im RTL-Dschungelcamp. Merz, Habeck und Scholz zeigten eine klare Präferenz für politische Opposition gegenüber einem Aufenthalt im Camp. Weidel hingegen äußerte, dass das Dschungelcamp schlimmer sei. Trotz der hitzigen Diskussion zeigte die Meinungsumfrage, dass der Ausgang der Wahl durch diese und ähnliche Debatten kaum beeinträchtigt wird.