Qianfan: China's Antwort auf Starlink erobert den Orbit
Mit einem erfolgreichen Start einer Long March 6a-Rakete vom Taiyuan Satellite Centre in der nördlichen Provinz Shanxi macht sich Qianfan, das ambitionierte chinesische Satellitennetzwerk, auf den Weg, eine sogenannte „Mega-Konstellation“ von Tausenden Satelliten aufzubauen. Ziel ist es, Highspeed-Internet global bereitzustellen. Mit diesem dritten Satellitenstart will Qianfan in die Fußstapfen von SpaceX treten, dessen Starlink-Projekt inzwischen weltweit bekannt ist. Starlink hat in den letzten vier Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und zählt mittlerweile über vier Millionen Nutzer, darunter Fluggesellschaften und Kreuzfahrtschiffe.
Qianfan, das auch als „60 Starlink“ bezeichnet wird, plant nach Angaben aus Einreichungen bei der International Telecommunication Union, eine Konstellation von bis zu 14.000 Satelliten. Bereits im August und Oktober wurden die ersten beiden Satellitenbatches erfolgreich ins All geschossen. Bis 2025 sollen rund 648 Satelliten für Qianfan im All kreisen. Das Projekt des Shanghai-Stadtregierung hat damit das rivalisierende GuoWang-Projekt der Zentralregierung vorerst überholt.
Diese Satelliten könnten insbesondere die abgelegenen, ländlichen Gebiete Chinas mit Internet erschließen, in denen rund 300 Millionen Menschen bisher keinen regelmäßigen Zugang haben. Ein Bedarf, den Starlink in China aufgrund fehlender Betriebslizenzen und der strikten Internetkontrolle nicht decken kann. Außerdem könnte Qianfan auch in Ländern wie Iran und Russland Fuß fassen, wo Starlink ebenfalls keine Betriebserlaubnis hat. Auch neutralen Staaten wie Indien oder der Türkei könnte eine Alternative zu SpaceX willkommen sein, nicht zuletzt wegen der engen Verbindung zwischen Elon Musk und der amerikanischen Politik.
Qianfan hat bereits ein Kooperationsabkommen mit Brasilien geschlossen, nachdem es zuvor zu Spannungen zwischen Musk und der brasilianischen Justiz gekommen war. Nachdem SpaceX wegen eines Streits über Netzwerksperren mit Problemen in Brasilien zu kämpfen hatte, könnte das chinesische Angebot geopolitisch attraktiv sein.
Qianfan ist Teil von Chinas weitreichenden Weltraumplänen, zu denen auch die Raumstation Tiangong und die Mondmission Chang'e 6 gehören. Diese Investitionen unterstreichen Chinas Ambitionen, sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich führend zu werden. Der Aufbau solcher Mega-Konstellationen wird zunehmend als strategisch wichtig erachtet. In Europa, Indien und Taiwan gibt es ähnliche Initiativen.
Die militärische Bedeutung solcher Netzwerke zeigt sich am Beispiel des Kriegs in der Ukraine, wo Starlink ukrainischen Streitkräften als Kommunikationsmittel dient. Während der Bau von wiederverwendbaren Raketen, wie sie SpaceX verwendet, in China noch in den Kinderschuhen steckt, hat das Land eine Vielzahl von Raketenstartups, die an solchen Technologien arbeiten. Die China Academy of Launch Vehicle Technology plant mit der Long March 9, ähnliche Sprünge wie SpaceX zu machen.

