Remothered – Klassischer Horror mit Verfolgungswahn
Remothered hat seinen Ursprung als 2D Horrorspiel, welches mit der Engine des RPG Makers XP gebastelt wurde. Bis 2012 wurde an diesem Spiel gewerkelt, eine geplante Fortsetzung wurde gecancelt. Im Oktober 2017 erschien dann allerdings „Remothered: Tormented Fathers“ als Early Access auf dem PC. Darril Arts als Director und Autor schuf hier zusammen mit dem Studio Stormind Games das erste Horrospiel einer geplanten Trilogie. Mittlerweile ist es fertig entwickelt und auch auf der Playstation spielbar. Diese Version wurde uns zur Verfügung gestellt, weswegen wir die Zimmer abgedunkelt und uns in das Spiel geworfen haben. Mittlerweile ist das Zittern auch wieder abgeklungen, so dass ihr nun unseren Test lesen könnt.
Crime vs. Horror Story
Italien (oder war es doch England? Je mehr ich drüber nachdenke, desto unsicherer bin ich mir) in den frühen 70er Jahren: In einer überwucherten Gasse steigt Rosemary Reed aus ihrem Wagen. In ihrer Tasche hat sie das Foto der vermisste Celeste Felton sowie die Krankenakte ihres Vaters, Richard Felton. Dieser war lange Zeit in Behandlung, da seine Innereien unter einem parasitären Befall litten. Miss Reed begibt sich also zum Haus der Familie, um mit dem alten Herren des Hauses unter einem medizinischen Vorwand über das Verschwinden des damals 13-jährigen Mädchens zu sprechen. Nach kurzer Zeit reagiert dieser allerdings sehr ungehalten, da unsere Hauptcharakterin sich unter falschen Vorwänden Zutritt zum Haus verschafft hat und verweist sie kurzerhand des Grundstücks.
Natürlich lässt sich Rosemary davon nicht abhalten, verschafft sich nachts Zugang in das Haus und forscht auf eigene Faust weiter nach. Doch schnell stellt sich heraus, dass der gute Herr Felton weitaus schlimmere Folgen aus seiner Krankheit gezogen hat. Irgendetwas stimmt hier nicht und ihr seid in Form von Rosemary nun in der Situation, irgendwie wieder aus dem Haus zu entkommen, nötige Hinweise zu sammeln und bloß nicht in die Hände des verrückten alten Mannes zu fallen. Dieser verfolgt euch nämlich kurzerhand mit einer scharfen Sichel durch sein gesamtes Gebäude.
Remothered: Home Sweet Home
Eine Taschenlampe und einige wenige Gegenstände, die ihr im Haus findet, dienen euch als Hilfsmittel. Ihr schleicht durch die Flure des riesigen Anwesens, wobei viele Türen verschlossen sind und erst später betreten werden können. Dazu sind logischerweise Schlüssel nötig, die an unterschiedlichsten Stellen versteckt sind. An anderen Stellen findet ihr Gegenstände, die ihr an unterschiedlichen Orten des Hauses kombinieren müsst, um so weiter voranzukommen. Interessante Entdeckungen werden dabei immer in eurem Journal notiert, welches über das Pausenmenü abrufbar ist. So vergesst ihr nichts wichtiges, da sich bei einigen Rätsel nicht wirklich erschließt, warum ihr jetzt genau dort etwas suchen müsst.
Während ihr also im Haus eure Aufgaben löst, müsst ihr durchgehend aufpassen, nicht in die Hände des verrückten Feltons zu fallen. Sieht er euch, heißt es nur noch rennen. Ihr könnt euch dann in Schränken oder unter Sofas verstecken, bis er die Verfolgung abbricht. Manchmal ist ein kleines Minispiel zu lösen, damit er euch nicht im Versteck entdeckt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, ihn entweder mit Gegenständen abzuwerfen oder so Geräusche erzeugen, um ihn in die falsche Richtung zu locken. Auch Verteidigungsgegenstände wie Messer oder Scheren sind auffindbar, welche ihr benutzen solltet, falls der alte Sack euch doch mal in die Finger kriegt.
Ist das der Wind oder läuft da jemand?
