Reaktionen auf die US-Wahl: Schock und Empörung in Europa

04. November 2020, 20:40 Uhr · Quelle: dpa

Berlin/Brüssel (dpa) - Der Nervenkrieg um die US-Präsidentschaftswahl schockt und empört Berlin und Brüssel.

Politiker fast aller deutschen Parteien üben scharfe Kritik am Verhalten von Amtsinhaber Donald Trump, der sich in einem extrem engen Rennen gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden vor Auszählung aller Stimmen zum Sieger ausgerufen hatte. Und viele kommen zu den Schluss: Europa muss sich auf sich selbst besinnen.

In Deutschland und der Europäischen Union starrten viele nicht nur ungläubig auf den unerwartet engen Wahlausgang, sondern auch auf Trumps beispielloses Manöver. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nannte die unklare Situation im ZDF «sehr explosiv» und sprach in der «Rheinischen Post» von einer «Schlacht um die Legitimität des Ergebnisses».

Bundesaußenminister Heiko Maas rief alle Politiker in den USA dazu auf, in der Bevölkerung für die Anerkennung des noch ausstehenden Ergebnisses der Präsidentenwahl zu werben. «Die Wahlbeteiligung in den USA war bei dieser Wahl historisch hoch - leider auch die Polarisierung. Deshalb ist es wichtig, dass alle Politiker, die die Menschen direkt erreichen, Vertrauen in den Wahlprozess und die Ergebnisse herstellen», sagte der SPD-Politiker.

SPD-Chefin Saskia Esken wurde deutlicher und warf Trump antidemokratisches Verhalten vor. Vertreter von Linken und Grünen sprachen von einem «Angriff auf die Demokratie». FDP-Chef Christian Lindner sagte im ZDF eine «dramatische Konfliktsituation» voraus, der die USA womöglich nicht mehr handlungsfähig sein könnten.

Deutsche EU-Abgeordnete stießen ins selbe Horn. Der Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer sagte, etwas Vergleichbares habe es seit der Gründung der Vereinigten Staaten vor mehr als 230 Jahren nicht gegeben. Die FDP-Europapolitikerin Nicola Beer warf Trump vor, die USA sehenden Auges in einer Verfassungskrise zu steuern. Der SPD-Abgeordnete Udo Bullmann wünschte den USA ein Ende des Alptraums.

Von höchster Stelle in Europa kam dagegen beredtes Schweigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich ebenso wenig wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratschef Charles Michel oder Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Sie alle vermieden es tunlichst, vorschnell aufs falsche Pferd zu setzen. Einer allerdings ließ sich von solch diplomatischen Gepflogenheiten nicht abhalten: Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa preschte vor und gratulierte Trump schon zum möglichen Sieg. Der sei ja ziemlich klar, schrieb der rechtsnationale Politiker auf Twitter.

Die französische Nationalistin Marine Le Pen äußerte sich ebenfalls positiv über einen möglichen Wahlsieg Trumps. Und AfD-Chef Jörg Meuthen konnte die Aufregung über dessen Verhalten nicht nachvollziehen. Man müsse sich deshalb keine Sorgen um das Funktionieren der Demokratie in den USA machen, sagte er.

Was kaum jemand offen aussprach: In Deutschland und auch auf EU-Ebene hatten viele auf eine eindeutige Mehrheit Bidens gehofft. In Umfragen vor der Wahl hatte sich eine große Mehrheit den Herausforderer von der Demokratischen Partei als US-Präsidenten gewünscht, nur etwa jeder Zehnte war für Trump.

Auf politischer Ebene ist es nicht viel anders, denn Trump sorgte international in den vergangenen vier Jahren für viel Unruhe. So stürzte er beispielsweise das Verteidigungsbündnis Nato in eine schwere Krise, indem er mit dem Ausstieg der USA drohte und Zweifel daran weckte, ob die Vereinigten Staaten im Ernstfall ihrer militärischen Beistandsverpflichtung nachkommen würden.

Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist unter dem 74-Jährigen auf einen Tiefpunkt abgesackt. Eine Wiederwahl würde die Bundesregierung kalt erwischen, meinte der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen: «Wir sind darauf nicht vorbereitet.»

Trump hatte das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt, was ausgerechnet an diesem Mittwoch wirksam wurde. Er stieg zudem aus dem Iran-Atom-Deal aus. Beides sind Kernanliegen der EU. Trump feuerte zudem Breitseiten gegen internationale Gremien wie die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Welthandelsorganisation WTO - kurz: gegen das Prinzip der internationalen Zusammenarbeit vieler Staaten, genannt Multilateralismus - also genau das Prinzip, auf dem auch die EU gründet.

Europa hoffte auf schnelle und eindeutige Rückkehr zu dieser auf Kooperation und Regeln ausgelegten Weltordnung, doch diese klare Absage an den «Trumpismus» kam nicht, soviel zumindest war am Mittwoch klar. Europa müsse deshalb «seine eigene Kraft entfalten», so sagte es Vizekanzler Olaf Scholz. «Es geht also um europäische Souveränität, wenn wir über die Politik der Zukunft diskutieren.»

