Quarterback-Entwicklung in Football: Eine von Tom Brady kritisierte Misere
Seit Tom Bradys Übergang vom Quarterback zum Kommentator bringt er unverblümte Meinungen mit: So kritisiert er unter anderem die Entwicklung von Quarterbacks im modernen Football. Aktueller Anlass seiner Kritik ist die Entscheidung der Carolina Panthers, den Zweitjahres-Quarterback Bryce Young nach einem misslungenen 0-2-Start auf die Bank zu setzen. Young, der zu den bestbezahlten Spielern gehört, ist wahrlich nicht der einzige strauchelnde Quarterback – aber wohl der prominenteste.
Zu Bradys Zeiten mussten Quarterbacks von der Basis ankämpfen: nach der High School ging es ohne Transferportal oder NIL (Name, Image, Likeness) durch die harten Reihen der viert- oder sogar siebts-platzierten Spieler. Heutzutage sei das anders, argumentiert Brady. Die Spieler könnten wechseln, sobald sie frustriert sind, und würden sofort spielen und zudem noch fürstlich bezahlt. Häufige Trainerwechsel beeinflussten die Entwicklung der Spieler zusätzlich negativ.
Ein Paradebeispiel dafür ist Bryce Youngs Karriere bei Alabama. Obwohl er nie das Transferportal nutzte oder unter einem anderen Trainer als Nick Saban spielte, profitierte Young von einem herausragenden Team um sich herum. Mit talentierten Mitspielern und einer überlegenen Mannschaft dominierte Alabama oft haushoch die Spiele. Dennoch standen Young in der NFL, nun ohne all diese Unterstützungen, vor erheblichen Herausforderungen.
Eine ähnliche Geschichte lässt sich bei Justin Fields und seiner Zeit an der Ohio State wiederfinden: auch er umgeben von High-Level-Talent und wenig Wettbewerb. Diese Umstände sorgten dafür, dass grundlegende Fehler oft unbestraft blieben, was in der professionellen Liga nicht der Fall ist. Hier wird jeder Fehler sofort aufgedeckt, und in Bryce Youngs Fall führte das zu einem raschen Verlust des Selbstvertrauens und zu häufigen Misserfolgen auf dem Spielfeld.
Young bringe zweifellos Talent mit und wurde von NFL-Scouts intensiv bewertet, jedoch könne auch der talentierteste Spieler in einem disfunktionalen Umfeld wie dem von Carolina seine Fähigkeiten kaum voll entfalten. Der problematische Franchise-Eigentümer, David Tepper, trug durch regelmäßige Trainerentlassungen zur Instabilität bei, was es Young noch schwerer machte, in der NFL Fuß zu fassen. Mit wenigen Ausnahmen konnte Young nur selten positive Momente verzeichnen.
Die Frage, ob Youngs Zeit in Carolina endgültig vorbei ist, bleibt ungewiss. Erfolg und Misserfolg sind selten endgültig im Football, besonders nicht für jemanden mit Youngs Talent. Eventuell kann das Coaching-Team um Dave Canales seine Probleme in den Griff bekommen, während der erfahrene Andy Dalton vorübergehend übernimmt. Doch wie die Geschichte weitergeht, ob Carolina sich trennt oder Young eine neue Chance erhält, bleibt abzuwarten. Jedenfalls, so mahnt Brady, sollten dann zumindest die grundlegenden Probleme der Quarterback-Entwicklung ernst genommen werden – nicht nur wegen Bryce Young, sondern auch für die Zukunft des Sports.