Schäuble-Sprecher tritt nach Demütigung zurück
Berlin (dpa) - Finanzminister Wolfgang Schäuble hat seinen Sprecher Michael Offer öffentlich bloßgestellt. Der zieht die Konsequenzen und geht. Er sieht das Vertrauensverhältnis gestört. Unionspolitiker nehmen Schäuble in Schutz.
Nach der öffentlichen Bloßstellung durch Schäuble zog Offer die Konsequenzen aus dem Umgang des Ministers mit ihm. Den letzten Ausschlag gab eine öffentliche Rüge des Ministers auf einer Pressekonferenz vergangene Woche in Berlin.
Schäuble erklärte in einer knappen Mitteilung am Dienstag, Offer habe ihn gebeten, ihn von seiner Funktion als Sprecher des Ministers zu entbinden: «Diesem Wunsch habe ich heute entsprochen.» Nach dpa-Informationen hat Offer den Schritt damit begründet, dass er als Pressesprecher nicht das volle Vertrauen des Ministers habe. Am Montagnachmittag hatten Schäuble und Offer nochmals über die weitere Zusammenarbeit gesprochen.
Schäuble hatte Offer am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz zur Steuerschätzung vor laufenden Kameras in ungewöhnlich scharfer Form zurechtgewiesen. Der Grund: Unterlagen waren nicht rechtzeitig verteilt worden.
Der rüde Umgang des Ministers mit einem engen Mitarbeiter hatte auch bei Union und FDP für teils heftige Kritik gesorgt. Angesichts des Wirbels in den Medien über seinen Auftritt hatte Schäuble dann erklärt: «Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert.» Damit sah die Regierung den Vorfall als erledigt an.
Unionspolitiker stellten sich am Dienstag hinter Schäuble. CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich sagte: «Wolfgang Schäuble macht einen super Job.» Der Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Altmaier (CDU), der vier Jahre lang Parlamentarischer Innenstaatssekretär unter Schäuble war, sagte: Die Umgangsformen Schäubles seien in dieser Zeit «immer von großem gegenseitigen Respekt geprägt gewesen».
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Schäuble ebenfalls Rückendeckung gegeben. Die Kanzlerin habe keine Zweifel an der Personalführungskompetenz ihres Finanzministers, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag gesagt.