Wahlen / #USWahl2020 / USA / Deutschland / Europa
04.11.2020 · 20:40 Uhr
[32 Kommentare]
Zwei Tote bei Brand in Einfamilienhaus
St. Leon-Rot (dpa) - Bei einem Brand sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr sei am frühen Morgen über einen Brand in einem Einfamilienhaus in St. Leon-Rot (Baden-Württemberg) informiert worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Flammen seien gegen 3.00 Uhr in einem Haus in der südlich von Heidelberg gelegenen Gemeinde ausgebrochen. Warum es brannte, war zunächst unklar. Zu der Identität […] (00)
vor 13 Minuten
Hayley Williams
(BANG) - Hayley Williams ist während eines Auftritts von 'Misery Business' mit PinkPantheress beim Austin City Limits kurz "ohnmächtig geworden". Die Paramore-Frontfrau erlitt 2022 beim gemeinsamen Auftritt mit der 'Boy’s a Liar'-Sängerin auf dem Musikfestival eine kurze Episode. Sie erzählte Amy Poehler im 'Good Hang'-Podcast: "Ich bin beim ACL [Austin City Limits] während der letzten Albumphase […] (00)
vor 20 Stunden
Show-Finale von TV-Legende Gottschalk
Köln/Hürth (dpa) - Es gibt einen Moment in der großen Abschiedsshow von Thomas Gottschalk, da wird er mit dem Sandmännchen verglichen. Es soll geraten werden, wer von beiden jünger ist - die glitzernde Show-Legende oder der etwas biedere Zipfelmützen-Mann. Gottschalks alter Wegbegleiter Mike Krüger wittert Majestätsbeleidigung. «Was für ein Vergleich! », ruft er empört. «Thomas, sie haben dich mit dem Ost- […] (00)
vor 5 Stunden
ARC Raiders: Quest-Guide – So gelingt dir „Greasing Her Palms“
Die Quest „Greasing Her Palms“ (dt. etwa „Jemandem die Hände schmieren“) gehört zu den aufwendigeren Aufträgen, die du von den Händlern in Esperanza erhältst. Sie ist deshalb besonders anspruchsvoll, weil sie dich nicht nur auf eine, sondern gleich auf drei verschiedene Karten in der verwüsteten Welt von ARC Raiders schickt. Um sie erfolgreich abzuschließen, musst du drei spezifische Orte […] (00)
vor 17 Stunden
Netflix zeigt «People We Meet on Vacation»
Die romantische Bestsellerverfilmung bekommt ihren ersten offiziellen Trailer. Netflix hat den offiziellen Trailer zu People We Meet on Vacation veröffentlicht. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Emily Henry erscheint weltweit am 9. Januar 2026 und bringt eine der beliebtesten Romance-Geschichten der vergangenen Jahre auf den Bildschirm. Im Zentrum stehen Poppy (Emily Bader) und Alex (Tom Blyth) – zwei Menschen, die unterschiedlicher […] (00)
vor 1 Stunde
Spanien - Deutschland
Dortmund (dpa) - Der DJ in der Dortmunder Westfalenhalle hatte keinen Zweifel an einer erfolgreichen Medaillenmission der deutschen Handballerinnen. Der Party-Hit «Der Zug hat keine Bremse» dröhnte durch die Lautsprecherboxen, als über 10.000 Fans das DHB-Team frenetisch Richtung WM-Viertelfinale verabschiedeten. Legt die deutsche Riege am Dienstag (17.15 Uhr/ZDF) eine Vollbremsung hin oder rollt […] (00)
vor 55 Minuten
Schott Pharma blickt verhalten auf 2026
Ein Übergangsjahr statt Wachstumsschub Schott-Pharma-Chef Andreas Reisse formuliert es offen: 2026 werde ein Übergangsjahr – eines, in dem das Unternehmen im schwierigen Marktumfeld vor allem die nächste Wachstumsphase vorbereiten müsse. Der Ton ist ungewohnt defensiv für einen Konzern, der beim Börsengang zu den deutschen Wachstumshoffnungen zählte. Im noch jungen Geschäftsjahr 2025/26 peilt […] (00)
vor 1 Stunde
Future Fuels beschleunigt Uranexploration im “Hornby Basin”
Lüdenscheid, 06.12.2025 (PresseBox) - Future Fuels Inc. (ISIN: CA36118K1084 | WKN: A40TUW). Future Fuels oder das Unternehmen, freut sich bekannt zu geben, dass es offiziell das Genehmigungsverfahren für Bohrungen in seinem zu 100 % unternehmenseigenen Uranprojekt “Hornby Basin” eingeleitet hat, das sich etwa 95 Kilometer südwestlich von Kugluktuk (Nunavut) befindet. Der wichtigste Vermögenswert […] (00)
vor 22 Stunden
 
Bald wird im Oberrheingraben Lithium für 500.000 Stromer-Akkus im Jahr gefördert
Bislang ist Lithium aus der Batterieproduktion nicht wegzudenken – und Deutschland abhängig von […] (10)
BSW-Bundesparteitag
Magdeburg (dpa) - Nach dem Rückzug von Sahra Wagenknecht aus der ersten Reihe ihrer Partei will […] (01)
Ukrainekrieg - Kostjantyniwka
Berlin (dpa) - Der Rechtsextremismus in Deutschland beunruhigt Menschen ohne […] (02)
Ukraine-Krieg - Servicefrauen
Kiew (dpa) - Nach intensiven Gesprächen der USA und der Ukraine über Eckdaten eines […] (00)
VfB Stuttgart - FC Bayern München
Berlin (dpa) - Der FC Bayern ist nach einer weiteren Gala-Vorstellung in der Fußball-Bundesliga […] (04)
Wiedergeborene Kriegsgöttin: Miary Zo rundet das DLC-Line-up von TEKKEN 8 ab
Zum Abschluss von Season 2 wird das DLC-Roster in TEKKEN 8 um die mächtige neue Kämpferin […] (00)
Rückkehr aus der Krise: Warum Block plötzlich wieder Hoffnung macht
Block hat ein Jahr hinter sich, das selbst für den durch Turbulenzen gewohnten Fintech-Sektor […] (00)
Bushido
(BANG) - Bushido meldet sich erstmals öffentlich nach dem angekündigten Beziehungs-Aus mit […] (00)
 
 
Suchbegriff