Das Sounddesign in Remothered ist dabei nicht zu verachten. Knarzende Böden, die Schritte des Hausherren und seine aufgebrachten Rufe durch das leere Haus erzeugen Stress und Gänsehaut. Durch das Klackern eurer hohen Schuhe (weiß Gott, warum Rosemary die nicht einfach auszieht) ist euch auch jederzeit sofort klar, ob ihr selber gerade zu viel Lärm macht. Leider schafft es das Spiel dabei nicht, den Ton vernünftig abzumischen. Ihr könnt nie sicher sagen, wo sich euer Widersacher gerade befindet. Selbst wenn er gerade ein Stockwerk über euch oder in einem anderen Raum ist, klingt seine Stimme manchmal unnatürlich nah.
Versteckt ihr euch hinter einer Säule oder einem Vorhang, so ist ebenfalls nie klar, wo genau sein Sichtfeld hinreicht. Steckt ihr also nicht in einem der eindeutigen Verstecke, ist alles weitere eher ein Glücksspiel. Glücklicherweise funktionieren alle anderen Mechaniken dabei recht flüssig, so dass ihr immerhin volle Kontrolle über eure Flucht habt. Da das gesamte Spiel in einem großen Haus stattfindet, habt ihr irgendwann auch die nötige Orientierung, so dass dieses Problem immer weniger ins Gewicht fällt. Falls alles doch mal scheitert, werdet ihr kurzerhand zum letzten Speicherstand zurückgesetzt, welche ihr immer manuell an einem der Spiegel im Haus anlegen müsst. Hier könnt ihr euch bei Bedarf auch heilen, wobei das für uns selten von Nöten war.
Ein Hin und Her
Remothered hat so seine optischen Macken. Man merkt, dass hier kein riesiges Budget vorhanden war, so dass viele Animationen noch nach der letzten Konsolengeneration aussehen. Auch die deutsche Übersetzung hat dabei so einige Lücken. Wir empfehlen euch daher ganz klar die englischen Texte, sofern ihr der Sprache mächtig seid. Doch das Spiel schafft es, diese kleinen Defizite durch atmosphärische Beleuchtung zu umgehen. Die große, leere Villa wirkt von der ersten Sekunde an bedrückend und unheimlich und vor allem wie ein echtes Gebäude. Obwohl ihr hier keiner Horde von Gegner ausgesetzt seid, sondern immer nur vor ein oder zwei Verrückten Menschen fliehen müsst, ist Herzrasen garantiert. Selbst in augenscheinlich sicheren Momenten schleicht man lieber ein paar Meter zu viel, als dann doch plötzlich um eine Ecke zu blicken und vor Schreck aufzuschreien.
Einzig die Zwischensequenzen ziehen einen immer wieder etwas aus der Stimmung. Die Animationen der Figuren brechen einfach zu stark die aufkommende Immersion. Und das ist sehr schade. Die Geschichte ist nämlich äußerst interessant und lohnt sich, bis zum Ende verfolgt zu werden. Nach 4-5 Stunden seid ihr zwar durchaus verwirrt, dröselt aber eine Erzählung auf, die einige spannende Wendungen bereit hält. Diverse Zeitungsartikel und Monologe eurer Widersacher zeichnen ein Bild einiger Geschehnisse, die einerseits Unbehagen hervorrufen, andererseits aber völlig neue Perspektiven auf die vorherigen Erlebnisse im Haus werfen.
Fazit
Allein deswegen lohnt es sich durchaus, einen Blick auf Remothered zu werfen. Eine tolle Geschichte in einem wirklich mitreißenden Setting weiß über die gesamte Spielzeit zu überzeugen. Dementsprechend kurzweilig ist dieser kleine Schocker also auch. Natürlich hat es hier und da seine Probleme. Die hölzernen Animationen nehmen den Flair aus vielen Zwischensequenzen. Die KI fällt ebenfalls immer wieder auf. Denn wenn euch die Bösewichte mal sehen, ist ihr Verhalten bei der Verfolgung äußerst berechenbar.
Kritisieren kann man auch, dass das Haus als Schauplatz mit der Zeit eventuell etwas eintönig wird. Zum Glück verändert sich hier und da immer mal wieder etwas und neue Räume werden zugänglich. Andere Spiele mit ähnlichem Setting wie zum Beispiel das erste Resident Evil schaffen es da etwas besser, die Abwechslung hoch zu halten. Doch dank der kurzen Spielzeit überzeugt vor allem die Atmosphäre gegenüber den kleinen Schwächen. Wenn ihr also gerne Horrorspiele mögt, habt ihr hier einen erfrischenden Neuling, bei dem wir uns wirklich auf die geplanten Nachfolger freuen.